Der Bischof von Aachen, Dr. Helmut Dieser, hat das Kreuz Jesu Christ als einzigartigen Anker der Hoffnung gewürdigt und zu Beginn des Heiligen Jahres zur Zuversicht aufgerufen. „Alle Pilgerwege des Heiligen Jahres sollen diesen Anker der Hoffnung in uns neu fest machen und vertiefen“, unterstrich Dieser im Festgottesdienst zum Start des von Papst Franziskus ausgerufenen Jubeljahres im Aachener Dom. „Das Heilige Jahr soll uns zu Pilgern der Hoffnung machen - in Rom und in jeder Teilkirche auf der ganzen Welt.“ Gerade in einer Zeit, in der eine große Ernüchterung um sich greife und viele sich ins Private abwendeten oder extremistischen Positionen zuwendeten, sei das Kreuz der dringend benötigte Anker, so der Bischof.
In seiner Predigt umriss Dieser drei Lebensbereiche, die von Ungewissheit gekennzeichnet seien. Von der Euphorie nach dem Ende des Kalten Krieges am Schluss des letzten Jahrhunderts sei nichts mehr übrig geblieben, Krise folge auf Krise, und Kriege und Terror beherschten die Nachrichtenlage. Alle Bündnisse und Allianzen würden unsicher. Die Digitalisierung sorge dafür, dass alles verändert und kopiert werden könne. Bilder, Stimmen, Kunstwerke, Nachrichten, Patente, Original und Fälschung würden verschwimmen, „Fake“ sei eines der meistbenutzen Worte unserer Zeit geworden, und die Künstliche Intelligenz könne eine ganze Welt künstlich erschaffen, führte der Bischof aus.
Was den Zusammenhalt der Generationen angehe, so stehe Deutschland durch den Renteneintritt der Boomer-Generation vor tiefen sozialen Umwälzungen. Doch die politische Gestaltung dieser Herausforderung sei nach wie vor ungewiss, wobei das Problem noch durch den Rückgang der Geburtenrate verschärft werde. In diesem Zusammenhang kritisierte der Bischof den Versuch scharf, noch in der Zeit der Minderheitsregierung handstreichartig ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“, also ein Recht auf Tötung des ungeborenen Kindes, einzuführen. „Die Zahl der mehr als 100 000 jährlichen Abtreibungen in Deutschland wird gerade so aber nicht verringert, sondern zum guten Recht verfälscht, das Lebensrecht des ungeborenen Kindes wird verdrängt“, mahnte Dieser. „Und die belastete Situation von Frauen in Problemschwangerschaften soll so pauschal und nicht mehr durch geduldige Einzelfallberatung gelindert und gelöst werden.“ Der Generationenzusammenhalt erscheine so insgesamt vielfach belastet.
Des Weiteren verwies der Bischof von Aachen in seiner Ansprache darauf, dass Papst Franziskus angeregt habe, in jeder Teilkirche in der jeweiligen Kathedrale während des ganzen Heiligen Jahres ein Kreuz besonders zu schmücken und zu zeigen. Deshalb stehe jetzt im Aachener Dom ein Kreuz neben dem Altar. Der Bischof erinnerte darüber hinaus daran, dass er selbst sich den Vers „O crux, ave, spes unica!“ als Deutung für sein Brustkreuz ausgesucht habe. Dieser Vers laute auf Deutsch: Sei gegrüßt, ja sei willkommen, du Kreuz, du einzigartige Hoffnung.
„Einzigartig ist diese Hoffnung, denn das Kreuz des Gottessohnes konnte sich kein Mensch ausdenken oder in Kraft setzen“, hob der Bischof hervor. „In keiner kulturellen oder politischen Tradition irgendeiner Menschheitsgruppe gibt es eine Hoffnung, die von einem zum Tod Verurteilten und zu Tode Gequälten ausgeht.“ Gerade das sei an Jesus Christus wahr geworden: Er habe unser Fleisch angenommen, und in diesem Menschenleib habe er gelitten und sei er ans Holz des Kreuzes gehängt worden. So sei er zum Inbegriff aller menschlichen Hoffnungslosigkeit und zum Ort des Sieges aller Chaosmächte geworden. „Doch Gott hat den Gekreuzigten auferweckt“, so Dieser.
