„Das ist eine große Ehre“

Gruppe aus St. Cornelius St. Tönis darf mit zum Empfang des Bundeskanzlers der Sternsinger in Berlin

Freuen sich auf Berlin: Monika Meyer, Franziska Meyer, Johannes Meyer, Nelly Wagner, Nick Wagner und Agnieszka Wagner (v. l.). (c) Daniel Boss
Freuen sich auf Berlin: Monika Meyer, Franziska Meyer, Johannes Meyer, Nelly Wagner, Nick Wagner und Agnieszka Wagner (v. l.).
Datum:
10. Jan. 2024
Von:
Kathrin Albrecht

Zum 66. Mal ziehen Mädchen und Jungen als Königinnen und Könige verkleidet in diesen Tagen als Sternsinger durch die Gemeinden, um Spenden für den guten Zweck zu sammeln. Doch nicht nur vor Ort spenden sie Segen – traditionell fahren Sternsinger aus ganz Deutschland zum Kanzleramt nach Berlin. Alle 27 Bistümer entsenden junge Botschafterinnen und Botschafter – aus dem Bistum Aachen fährt eine Gruppe aus St. Tönis. 

Die Gruppe aus St. Tönis mit Begleiterin Monika Meyer beim Empfang der Sternsinger von Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin. Außerdem auf dem Bild Domvikar Stefan Ottersbach, Bundespräses des BDKJ (l.) und Pfarrer Dirk Bingener, Präsident der Sternsinger (r.). (c) Ralf Adloff/Kindermissionswerk
Die Gruppe aus St. Tönis mit Begleiterin Monika Meyer beim Empfang der Sternsinger von Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin. Außerdem auf dem Bild Domvikar Stefan Ottersbach, Bundespräses des BDKJ (l.) und Pfarrer Dirk Bingener, Präsident der Sternsinger (r.).

Aufgeregt sind Nelly (9) und Nick (11) Wagner sowie Franziska (14) und Johannes (11) Meyer schon. Die vier aus der Gemeinde St. Cornelius in St. Tönis vertreten das Bistum Aachen beim Kanzlerempfang der Sternsingerinnen und Sternsinger am 8. Januar in Berlin.
108 Königinnen und Könige – jeweils vier aus allen 27 Bistümern – begrüßte Scholz im Bundeskanzleramt. Mit ihren Müttern (und Sternsinger-Betreuerinnen) Agnieszka Wagner und Monika Meyer fuhren die vier an die Spree. In die Aufregung mischt sich bei den Vieren auch eine Menge Vorfreude: „Das ist eine große Ehre“, meint Nick. Alle vier freuen sich außerdem auf Berlin, möchten sich die Stadt auch ein bisschen ansehen. 

Monika Meyer freut sich darüber hinaus darauf, die anderen Gruppen aus den Bistümern zu treffen: „Für die Kinder ist das ein tolles Zeichen, Teil des Ganzen zu sein und zu erleben, dass sie nicht allein sind.“ Bereits Sonntag erfolgte die Anreise im Zug, dann steht schon das Üben der Lieder auf dem Programm, die beim Empfang gesungen werden. „Wir üben drei neue Lieder ein“, erzählt Johannes. Neben „Seht Ihr unseren Stern dort stehen?“ werden die Gruppen auch „Ja zur Schöpfung“ und "Es ist Sternsingerzeit“ für den Kanzler singen. Für den Empfang gab es auch extra neue Kostüme – genäht von Agnieszka Wagners Mutter – für die Gruppe, damit es etwas einheitlicher aussieht.
Jede Gruppe darf mit dem Kanzler ein Foto machen, eine Gruppe erteilt zum Abschluss den Segen der Sternsinger. 

