Wer Krefelds Stadtkirche St. Dionysius betritt, sieht das hoch hängende Altarkreuz, dessen Corpus aus dem zwölften Jahrhundert stammt, mitten in einem dichten Stangenwald. Im gesamten Altarraum türmen sich Baugerüste. Der Grund: Es sind Risse in Gewölbebögen und Mauern entdeckt worden. An St. Cyriakus in Krefeld-Hüls hingegen werden die Gerüste im Frühjahr an den Außenwänden aufgestellt. Dort sind umfangreiche Arbeiten an den Dachschindeln dringend notwendig.
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An den Kirchen nagt der Zahn der Zeit. Je älter sie sind, umso hochkarätiger sind die Aufgaben, die die Kirchengemeinden zu stemmen haben. „Wir rechnen mit Baukosten von rund 725000 Euro und sind auf Spenden angewiesen, auch wenn das Bistum an den Kosten beteiligt ist“, berichtet Pfarrer David Grüntjens beim Rundgang in „seiner“ St.-Dionysius-Kirche.
Der Priester ist froh, dass die Gemeinde die Arbeiten mit Gelassenheit sieht. „Keiner meckert.“ Die gute Nachricht laute auch, dass das Gotteshaus in der gesamten Bauzeit offen bleibe und genutzt werden könne. Anders ist es bei der Orgel, die zwischenzeitlich als Schutz vor Staub eingehaust wird.
Architekt Thomas Blohm-Schröder aus Viersen erläutert: „Wir arbeiten in zwei Bauabschnitten, um die Risse mit Kalkmörtel zu schließen und somit zu beseitigen. Danach wird verputzt und neu gestrichen.“ Der erste Teil dauert bis kurz vor Ostern, damit der höchste Kirchenfeiertag gebührend und ohne Beeinträchtigung gefeiert werden kann.
Danach werden – vermutlich ab dem Weißen Sonntag – die Risse in den Fensterwölbungen bearbeitet, die stellenwei-se durchs Mauerwerk nach außen reichen. Dann gibt es auch draußen ein Baugerüst. Im Oktober soll alles fertig sein.
Die letzte größere Innenraum-Sanierung der St.-Dionysius-Kirche fand 1954 statt. Umbaumaßnahmen gab es 1972 mit der Veränderung des Altarraumes als Folge der Reformen des II. Vatikanischen Konzils und 1987. Grüntjens: „2015 wurde der Innenraum heller und transparenter umgestaltet mit einer Verkleinerung der Altarinsel und der Schaffung von fünf Fenstern an der Rückwand hinter dem Baldachin, der jetzt gründlich gesäubert wird.“ Außerdem werde, da die Gerüste einmal stehen, das gesamte Kirchenschiff gestrichen und die mächtigen Säulen fachgerecht geputzt und ihre kleinen Sprünge und Risse beseitigt. Auch die Heiligenfiguren werden gesäubert.
„Wir kontrollieren das Kirchendach zwei Mal im Jahr per Hubsteiger“, berichtet Paul Jansen, Pfarrer an St. Cyriakus. „Jetzt haben wir schadhafte Stellen festgestellt, die beseitigt werden müssen. Die Maßnahme kostet insgesamt rund 1,5 Millionen Euro, wobei wir in mehreren Bauabschnitten vorgehen. Der erste mit Kosten von zirka 435000 Euro soll in diesem Frühjahr starten. Der Eigenanteil der Pfarrei beträgt 30 Prozent.“
Auch hier ist Blohm-Schröder der beauftragte Architekt: „Beim ersten Bauabschnitt wird die alte Schieferdeckung im Chorbereich erneuert. Sie ist altersbedingt leicht blättrig. Die innen liegenden Rinnen mit Folienabdeckung sind undicht und weisen an mehreren Stellen Wasserblasen auf. Auch sie werden im Zuge der Arbeiten saniert. Wenn das Gerüst einmal steht, wird alles begutachtet, auch die Fassade.“
Übrigens: Die neuen Schieferplatten kommen nun aus Spanien nach Hüls. Dort gibt es das passende Material. Die weiteren Bauabschnitte werden später besprochen.
