Das Positive im Blick haben

Diakon Philipp Fiala aus dem Bistum Aachen empfängt am 1. Oktober in Rom seine Priesterweihe

Bis Ende Juli wirkte Diakon Philipp Fiala in der Pfarrei St. Remigius Viersen. (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Bis Ende Juli wirkte Diakon Philipp Fiala in der Pfarrei St. Remigius Viersen.
Datum:
5. Sep. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, ausgabe36/2023 | Kathrin Albrecht

Viele Wege, so sagt ein geflügeltes Wort, führen nach Rom. Auch für Diakon Philipp Fiala geht es für die kommenden drei Jahre in die Ewige Stadt, wo er ein Studium aufnehmen wird. Am 1. Oktober wird er auch in Rom von Bischof Helmut Dieser zum Priester geweiht. 

In Erkelenz geboren und in Linnich aufgewachsen, habe er noch ein katholisches Leben erlebt, das es so heute nicht mehr gebe: „Da war es auch bei der Sonntagsmesse schwierig, wenn man nicht zeitig da war, noch einen Platz zu finden.“ In Rurdorf ging Fiala zur Erstkommunion, war dort auch Messdiener und besuchte das Gymnasium Haus Overbach in Jülich. Bei dieser Biografie lag der Berufswunsch eigentlich nahe: „So wie andere Astronaut werden wollten, wollte ich Priester werden“, erzählt der 28-Jährige.

Und doch schlug er nach dem Abitur zunächst einen anderen Weg ein, studierte Politik und Gesellschaft sowie Hispanistik an der Universität Bonn. „Ich geriet während meiner Schulzeit in eine Glaubenskrise. Da war der Priesterberuf erstmal keine Option, weil der Glaube irrational erschien“, sagt er im Rückblick auf diese Zeit. Doch er merkte auch, es fehlt etwas. „Ich bin ein eher neugieriger Mensch, probiere etwas aus, gehe neue Wege und akzeptiere, dass Dinge scheitern können.“ Durch Lesen, Philosophie, Gespräche mit Mitschülern und mit seinem Heimatpastor fand Fiala aus dieser Krise wieder 
heraus – und entschied sich für den Priesterberuf.

Es war eine „Ratio des Herzens“, sagt Philipp Fiala. Diese Phase des Suchens habe ihm gut getan: „Es wäre nicht so gut gewesen, den Weg direkt nach dem Abitur zu gehen. Es braucht eine gewisse Reife.“ Nach den ersten Semestern Theologiestudium in Münster, während dem er auch ein Auslandsjahr an der Theologischen Hochschule in Brixen absolvierte, setzte er die Ausbildung am Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum und  das Studium an der Pontificia Università Gregoriana in Rom fort. Entsandt zu dieser römischen Ausbildung wurde er von Bischof Dieser. „Die katholische Kirche ist eine Weltkirche. Es braucht auch in den Heimatbistümern Personen, die die Perspektive der Weltkirche einbringen “, erklärt Fiala.

Für ihn war es eine Bereicherung, Mitbrüder aus der ganzen Welt in Rom kennenzulernen und zu besuchen. Zum Beispiel in Dänemark, wo er das Kirchencafé als „achtes Sakrament“ kennengelernt hat. Oder die Art, wie die katholische Kirche in Osteuropa die Ökumene mit der orthodoxen Kirche lebt.

 

Diakon Philipp Fiala bei der Priesterweihe seiner Mitbrüder Andreas Hahne und Marco Lennartz im Mai dieses Jahres. (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Diakon Philipp Fiala bei der Priesterweihe seiner Mitbrüder Andreas Hahne und Marco Lennartz im Mai dieses Jahres.

