„Das Wichtigste ist die Basis“

Alfred Bergrath feiert das 60. Priesterjubiläum – und fordert mehr Bewegung in der Kirche

itzplätze waren ein rares Gut. Und im Anschluss der Messe nahm der Jubilar in der Dürener Marienkirche ungezählte Gratulationen in Empfang. (c) Stephan Johnen
itzplätze waren ein rares Gut. Und im Anschluss der Messe nahm der Jubilar in der Dürener Marienkirche ungezählte Gratulationen in Empfang.
Datum:
6. März 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 10/2024 | Stephan Johnen

Regionaler Jugendseelsorger in Mönchengladbach, Jugendpfarrer im Bistum Aachen, über ein Vierteljahrhundert Pfarrer in St. Marien Düren: Stationen im Leben und Wirken von Pfarrer Alfred Bergrath. Davon zeugte die große Teilnahme an seinem 60. Priesterjubiläum, das Alfred Bergrath in der Marienkirche feierte.

Konzelebranten von Alfred Bergrath (Mitte) waren Pfarrer Anton Straeten (links) und Hans Tings. (c) Stephan Johnen
Konzelebranten von Alfred Bergrath (Mitte) waren Pfarrer Anton Straeten (links) und Hans Tings.

Der Ort war gut gewählt: Hier hat Alfred Bergrath vier Initiativen mit auf den Weg gebracht, deren Arbeit bis heute Früchte trägt. Ohne sein Zutun gäbe es vermutlich kein Sozialwerk Dürener Christen, kein Partnerschaftsprojekt mit Mavanga, keine St.-Marien-Stiftung und auch nicht den ehemaligen Trägerverein der heute Bischöflichen St.-Angela-Schule. Doch all dies war nur am Rand Thema im Dankgottesdienst. Zum 50. habe er sich einen Rückblick gegönnt. Zum Diamantenen jedoch wolle er einen Ausblick wagen, kündigte der Jubilar an, der sich Sorgen um die Zukunft der Kirche mache. „Die Kirche ist gewachsen. Dabei gab es immer wieder Veränderungen und Umbrüche“, betonte der Jubilar. „Aus Rom wird gesagt: Es soll alles so bleiben, wie es ist. Aber es war nie so. Es kann nicht so bleiben, dass alles bleibt, wie es ist.“

Während die Kirche in Afrika und Südostasien wachse, schrumpfe sie in Europa. „2023 sind über 500000 Menschen in Deutschland ausgetreten. Es gibt zwei Ursachen: Missbrauchsfälle, die sich nicht weglächeln lassen können und eine mangelnde Beweglichkeit. Es muss sich etwas verändern“, forderte er. Egal ob Frauen in der Kirche oder eine veränderte Sexualmoral – nur wenige der auf dem eingeschlagenen „Synodalen Weg“ unterbreiteten Vorschläge seien beschlossen worden. „Weil ein Drittel der Bischöfe nicht bereit war, weitergehende Beschlüsse zu fassen“, bilanzierte Bergrath.

Es sei „fürchterlich“, dass der Papst mit Hinweis auf das Kirchenrecht Vorschläge wie die Errichtung eines synodalen Rats mit Laien und Bischöfen an der Spitze „beschneiden kann“. Bergrath: „Wenn ich heute gefragt würde, was ich tun würde, wenn ich einen Tag Papst wäre? Ich würde sagen: Macht doch mal. Probiert doch etwas aus. Immer auf der biblischen Grundlage. Es muss ja nicht sein, dass auf der ganzen Welt die Kirche im Gleichschritt geht.“ Die Kirche habe in Deutschland ihre Glaubwürdigkeit verloren. Schätzungen zufolge würden nur etwa 10 bis 20 Prozent der heutigen Christen auch in Zukunft Kirchenmitglieder bleiben.

Bergrath: „Ob dabei das Bistum Aachen mit seinem Strukturwandel eine Hilfe ist, weiß ich nicht. Wenn nur noch acht Pfarreien existieren, rufe ich dem Bischof zu: ‚Mach du es doch. Mit nur noch einer Pfarrei. Dann bist du der Pfarrer.‘“ Es bedürfe zweifelsohne größerer Strukturen. Es dürfe „nicht nur im Kleinen“ gedacht werden. „Aber das Wichtigste ist die Basis, sind die kleinen Gemeinden. Dafür brauchen wir Menschen, die sich mitverantwortlich fühlen, die den Glauben weitergeben.“