Das Abenteuer Leben

Peri Wolff setzt sich für die Mütterklinik auf der indonesischen Insel Flores ein

Ein besonderer Moment für Peri Wolff, sie darf eines der Neugeborenen im Arm halten. (c) peri Wolff/privat
Ein besonderer Moment für Peri Wolff, sie darf eines der Neugeborenen im Arm halten.
Datum:
16. Jan. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 03/2018 | Andrea Thomas
Nach „Abenteuer pur“ hätten die Geschichten der Schwestern, die in der Mission tätig waren, für sie während ihrer Schulzeit bei den Steyler Missionsschwestern geklungen, erinnert sich Peri Wolff.

Viele Jahre später erfüllt sie sich den Wunsch aus ihrer Jugend, das selbst einmal zu machen. Für einen Monat hat die Aachenerin bei den Steyler Schwestern auf der indonesischen Insel Flores gelebt und gearbeitet – ihr ganz eigenes Abenteuer. Anlässlich des 125-jährigen Ordensjubiläums der Steyler Missionsschwestern 2014 traf Peri Wolff eine ihrer ehemaligen Erzieherinnen wieder. Im Gespräch erzählte sie ihr, dass sie mal eine Auszeit aus ihrem Alltag brauche und sich gut vorstellen könne, die als „Missionarin auf Zeit“ für die Steyler Schwestern zu verbringen. „Allerdings wäre das nur für ein Jahr gegangen, und so lange konnte ich beruflich nicht weg“, sagt Peri Wolff.

Ein Monat dagegen, das war machbar. So entstand der Kontakt zu Schwester Mathea Mola, die als leitende Hebamme im Holy-Family-Maternity-Hospital in der Stadt Ende auf der Insel Flores tätig ist. Hier wollte man Peri Wolff gerne für vier Wochen als ehrenamtliche Helferin in Kloster und Klinik aufnehmen, und so stieg sie einige Wochen später ins Flugzeug nach Indonesien.

 

Alkoholtupfer im Leberwurstglas

Und landete nicht nur auf einem anderen Kontinent, sondern in einer völlig anderen Welt. Das feucht-heiße Klima war für die Deutsche zunächst genauso gewöhnungsbedürftig wie das Essen. Indonesisch spricht und versteht sie nur ein paar Brocken, Englisch nur zwei der dortigen Schwestern und Deutsch niemand. „Die Verständigung ging im wahrsten Sinne des Wortes nur mit Händen und Füßen, und das Essen konnte ich auch nicht immer genau identifizieren. Dafür kamen die Bananen und Papaya direkt aus dem Garten“, erinnert sie sich und lacht.

Abenteuer eben. Auch sonst sind das Leben im Kloster und die Arbeit in der Klinik meilenweit von ihrem Alltag entfernt. „Die medizinischen Standards dort sind so wie in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg“, schildert Peri Wolff, die am Aachener Uniklinikum im Einkauf für Medizinprodukte arbeitet. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Im Holy-Family-Maternity-Hospital werden die mit Alkohol getränkten Tupfer in einem ausrangierten Leberwurstglas aufbewahrt, und auch die sonstige Ausstattung in Labor und Kreißsaal ist einfach. Seitdem die alte deutsche Industriewaschmaschine den Geist aufgegeben hat, wird die komplette Klinikwäsche von Hand erledigt. Trotzdem hat die Frauenklinik der Steyler Missionsschwestern bei den Frauen der Insel einen sehr guten Ruf. Täglich warten um die 20 Frauen bereits am Morgen darauf, dass die Sprechstunde beginnt. Das liege sicherlich auch am unermüdlichen Einsatz aller, die dort arbeiten, von den sieben Missionsschwestern über die Krankenschwestern, Hebammen und Helferinnen für Küche, Wäsche und Hausputz, sagt Peri Wolff.

Rund 600 Babys kommen hier übers Jahr zur Welt, rund 5000 Frauen werden behandelt. Sie selbst hat in ihrer Zeit in Ende überall da geholfen, wo sie sich nützlich machen konnte, wie zum Beispiel in der Apotheke oder im Labor. Außerdem hat sie Englisch-Unterricht gegeben, was ihr angesichts ausgesprochen interessierter und wissbegieriger Schülerinnen viel Freude gemacht habe, wie sie berichtet. „Und da ich eine Yoga-Ausbildung habe, haben wir auch mehrmals zusammen Yoga gemacht.“ So arm die Menschen auf Flores seien, so freundlich seien sie auch, und auch von den Schwestern im Kloster und allen in der Klinik sei sie sehr herzlich aufgenommen worden.

 

OP-Saal für eine bessere Versorgung

Noch immer hat Peri Wolff einen guten Kontakt nach Ende, weshalb sie die Klinik auch bei ihrem größten Wunsch unterstützen will: dem Bau eines Operationssaals für Kaiserschnitt-Entbindungen und kleinere Eingriffe. „Zeichnen sich bei einer Entbindung Komplikationen ab, müssen die Frauen ins städtische Krankenhaus gebracht werden. Das ist, wenn alles gut geht, eine Fahrt von etwa 20 Minuten.“ Ein vermeidbares Risiko für Mutter und Kind ist es in jedem Fall, weshalb Peri Wolff nun eifrig Spenden sammelt. Insgesamt 34000 Euro sind zur Verwirklichung des Projektes notwendig. Unterstützung dabei, wie man so was macht, hat sie auch vom Bistum Aachen bekommen, wo Wolfgang Huber für den Bereich „Fundraising“ (neudeutsch für Spenden auftreiben) zuständig ist. Er habe ihr mit einigen gute Ratschlägen und Ideen weitergeholfen. Ihr Vorteil sei, sagt er, dass sie selbst dagewesen sei und dass keine Organisation dazwischen geschaltet ist, also jeder gespendete Cent auch bei den Schwestern für die Mütter und Babys ankomme. „Ich singe im Kirchenchor ,Cordial‘ in St. Philipp Neri in Aachen-Vaalserquartier. Da planen wir ein Benefizkonzert. Außerdem erzähle ich in meinen Sportkursen davon und jedem, den ich kenne. Ich hoffe, wir bekommen da einiges zusammen“, sagt sie.

Mehr Informationen: www.steyler-missionsschwestern.de/steyler-missionsschwestern/aktuelles/ fotos-2017/sprungbrett-ins-leben/