1000 Haushalte werden in St. Tönis von  den Sternsingern besucht

Grafik Sternsinger (c) Kindermissionswerk
Grafik Sternsinger

Am 8. Januar selbst hieß es dann auch früh aufstehen, denn die Gruppe aus St. Cornelius war gemeinsam mit Sternsingerinnen und Sternsingern aus Köln und München ins ZDF-Morgenmagazin eingeladen.  Die Gruppe aus St. Tönis repräsentiert nun viele engagierte Mädchen und Jungen, die sich rund um den Jahreswechsel bundesweit an der Aktion Dreikönigssingen beteiligen. „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit“ lautet das diesjährige Motto.
Dabei steht der Schutz von Umwelt und Kulturen rund um den Globus im Mittelpunkt. Die Beispielregion ist Amazonien. Zu Hause in St. Tönis sind die vier schon seit einigen Jahren als Sternsinger unterwegs.
Franziska ist seit sieben Jahren, Johannes seit vier, Nick seit fünf und Nelly seit vier Jahren dabei. Rund 1000 Haushalte werden besucht, aufgeteilt in 30 Bezirke. Wer besucht werden möchte, meldet sich vorher an. „Am liebsten hätten wir 90 Sternsinger, derzeit sind es 60, die dann mehrfach gehen“, erzählt Agnieszka Wagner. Es werde schwieriger, Kinder zu finden, die mitgehen. 

Gezielt werben die Koordinatorinnen daher bereits in Grundschulen, meist um St. Martin herum, denn dann passt das Thema Teilen und Spenden sammeln gut in die Zeit.  Dadurch gingen jetzt auch jüngere Kinder mit. „Eigentlich beginnen die Sternsinger im Alter von acht Jahren, die Aktion war auch Teil der Vorbereitungen auf die Erstkommunion“, erzählen Monika Meyer und Agnieszka Wagner. 
Doch Corona habe da einiges durcheinander gewirbelt, auch die Umstrukturierung des Schulalltags der Kinder durch die Offene Ganztagsbetreuung trage dazu bei, dass Kinder sich ihre Freizeit heute anders einteilen müssen, als das früher der Fall war. 
Doch wer einmal mitmacht, wird oft zum Wiederholungstäter – wie die vier aus St. Cornelius. „Es ist toll, Leuten zu helfen, die Hilfe brauchen“, meint Johannes, und Franziska und Nick pflichten bei.
Nelly macht das Sternsingen großen Spaß: „Es ist toll, wenn sich andere freuen.“ Vor allem den älteren Menschen in der Gemeinde bedeutet der Besuch der kleinen Königinnen und Könige viel. „Die werden oft schon sehnsüchtig erwartet“, erzählt Monika Meyer. Dann wird ein Foto mit den Kindern vor dem Christbaum oder der Krippe gemacht. Wie wichtig dieser Besuch für die Menschen ist, wurde deutlich, als nach Corona die Tür-zu-Tür-Besuche wieder möglich waren. „Da sind auch Tränen geflossen“, erinnert sich Agnieszka Wagner, die vor drei Jahren die Koordination der Sternsinger in St. Tönis übernahm.  

20000 Euro sammelten die Sternsinger in  St. Tönis im Jahr 2023. (c) Benne Ochs/Kindermissionswerk
20000 Euro sammelten die Sternsinger in St. Tönis im Jahr 2023.

Auch spontane Begegnungen, wenn die Sternsinger in der Fußgängerzone im Ort unterwegs sind, sind oft einprägsam und bewegend. Wie das Treffen mit einer 91-jährigen Frau, die den Kindern viel aus ihrem Leben erzählt hat. 
Die Aussendung der rund 60 königlich gewandeten Kinder fand in St. Cornelius am 3. Januar statt. Noch bis zum Ende der Woche ziehen die Sternsinger durch St. Cornelius, ein Dankgottesdienst wird am 14. Januar gefeiert. Agnieszka Wagner und Monika Meyer hoffen auf ein ähnlich gutes Ergebnis wie 2023, 20000 Euro kamen da an Spenden für das Kindermissionswerk zusammen.
„Es ist schon beeindruckend, dass Menschen gerade in diesen Zeiten noch dazu bereit sind, etwas abzugeben“, meinen Monika Meyer und Agnieszka Wagner. Eine stressige Zeit sei es jetzt, auch durch Berlin, doch missen möchten die beiden sie nicht.