Weil Jesus in dem sei, was seinem Vater gehöre, treibe er durch das Kreuz die Hoffnung Gottes bis ins Unterste hinab und richte sie durch seine Auferstehung und Himmelfahrt bis zu Gottes Thron hinauf neu auf. „An ihn glauben hebt uns deshalb nicht aus der Geschichte heraus, aber schützt uns davor, das Reich Gottes schon auf Erden vollendet sehen zu müssen“, mahnte Dieser. „Teilerfolge, Kompromisse, Zusammenarbeit über Lager hinweg müssen so politisch immer möglich sein.“
An Jesus zu glauben, bewahre aber auch davor, am Menschen zu verzweifeln und sich selbst besser machen zu müssen, als man sei. „Statt ,Fake’ zu erliegen und zu betreiben, lernen wir, die Wahrheit auszuhalten und bei ihr zu bleiben, auch traurige und schmerzliche Wahrheit“, betonte Dieser. „Die Wahrheit ist immer auch Gottes Wahrheit mit uns.“ Deshalb biete das Heilige Jahr ganz besondere Gelegenheiten zu Buße und Versöhnung, zu Beichte und Heilung. Und schließlich mache der Glaube an Jesus uns Menschen zu Hoffnungsträgern für Alt und Jung, als Jüngere gegenüber der älteren Generation, die man nicht sich selbst überlasse, und als Ältere gegenüber der jüngeren Generation, indem sie sich an das Gebot der Nächstenliebe hielten und keine Ressourcen nur für sich zusammenrafften.
Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“. Es ist ein sogenanntes ordentliches Heiliges Jahr, das alle 25 Jahre stattfindet.
Das Heilige Jahr, auch Jubeljahr genannt, ist ein wichtiges Ereignis in der katholischen Kirche. Gläubige auf der ganzen Welt können dadurch eine engere Verbindung zu ihrem Glauben und ihrer Gemeinschaft finden. Es erinnert an die Botschaft von Gnade, Vergebung und Erneuerung, die Menschen seit Jahrhunderten inspiriert.
Auch im Bistum Aachen wird das Heilige Jahr unter diesem Motto mit Gottesdiensten, spirituellen Angeboten und Pilgerfahrten gefeiert. Drei besondere Pilgerorte werden dabei im Fokus stehen: Aachener Dom, Basilika St, Potentinus (Kloster Steinfeld) und Basilika St. Vitus in Mönchengladbach. Unter anderem sind zwei diözesane Wallfahrten mit Bischof Dr. Helmut Dieser in Mönchengladbach und Steinfeld geplant.
Darüber hinaus lädt der Aachener Bischof alle Regionen, Pastoralen Räume und Pfarreien, Verbände und Einzelpilger ein, Pilgerfahrten nach Rom oder zu den genannten drei Pilgerkirchen im Bistum Aachen zu planen und zu unternehmen.
Weitere Infos:
www.bistum-aachen.de/Pilgern/heiligesjahr
Angefangen hat alles mit einem großzügigen Geschenk. Der Überlieferung nach erhielt Karl der Große um das Jahr 800 vom Patriarchen von Jerusalem einen Reliquienschatz, darunter die vier Aachener Tuchreliquien (das Kleid Mariens, die Windeln Jesu, das Enthauptungstuch des Johannes sowie das Lendentuch Jesu, das er am Kreuz getragen haben soll). Bereits zu dieser Zeit pilgerten Menschen zur Gottesmutter geweihten Pfalzkapelle Kaiser Karls. www.aachenerdom.de
Der Überlieferung nach gründete der Kölner Erzbischof Gero mit dem Benediktinermönch Sandrad um 974 auf einem Hügel mit einer alten Kirchenruine oberhalb eines Baches eine Abtei, die dem heiligen Vitus geweiht wurde. Der heilige Vitus oder Veit ist einer der 14 Nothelfer und wurde besonders von an Chorea (volkstümlich „Veitstanz“), eine der Epilepsie ähnlichen Nervenkrankheit, Erkrankten um Hilfe angerufen. www.pfarre-sankt-vitus.de
Verehrt wird der heilige Hermann-Josef (geboren ca. 1150 in Köln, verstorben um 1241 in Hoven bei Zülpich), dessen Grab sich in der Basilika in Steinfeld befindet. Schon als Kind soll er ein besonderes Verhältnis zur Gottesmutter und dem Jesuskind gehabt haben. Mit zwölf Jahren kam er in das damalige Prämonstratenserkloster. Er zeichnete sich durch seine mystische Begabung und durch ein gütiges Herz aus und setzte sich als eifriger Seelsorger für die Nöte seiner Mitmenschen ein. www.kloster-steinfeld.de