Gute Fachkräfte sind begehrt: Das gilt auch bei der Kirche. Mit einer neuen Kampagne will das Bistum Aachen aufzeigen, welche Karrieremöglichkeiten das Bistum Berufsanfängern und Profis bietet. Aus Testimonials haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Bereichen vor der Kamera gestanden.
Eigentlich ist dieser Satz ein Ausdruck des Entsetzens, in dem der Zusatz „Wie konntest Du nur?“ mitschwingt. Das macht neugierig und lässt weiterlesen, was nach „Das hätt’ ich nie von Dir gedacht“ kommt. Das Porträt neben dem Satz zeigt eine junge Frau, die lachend mit den Fingern in die Kamera zeigt. Wer hätte gedacht, dass diese junge Frau bei der Kirche arbeitet? Nadine Braun ist für Veranstaltungen im Bistum zuständig. Zurzeit sorgt sie dafür, dass die Ministranten-Wallfahrt nach Rom stattfindet und der 1. Bundeskongress evangelischer und katholischer Schulen in Aachen reibungslos über die Bühne geht.
„Ich bin für alles zuständig, was über das Inhaltliche hinausgeht“, sagt Braun. Wenn eine Veranstaltung auf einer öffentlichen Fläche geplant ist, kümmert sich die 27-Jährige um die Anträge für die Sondernutzung bei der Stadt, sie führt Verhandlungen mit Reiseveranstaltern und Anbietern für Unterkünfte, bucht die nötige Technik und spricht mit Referenten und Künstlermanagement ab, was gebraucht wird. Ihre größte Veranstaltung bisher war die Heiligtumsfahrt in Aachen mit mehr als 110000 Besucherinnen und Besuchern bei rund 140 Veranstaltungen.
2016 hat Braun ihre Ausbildung im Generalvikariat begonnen. „Ich habe damals nach offenen Ausbildungsstellen gesucht“, sagt sie und ist dabei auf die Stellenausschreibung im Bistum gestoßen. Scheu vor der Kirche hatte sie nicht. „Ich war selber Messdienerin und meine Mutter war in unserer Gemeinde 20 Jahre lang Küsterin“, sagt die 27-Jährige. Mit ihrer Bewerbung hat es gleich geklappt. Sicherheit und mobiles Arbeiten seien zwei Faktoren, die sie bei ihrem Arbeitgeber sehr schätze, sagt Braun – und die Abwechslung, die ihr ihr Job bietet. „Ich mache hier ganz andere Veranstaltungen, als sie in der typischen Veranstaltungsbranche üblich sind“, sagt sie. „Es ist jedes Mal komplett anders.“
Diese Faktoren sieht auch Katharina Siegers, Fachbereichsleiterin Berufungspastoral und Personalmarketing, als Stärke der Kirche auf der Suche nach Fachkräften. Der Markt hat sich gewandelt: Wo sich früher die Arbeitnehmer beworben haben, sind in Zeiten des Fachkräftemangels nun die Unternehmen auf der Bewerberseite. Die Konkurrenz ist dabei groß. Womit also kann Kirche punkten?
„Eines unserer Steckenpferde ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“,sagt Siegers. „Da sind wir schon sehr gut aufgestellt.“ Mobiles Arbeiten ist ein wichtiger Faktor dabei. „Bei uns gibt es dazu zum Beispiel keine Vorgaben, sondern nur Empfehlungen“, sagt Siegers. „Wie das im Arbeitsalltag gelebt wird, sprechen die Mitarbeitenden mit ihren Vorgesetzten ab.“
Wenn man Siegers fragt, warum sie als Arbeitnehmerin ihren Arbeitgeber em-pfehlen würde, nennt sie zuerst das wertschätzende Betriebsklima. „Ich werde hier als Mensch gesehen, der sich mit seinen Stärken entwickeln kann“, sagt Siegers. Aber auch, wenn es mal nicht so gut läuft, weil zum Beispiel die Kinder krank sind, erfährt Siegers Unterstützung. „Ich werde hier aufgefangen, wenn mal etwas organisiert werden muss, ich eine Freistellung brauche oder von zu Hause arbeiten möchte.“ Es herrsche ein wertschätzendendes Miteinander im Haus.
Auf Berufsmessen macht Siegers oft die Erfahrung, dass Jobsuchende die Kirche nicht auf dem Schirm haben. „Oft kommt die Reaktion, dass sie doch nicht Priester oder Pfarrsekretärin werden wollen“, sagt die Personalerin. Dabei bietet das Bistum Aachen über 100 verschiedene Berufsfelder an. Neben dem Bereich der Pastoral und Seelsorge, in dem Priester, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten sowie Ordensleute arbeiten, gibt es im Unternehmen Kirche auch viele weltliche Berufe. Dazu gehören die Soziale Arbeit, die IT, das Finanzwesen, der Einkauf, die Rechtsabteilung, das Personalmangement, die Kommunikation und viele andere.
Auch von einem schlechten Image der Kirche durch die Aufdeckung von Missbrauchsfällen spürt Siegers bei Begegnungen mit potenziellen Kandidaten nichts. „Eher ist ihr Thema, dass sie aber nicht in die Kirche gehen oder ihre Kinder nicht getauft sind“, sagt Siegers. Punkte, die heute nicht mehr gegen eine Beschäftigung in der Kirche sprechen. Die Grundordnung sei deutlich verändert worden und vieles sei heute möglich, was früher noch gegen eine Einstellung gesprochen hätte. „Wichtig ist aber nach wie vor, dass sich die Bewerber mit den christlichen Werten identifizieren“, sagt Siegers.
So spielen auch Herkunft oder sexuelle Orientierung für den Arbeitgeber Kirche keine Rolle. Das gilt auch für das Alter der Mitarbeitenden. So standen sowohl der junge Auszubildende als auch die erfahrene 60-jährige Mitarbeiterin für die Kampagne vor der Kamera.
Und wie würde nun Katharina Siegers Fragenden erklären, was die Arbeit bei der Kirche so besonders ausmacht? „Wir sind eine Non-Profit-Organisation. Das Geld, das wir einnehmen, wird für gute Projekte genutzt. Wir sind für die Schwächsten in der Gesellschaft da“, zählt sie auf. „Man arbeitet am großen Ganzen mit. Das ist sinnstiftend.“
Karriereportal Unter der Adresse www.karriere.bistum-aachen.de veröffentlicht das Bistum Aachen im neuen Karriereportal neben offenen Stellen auch Interviews mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Bereichen.
Berufsfelder Auch die verschiedenen Berufsfelder werden für Jobsuchende vorgestellt. Dazu gibt es eine Übersicht, welche Ausbildungen und Praktika möglich sind: Schülerpraktikum, Freiwilliger Sozialer Dienst, Berufsausbildung und duales Studium.