Da sein, Zeit schenken, anderen beistehen

Sterbende und Angehörige begleiten kann erfüllen

(c) Priscilla du Preez/unsplash.com
Datum:
21. Okt. 2025
Von:
Kathrin Albrecht

Die Kranken besuchen, das ist eine der sieben barmherzigen leiblichen Handlungen im Christentum. Ehrenamtlich Engagierte in ambulanten Hospizdiensten erfüllen das noch einmal auf eine besondere Weise: Sie sind da, spenden Zeit und ein offenes Ohr – für die Sterbenden wie für die Angehörigen.

 43 engagierte Menschen begleiten beim ambulanten Hospizdienst der Malteser, Kreis Viersen e. V. Familien, bei denen ein Mitglied sich auf dem letzten Stück seines Weges befindet. Koordiniert werden die Begleitungen von Birgit Stienen und Monika Degenhardt.   

Koordinatorinnen: Birgit Stienen (l.) und Monika Degenhardt. (c) Kathrin Albrecht
Koordinatorinnen: Birgit Stienen (l.) und Monika Degenhardt.

Beide verfügen über jahrelange Erfahrung als Krankenschwester und Palliativfachkraft, haben selbst als Hospizbegleiterinnen sterbende Menschen begleitet, außerdem sind beide auch ausgebildete Trauerbegleiterinnen. Wird eine Begleitung gewünscht, besuchen die Koordinatorinnen die Familien, schauen, was gebraucht wird und stellen den Kontakt zu den ehrenamtlichen Begleitpersonen her. „Mit den Begleiterinnen und Begleitern sind wir immer im Austausch“, sagt Birgit Stienen. Das gilt für den gesamten Zeitraum der Begleitung. Darüber hinaus gibt es Supervisionen und einmal im Monat einen Reflexionsabend für die ehrenamtlich Engagierten.

Neben Kempen bieten sie ihren Dienst auch an den Standorten Grefrath und Nettetal an. Zum Angebot des ambulanten Hospizdienstes gehören auch Trauerbegleitung sowie Palliativberatung und „Letzte Hilfe“-Schulungen. Im ländlich geprägten Kreis Viersen erfolgt die Begleitung am häufigsten bei den Familien zu Hause, aber auch eine Begleitung im Altenheim ist möglich.

Wann eine Begleitung angefragt wird, sei sehr unterschiedlich. „Den richtigen Zeitpunkt gibt es auch eigentlich nicht“, sagt Monika Degenhardt. Ideal wäre, wenn der Mensch selbst merkt, dass jetzt die Zeit gekommen ist und noch selbst in Kontakt mit der Begleitung treten kann.

Beide betonen, dass die ambulante Hospizbegleitung ein Ehrenamt und ein kosten- und absichtsloses Angebot ist: „Es kommt ein Mensch von außen, der Zeit schenkt.“ Dabei wird jedes Mal neu geschaut, was gebraucht wird, auch mit Blick auf die Angehörigen. Für sie bedeutet die Begleitung eine Entlastung, zum Beispiel, um eigene Termine wahrzunehmen, aber auch, um loszuwerden, was bedrückt. Häufig sei die Begleitung der Erkrankten kommunikationslos. „Für die Begleiterinnen und Begleiter ist das eine besondere Herausfordung, denn die möchten aktiv etwas tun“, erzählt Birgit Stienen.

Das gelte auch bei demenziell Erkrankten, die sich nicht mehr mitteilen können. Da entscheide oft das Bauchgefühl, was in der aktuellen Situation nötig wäre. Diese Entscheidung zu treffen ist auch Teil des vorbereitenden Befähigungskurses, den alle ehrenamtlichen Begleitpersonen durchlaufen. Der Kurs umfasst insgesamt 80 Stunden und wird an einem Wochentag abends und an mehreren Wochenenden angeboten.

Neben Menschenliebe ist auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur Selbsterfahrung wichtig, betonen die beiden Koordinatorinnen.  Birgit Stienen: „Es geht um die Frage: Wie bewege ich mich in einem Familiensystem, ohne es durcheinander zu bringen? Denn als ehrenamtliche Begleitperson habe ich eine andere Rolle als ein Familienangehöriger.“
Ende Oktober hat ein neuer Befähigungskurs begonnen. Die Menschen, die diesen Kurs durchlaufen, kommen aus ganz verschiedenen Berufen und Lebenswegen. Doch eint sie alle oft der Wunsch, etwas zurückzugeben. Zum Beispiel, wenn eine persönliche Lebenskrise überwunden wurde oder die Menschen selbst Hilfe erfahren haben.

Auch wenn es ein katholisch getragenes Angebot ist, die Begleitung selbst ist unabhängig von der Konfession. Christliche Themen kommen im Gespräch vor – vor allem sind es die großen Fragen: „Warum muss ich das erleiden?“ oder „Was bleibt von mir?“.

Und auch, wenn Sterbende begleitet werden, ist für die beiden Koordinatorinnen klar: „Was wir tun ist Lebensbegleitung.“ Und eine erfüllende, bereichernde Aufgabe: „Ich bin jedes Mal dankbar und ergriffen, wenn in einen ersten Kontakt gehe und die Menschen mich hineinbitten in ihr Zuhause.“ Monika Degenhardt fügt hinzu: „Da ist dieses Grundgefühl, dass Menschen etwas ganz Besonderes mit uns teilen.“

Wer sich für dieses Ehrenamt interessiert, ein Angebot des Dienstes wahrnehmen oder die Einrichtung finanziell unterstützen möchte, kann gerne Kontakt aufnehmen per E-Mail unter hospizdienst.kreisviersen@malteser.org oder unter Telefon 02152/9590-420.