Damit wieder etwas brennt

Mit den Highlight-Gottesdiensten möchten die Eschweiler Pfarreien ein Angebot machen, das anders ist

Das Team (v. l.): Tobias Kölling,  Norbert Franzen, Manfred Joussen, Georg Sievers und Achim Prinz. (c) Andrea Thomas
Das Team (v. l.): Tobias Kölling, Norbert Franzen, Manfred Joussen, Georg Sievers und Achim Prinz.
Datum:
7. Sep. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 36/2022 | Andrea Thomas

Nach pandemiebedingter Pause sind in Eschweiler die Highlight-Gottesdienste,  ein Gemeinschaftsprojekt aller katholischen Pfarreien, neu gestartet. Das Team dahinter beschreibt sie so: „Die aus der Rolle fallenden Gottesdienste richten sich vor allem an Menschen, denen ‚Kirche‘ in der traditionellen Form zu langweilig ist. Es soll eine Alternative sein für die, denen da noch etwas fehlt.“ 

Gottesdienst sollte mehr sein als christliches „Pflichtprogramm“ am Sonntag. Er sollte Ruhepunkt im Alltag sein, Begegnung mit Gott in Gemeinschaft mit anderen, sollte Menschen gestärkt in die kommenden Tage entlassen, im besten Fall mit dem Gefühl, etwas für sich persönlich mitnehmen zu können oder sogar gerade etwas Besonderes mit anderen Gläubigen geteilt zu haben. Nicht jeder findet das mehr im klassischen Gottesdienst und ist auf der Suche nach einem etwas anderen Format, damit Gottesdienst wieder ein Höhepunkt, ein Highlight inmitten des oft schwierigen Alltags ist. Mit dem Gedanken, Menschen ein Angebot zu machen, das anders ist, ist 2019 ein Team aus mehreren Hauptamtlichen der Eschweiler Pfarreien an den Start gegangen. Premiere war im Juni 2019.

Schlagworte für die Gestaltung der Gottesdienste waren: „Absolut nicht normal“, „Moderne Musik“, „Mittun statt Zugucken“. Für die Musik sorgte eine Band aus Schülern der Bischöflichen Liebfrauenschule, über die auch junge Leute für das Angebot geködert werden sollten. Ort war die Kirche St. Marien im Stadtteil Röthgen, weil sie keine festen Bänke, sondern Stühle hat und damit mehr Flexibilität bot. Es gab eine Ankommphase bei Getränken und in jedem Gottesdienst die Möglichkeit, sich selbst einzubringen. Mehr Jugendliche hätten sie zwar nicht wirklich ansprechen können, nur die, die über die Bandmitglieder gekommen sind, dafür Menschen aller Altersstufen, berichtet Pastoralreferent Norbert Franzen. „Gerade von den Älteren kamen viele positive Rückmeldungen.“

Eigentlich also ein gutes Angebot. Doch dann zwang Corona die Highlight-Gottesdienste in die Pause. Pfarrer Michael Datené, in der ersten Staffel noch mit dabei, stieg wegen zu vieler anderer Verpflichtungen aus, Pastoralreferent Tobias Kölling kam dazu. Und die Frage: Wenn wir weitermachen, was können und wollen wir ändern? „So richtig hatten wir nicht das Gefühl, das das passt für uns“, sagt Norbert Franzen. Also gab es für Staffel zwei, wie bei Serien nicht unüblich, neben personellen auch inhaltliche Umbesetzungen.

Raum für den Austausch mit  anderen Gläubigen geben

Gottesdienste, die Highlights sind und in denen mehr brennt als nur die Kerze in der Mitte. (c) Andrea Thomas
Gottesdienste, die Highlights sind und in denen mehr brennt als nur die Kerze in der Mitte.

Beibehalten hat das Team, zu dem noch die beiden Gemeindereferenten Manfred Joussen und Georg Sievers sowie Musiker Achim Prinz gehören, das Ankommen bei einem Kaffee oder Kaltgetränk. Weiter geht es dann jedoch etwas zurückgenommener: Statt im großen Kirchenraum findet das Meiste im Altarraum statt. Anstelle der Band mit viel Technik soll es nur eine kleine Gruppe geben oder auch nur mal einen, der Musik macht wie bei der Premiere der neuen Staffel, wo Achim Prinz Keyboard gespielt hat. Außerdem soll ein Schwerpunkt auf dem gemeinsamen Singen liegen – so dass denn die möchten, die kommen. Denn die Teilnehmenden sollen noch stärker einbezogen werden und mit ihren Wünschen und Ideen die Gottesdienste mitgestalten. „Man könnte sagen: Wir haben selber keine Ahnung, was wir da genau machen wollen“, erzählt Georg Sievers. „Klar ist nur: Wir treffen uns mit Menschen. Es gibt eine Zeit mit gemeinsamem Kaffeetrinken, es gibt Musik, eine Stelle aus der Bibel, wenn überhaupt eine kurze Predigt und dann Zeit, dass sich die Menschen miteinander austauschen, und am Ende einen Segen. Aber dazwischen lassen wir uns selber überraschen.“ Wichtig sei ihnen, gemeinsam ein Gottesdienstformat zu entwickeln, das Menschen etwas gibt.

Der erste neue Highlight-Gottesdienst stand unter dem Thema „Wohin“. Wohin führt uns der Weg, persönlich und innerhalb und mit der Kirche? Wohin möchten wir selbst? Was ist uns wichtig als gläubige Christen? Und auch: Wohin soll sich die Gottesdienstreihe selbst entwickeln? Als biblischen Impuls hatte das Team eine Stelle aus dem Markusevangelium, in der die Jünger sich zurückziehen, um gemeinsam mit Jesus Ruhe zu finden beim Vater. Solche Auszeiten vom Alltag, in denen wir (in Gemeinschaft mit anderen) Ruhe finden bei Gott, bräuchten wir auch heute. Ein Ort dafür könne Kirche sein, sagt Norbert Franzen, die Zeit dafür der Gottesdienst. In ihm sollen Menschen zum Ausdruck bringen können, was sie beschäftigt und bewegt.

In einer kurzen Phase mit Musik im Hintergrund sind alle eingeladen, zu überlegen, was ihnen für einen solchen Gottesdienst wichtig ist, aber auch was sie gerade beschäftigt. Da die Runde zum Auftakt (es ist früher Sonntagabend und draußen bestes Spätsommerwetter) überschaubar ist, wollen alle sich danach in großer Runde austauschen. Denkbar sei aber auch, nach dem Impuls in Zweier- oder Kleingruppen-Gespräche zu gehen. Da seien sie offen für das, was sich entwickele, betont das Team.
Was die Teilnehmenden sich wünschen? Eine lebendige Gemeinschaft, in der er eine Heimat in Kirche finden könne, beschreibt es ein Herr. Er habe auch die ersten Highlight-Gottesdienste besucht und dabei vor allem den Austausch als sehr befruchtend empfunden. Im normalen Gottesdienst brenne oft nichts mehr in ihr, was sie schade finde, erklärt eine Dame. Sie wünscht sich Gottesdienste, aus denen sie mit dem Gefühl hinausgehe: „Toll, Teil dieser Gemeinschaft von Menschen zu sein.“

Weitere Wünsche und Ideen wird das Team nun bis zum nächsten Gottesdienst am 23. Oktober um 17 Uhr in St. Marien, Eschweiler-Röthgen sammeln. Es bleibt ein Experimentierfeld, aber eines mit viel Potenzial.