Ein Puzzle mit sieben Teilen kann keine große Angelegenheit sein!? Weit gefehlt! Werden die mehrere Kilogramm schweren Teile in luftiger Höhe zusammengefügt, ist dies allein schon eine Herausforderung. Wenn ein einzelnes Stück selbst noch aus ungezählten Einzelteilen besteht, die allesamt aus Glas zusammengesetzt sind, wird es noch einmal kniffliger und zerbrechlicher.
Viele Augen waren auf Kunstglasermeister Wilfried Grob gerichtet, als dieser mit tatkräftiger Unterstützung von Projektleiter Erich Nettersheim und Franz Henniken die Puzzlestücke in der Marienkapelle Jüngersdorf-Pier zu einem Kunstwerk zusammenfügte. „Das Auge Gottes“ ist ein krönender Abschluss für das große Nordfenster in der Kapelle.
Den Entwurf stellte erneut Professor Walter Dohmen, der in Langerwehe lebt und dessen Großmutter aus Pier stammt, kostenfrei zur Verfügung. Bereits vor zwei Jahren wurde ein einfaches Glasfenster in der modernen Kapelle künstlerisch nach einem Entwurf Dohmens gestaltet. Der Künstler fasste eine der schwersten Stunden der Patronin „Maria“ in Glas: Das Südfenster zeigt die Schmerzensmutter, die ihren gekreuzigten Sohn im Schoß birgt. Damals wie heute stimmte der Kirchenvorstand der Pfarre St. Martin der Realisierung zu und übernahm die entstehenden Materialkosten.
Damals wie heute stand Kunstglasermeister Wilfried Grob für die Realisierung zur Verfügung. Peter Kurth fertigte in seinem Unternehmen VKS ohne Berechnung die Rahmenkonstruktion, die mit dem Laser aus Blechen geschnitten wurde. Der Förderverein des Begegnungszentrums übernahm die anstehenden Aufwendungen der Glaserarbeiten. „Das Fenster ist als Abschluss zu sehen. Wir bedanken uns bei Professor Walter Dohmen und bei allen, die mitgeholfen haben, das Projekt zu realisieren“, freute sich Matthias Merkens vom Vorstand des Begegnungszentrums, dass das neue Fenster am Pfingstsonntag eingeweiht wurde.
Die Marienkapelle in Jügersdorf ist ein besonderer Ort: Die ursprüngliche Kapelle machte für den Neubau Platz, der jetzt Heimat für die Ortsansässigen und für die umgesiedelten Gemeinden aus Pier und Vilvenich ist, die dem Tagebau Inden weichen mussten. So finden sich auch Kunstwerke aus allen verlorengegangenen Kirchenräumen in der 2013 geweihten Kapelle. „Um das neue Fenster in der Marienkapelle zu entwerfen, boten sich viele Gedanken für die Darstellung“, sagt Künstler Walter Dohmen.
„Ich wollte mich aber nicht mehr auf eine figürliche Darstellung wie bei der Pietà einlassen.“ So entstand der Entwurf, der sich schließlich durchsetzte und ausgewählt wurde. Auch kommt eine technische Innovation zu Anwendung: Werden bei einer Bleiverglasung die Teile sonst horizontal oder waagerecht eingefasst, um dem zerbrechlichen Material Halt zu geben, ist das zentrale Stück des Fensters kreisrund und für den Betrachter unsichtbar mit dem Metallrahmen verschraubt.
„Das Auge Gottes“ zeigt keine anatomische Darstellung eines Auges, sondern es zeigt unter anderem durch Bläschen und Schlieren im mundgeblasenen Glas, womit das Auge zu kämpfen hat, um bestimmte Dinge wahrzunehmen. Je nach Lichtqualität fixiert unser Auge andere Elemente, die das Licht transportiert. Das runde Mittelstück hat nur wenige, kleine Unterbrechungen. „Das Licht fällt durch den Mittelteil, das Auge Gottes, ein“, erklärt der Künstler: „Ich wünsche und hoffe, dass Ihnen der Blick zum ‚Auge Gottes‘ in der Marienkapelle eine gute Sehweise und dem Gottesdienst und Ihrem Gebet eine gute Wahrnehmung bietet.“
Mit der Einweihung des zweiten bleiverglasten Fensters ist ein Ziel des Fördervereins erreicht. „Wir haben auch noch viele Aufgaben vor uns“, betonte Matthias Merkens. Denn ein zweiter Schwerpunkt ist die Jugendarbeit. Mit neuen Ideen und auch Veranstaltungsformaten soll die Jugend wieder stärker ins Pfarrleben eingebunden werden.