Damit Menschen ihren Platz in der Gesellschaft finden, müssen sie früh lernen, wie Mitsprache und Teilhabe an der Gesellschaft funktionieren. Das fängt schon in Kindertagesstätten (Kitas), Kindertagespflegeeinrichtungen oder der Offenen Ganztagsschulbetreuung an. Die Familienbildungsstätte Katholisches Forum in Krefeld hat jetzt eine Fortbildung für dieses Fachpersonal angeboten.
Spätnachmittags in der Uerdinger Zwergenstube. Wo sonst muntere Kleinkinder durch die Gegend wuseln, haben sich sechs Leiterinnen von Kindertagespflegeeinrichtungen im Stadtteil zur Evaluation verabredet. Sie sind Teilnehmerinnen des Projektes „Du + Ich = Wir – Demokratie leben wir gemeinsam!“, das die Familienbildungsstätte Katholisches Forum in Krefeld aktuell für Kindertagespflegeeinrichtungen und Offene Ganztagsschulbetreuung anbietet.
2023 hatte das Forum das Projekt bereits für Kitas in der Region angeboten. „Wir sind froh, dass wir es jetzt auch für OGS und Kindertagespflege realisieren konnten“, sagt Carmen Killeit, beim Katholischen Forum Fachbereichsleiterin für Fort- und Weiterbildungen in der Arbeitswelt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt und ist für die teilnehmenden Fachkräfte kostenlos. Die 15 für den Stadtteil Uerdingen zur Verfügung stehenden Plätze waren sofort ausgebucht, im Mai hatte das Projekt begonnen. Jetzt ist das letzte Reflexionstreffen mit Referent Michael Weyer. Welche Erfahrungen haben sie mit Teilhabe und Mitbestimmung gemacht? Konnten sie vermittelte Inhalte umsetzen? Wie hilfreich sind die Materialien, die die Teilnehmerinnen an die Hand bekommen haben? Verstehen die Eltern die Materialien, die für sie zur Unterstützung gedacht sind?
Teilhabe und Mitsprache kamen in ihren Einrichtungen in vielen Bereichen auch schon vorher zum Tragen. Zum Beispiel bei der Frage, welche Ausflüge unternommen werden. Am Beispiel Essen deklinieren die Einrichtungsleiterinnen einmal durch, wie Kinder mitbestimmen (zum Beispiel den Speiseplan mit auswählen) und wo sie Grenzen setzen (gegessen wird am Tisch, es wird nicht beim Essen gespielt). Denn Partizipation bedeutet nicht, Kinder einfach machen zu lassen, unterstreicht auch Michael Weyer. Es brauche einen klaren Rahmen, der biete dann auch die Sicherheit, diese Grenzen einmal auszutesten und sich vielleicht mehr zuzutrauen.
Das Thema sei gerade sehr aktuell. Denn nicht zuletzt fragen sich auch viele Eltern, wie sie ihren Kindern in der Familie Mitsprache ermöglichen und wo sie Grenzen setzen. Hier können die Kindertagespflegeleiterinnen Bestärkerinnen sein und auch Hilfestellung geben, wie sich das im Familienleben umsetzen lässt.
„Wir sind froh über dieses Angebot“, sind sich alle einig, denn Weiterbildungen sind für Kindertageseinrichtungen schwieriger zu organiseren als für Kitas. Auch der Austausch sei wichtig, denn oft seien die Tagespflegepersonen eher als Einzelkämpferinnen unterwegs.