Seine pastorale Ausbildung mit dem Schwerpunkt Trauerpastoral absolvierte Philipp Fiala in der Pfarrei St. Remigius in Viersen, für ihn eine sehr intensive Zeit: „Mit meiner Anleiterin, der Gemeindereferentin Claudia Meuser, habe ich viele innovative Projekte ausführen dürfen.“ Besonders beeindruckte ihn die Methode der ästhetischen Trauerbegleitung: „Durch die Verbildlichung erhält die Trauer ein Gesicht – kann greifbar und besser bearbeitet werden.“ Als bereichernd empfand er auch, dass der begleitende Pastoralkurs nach langer Zeit wieder in Koedukation mit den angehenden Gemeinde- und Pastoralreferentinnen stattgefunden hat. „Es fördert eine unverzichtbare Zusammenarbeit im Team und die Vernetzung untereinander.“

Die Verbindung von Tradition und Innovation ist ihm wichtig, das gilt auch für die Reformen, die im Bistum Aachen und nicht zuletzt auch in der deutschen Kirche angestrebt werden. „Für mich ist es erfrischend, auch eine mir diametral entgegengesetzte Meinung zu hören“, sagt Fiala. Es müsse in der Kirche möglich sein miteinander zu reden, auch wenn unterschiedliche Auffassungen bestünden. Die Frage der Zukunft sei für ihn: „Wie können wir gut miteinander im Gespräch bleiben?“

Doch zunächst führt ihn der Weg zurück nach Rom, wo er sich auf seine Priesterweihe am 1. Oktober vorbereitet, die Bischof Helmut Dieser in der Kirche Sant’Ignazio di Loyola in Campo Marzio in Rom durch Handauflegung und Gebet vollziehen wird. Danach wird Philipp Fiala sein römisches Ausbildungscurriculum fortsetzen und am Päpstlichen Orientalischen Institut ein dreijähriges Lizentitatsstudium im Fach Ostkirchenkunde aufnehmen, im Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum weitere geistliche und pastorale Ausbildungselemente absolvieren und in Rom seelsorglich tätig sein. Fiala freut sich schon darauf: „Es gibt noch Schätze zu heben.“

Das sieht er vor allem mit Blick auf den Synodalen Weg. Denn die ostkirchliche Theologie habe für viele Anliegen, die dort verhandelt würden, wie die Frage nach Einheit bei gleichzeitiger Pluralität oder die synodale Haltung, eine Bedeutung. Wenn er nach drei Jahren in das Bistum Aachen zurückkehrt, wird es ein anderes sein. Sorge bereitet Philipp Fiala das nicht: „Ich möchte trotz vieler Umbrüche das Positive im Blick haben, mit offenen Augen herumgehen und schauen, wie ich mich in Kirche nützlich machen kann.“

Von Erkelenz in die Ewige Stadt

Philipp Fiala wurde am 31. Juli 1995 in Erkelenz geboren. Nach seinem Abitur am Gymnasium Haus Overbach in Jülich-Barmen im Jahr 2014 hat er zunächst Politik und Gesellschaft sowie Hispanistik an der Universität Bonn studiert. Ab 2016 dann Theologie an der Universität in Münster. Während seines Studiums absolvierte er ein Auslandsjahr an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen (Italien). Danach wurde er von Bischof Helmut Dieser zur Ausbildung an das Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum und zum Studium an die Pontificia Università Gregoriana nach Rom geschickt. Nach erfolgreichem Abschluss des philosophisch-theologischen Grundstudiums absolvierte Philipp Fiala ab August 2021 die pastorale Berufseinführung mit dem Schwerpunkt Trauerpastoral in der Pfarrei St. Remigius am Niederrhein.

Während dieser pastoralen Ausbildungsphase wurde Philipp Fiala am 11. Juni 2022 in der Pfarrkirche St. Anna in Düren von Weihbischof Karl Borsch zum Diakon geweiht und setzte dann seine seelsorgliche Tätigkeit in Viersen bis Ende Juli 2023 fort. Im August 2023 kehrte er nach Rom zurück, um sich auf die Priesterweihe vorzubereiten. Bischof Helmut Dieser wird Philipp Fiala am 1. Oktober 2023 in der Kirche Sant’Ignazio di Loyola in Campo Marzio in Rom durch Handauflegung und Gebet zum Priester weihen. Das römische Ausbildungscurriculum sieht zur theologischen Vertiefung nach den heiligen Weihen ein Lizentiatsstudium an einer Päpstlichen Universität in Rom vor. Ab Oktober 2023 wird Philipp Fiala am Päpstlichen Orientalischen Institut ein dreijähriges Lizentitatsstudium im Fach Ostkirchenkunde aufnehmen, im Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum weitere geistliche und pastorale Ausbildungselemente absolvieren und in Rom seelsorglich tätig sein.