Es ist gar nicht so lange her, da hätte niemand mit dieser Nachricht gerechnet, vor allem nicht die Statistiker: Die Geburtenzahlen in Kalterherberg sind stark gestiegen. Weil der katholische Kindergarten St. Lambertus aus allen Nähten platzt und für einen Erweiterungsbau kein Platz war, musste eine kreative Lösung her. Abhilfe schafft ein Umbau des Pfarrzentrums, das aber keineswegs aufgegeben wird.
Doch der Reihe nach. In Kalterherberg fehlen 20 Kita-Plätze. Die Warteliste war so lang, dass Eltern ihre Kinder schon vor der Geburt angemeldet hatten. Innerhalb eines Jahres haben sich die Verantwortlichen der Profinos gGmbH als Betreiberin und der Gemeinde als Eigentümerin des Kita-Gebäudes darauf geeinigt, statt auf der grünen Wiese neu zu bauen, die Hecken entlang der Wiese zwischen Pfarrzentrum und Kita zum Teil zu stutzen, um Durchgänge zu schaffen. Der Weg führt zum Pfarrzentrum, das in den vergangenen Monaten durch einen Anbau erweitert wurde. „Eine Containerlösung kam für uns nicht infrage“, sagt Stephan Mertens vom Kirchenvorstand.
Im Vordergrund stand die Suche nach einer Lösung, die für alle Beteiligten ein Zukunftsmodell ist. Und die schnell realisierbar war, denn zum Start des Kindergartenjahres 2019 musste alles fertig sein. Das Pfarrzentrum hat zu Beginn seiner Existenz als Schule gedient. Später wurde es in zwei Säle aufgeteilt, die für Versammlungen und Veranstaltungen genutzt werden können. Doch die Zahl der Nutzungen nahm in den vergangenen Jahren ab. Mit Ende der Umbauarbeiten ist die Bühne zwar zugunsten der Kita verschwunden, aber dafür entstanden ein barrierefreier Eingang, eine im kleinen Saal integrierte Küche sowie eine neue WC-Anlage. Das Gebäude erhielt zudem eine neue Heizungsanlage- und Elektroanlage, eine Photovoltaik-Anlage, Wärmedämmung sowie teilweise neue Fenster und Türen. Während der Umbau für die Kita-Nutzung von Profinos gezahlt wird, hat auch die Pfarre viel investiert, um die Attraktivität des Zentrums zu erhöhen. Die Säle können nach wie vor von Gruppen genutzt werden, stehen aber auch der Kita zur Verfügung.
Der gesamte Umbau, der mit der Zeit für die Gemeinde größere Dimensionen annahm als ursprünglich geplant, ist eine Investition in die Zukunft, findet Ingrid Alt vom Kirchenvorstand. „Wir freuen uns, dass wir eine Lösung gefunden haben, die allen gerecht wird“, fügt Stephan Mertens hinzu. Schritt für Schritt ist es der Pfarre gelungen, für alle Gebäude eine neue, auskömmliche Nutzung zu finden, ohne Immobilien verkaufen zu müssen. Die Bereitschaft, beim Ausräumen des Pfarrzentrums und dem Abbruch der Bühne zu helfen, war gigantisch. Alt und Jung haben geholfen, so manches auf dem Dachboden gefundene Schätzchen aus dem Gebäude zu transportieren. So waren beispielsweise 200 Holzstühle und ein alter Kreuzweg offenbar in Vergessenheit geraten. Mittlerweile gibt es eine zweite gute Nachricht: Statt der ursprünglich fünf Jahre rechnen die Kalterherberger damit, dass es mindestens zehn Jahre lang Bedarf für eine dritte Kita-Gruppe gibt.