Das Haus, die Vikarie, trägt im Volksmund auch den Beinamen Villa Bückeburg, weil der hochgewachsene frühere Bewohner, der verstorbene Pfarrer Hermann Lunkebein, oft seinen Kopf einziehen musste, wenn er sich durch die acht Räume auf 110 Quadratmetern bewegte. Jetzt geht das Gebäude selbst in die Knie.
Pfarrer Paul Jansen berichtet: „Die Baumeister früherer Zeiten haben sich über die Gründung des Hauses keine Gedanken gemacht. Durch poröse Torf- und Lehmböden entstehen dann Setzungsschäden. Die Folge: Der Hauptgiebel der Alten Vikarie hat sich im Bereich der Fenster im ersten Obergeschoss weiter nach außen gebeult. Nach Ansicht der Fachleute ist diese Verformung – bedingt durch die vergangenen trockenen Sommer – eben durch die Gründungsschäden und das Nachgeben des mittigen Fassadenankers im ersten Obergeschoss entstanden. Derzeit wird das Gebäude mit starken Stützpfeilern gehalten.
Der Kirchenvorstand hat beschlossen, die veranschlagten 750000 Euro nicht in das Haus zu investieren. „Das Kirchliche Immobilien-Management hat es auf die rote Liste gesetzt“, berichtet Jansen. „Das heißt: Die Gemeinde muss den gesamten Betrag selbst aufbringen. Das ist nicht vertretbar, auch wenn manche Erinnerung daran haftet. Die Untere und Obere Denkmalbehörde möchten dagegen, dass alles getan werden muss, um die Vikarie zu erhalten.“ Um der Versicherungspflicht nachzukommen, wurden in der jüngsten Vergangenheit bereits rund 35000 Euro in die Alte Vikarie investiert. Das Haus an der Rektoratsstraße 21 gehört zur katholischen Gemeinde St. Cyriakus. Seine Mauern reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück.
Der Verbund der kirchlichen Häuser und Einrichtungen rund um das Hülser Zentrum wird im Volksmund auch „Hülser Vatikan“ genannt. Dazu gehören Pfarrkirche und Gemeindehaus, die Wohnungen der Pfarrer und eben die Alte Vikarie. Sie ist nach der Konventskirche das zweitälteste Gebäude.
Eine der schönsten Kirchen im Bistum, wenn nicht gar in der ganzen Republik ist Pax Christi in Krefeld-Oppum. Was das schlichte Gotteshaus in seiner Strahlkraft so einzigartig macht, sind die im Innenraum und auch im parkähnlichen Gelände zwischen Glockenspitz und Johansen-aue wie verstreut untergebrachten Kunstwerke. Rund 40 ausgesuchte Exponate eröffnen den Dialog zwischen Religion und Kunst, zwischen Kirche und Gesellschaft.
Nicht nur die Kunst, auch das rege Gemeindeleben machen den Wert des Gotteshauses aus, dem der verstorbene, oft kantig wirkende Seelsorger und Kurator Pfarrer Karl Josef Maßen über die Jahre hinweg seinen Stempel aufdrückte. Das Gotteshaus habe als Kunstkirche ein Alleinstellungsmerkmal. Besucher kommen aus ganz Deutschland.
Hier gibt es neue Überlegungen: Auch hier seien umfangreiche Dacharbeiten nötig. Die Schäden seien jedoch noch nicht dramatisch, berichtet Kirchenvorstand Ralph Hoepfner. Es werde überlegt, wie es mit dem Gebäude überhaupt weiter gehe, zumal die Zahl der Katholiken kleiner werde. Außerdem gehöre Pax Christi zur Pfarrei Heilige Schutzengel.
„Die Kirche könnte in Zukunft unter Trägerschaft des Bistums gestellt werden und als Kunst-Begegnungsstätte geführt werden mit Musik, Malerei und Lesungen, aber nicht hin zu einer Bestimmung als Museum.“ Damit sei Pax Christi auch wieder näher an seinem „Erfinder“, dem Pfarrer Karl Josef Maßen.