Christi Geburt Raum geben

Für Elmar Decker ist seine Landschaftskrippe Hobby, Familientradition und Einstimmung auf Weihnachten

Das Zusammenspiel von Licht, Landschaft und den sorgfältig gruppierten Figuren macht die Atmosphäre der Krippe aus. (c) Andrea Thomas
Das Zusammenspiel von Licht, Landschaft und den sorgfältig gruppierten Figuren macht die Atmosphäre der Krippe aus.
Datum:
21. Dez. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 51-52/2022 | Andrea Thomas

Ich gehe einmal davon aus, Sie haben eine Krippe und die hat jetzt – wie jedes Jahr – ihren Ehrenplatz im Wohnzimmer oder unter dem Weihnachtsbaum bezogen. Vielleicht ist sie klein, vielleicht eine ganze Krippenlandschaft, vielleicht ein Familienerbstück oder ganz bewusst selbst gekauft. Bestimmt aber gibt es Geschichten zu Ihrer Krippe, die an vergangene Weihnachtsfeste oder besondere Momente erinnern und ohne sie wäre nicht wirklich Weihnachten.

Bei Familie Decker in Kohlscheid ist Weihnachten ohne Krippe jedenfalls nicht vorstellbar, und sie nimmt im wahrsten Sinne des Wortes einen wichtigen Raum ein, nämlich einen großen Teil des Wohnzimmers. Stolze neun Quadratmeter misst die Krippenlandschaft, die Elmar Decker seit Jahren mit viel Liebe zum Detail aufbaut. Sofa und Fernseher müssen jedes Jahr Ende November umziehen, damit im Anbau die Geschichte von Christi Geburt ihren Raum entfalten kann. Auf mehreren Ebenen mit verschiedenen Ställen und einer Kapelle, mit 21 überwiegend 40 Zentimeter großen Figuren (einschließlich der Heiligen Drei Könige), einem See, Moos, Steinen, Bäumen und einem ausgetüftelten Beleuchtungskonzept braucht sie sich hinter keiner Kirchenkrippe zu verstecken.

Für die Familie sei es kein Problem, sich in der Zeit vor und nach Weihnachten etwas enger zu setzen, wie der passionierte Krippen- und Modellbauer versichert. „Größer darf ich allerdings nicht mehr werden“, sagt Elmar Decker mit einem Schmunzeln. Die Bedingung ist, dass die Familie noch Platz hat, wenn sie Weihnachten zusammenkommt. Da sei er früher schon bei seiner Mutter an die Grenze gekommen, als die Krippe noch bei seinen Eltern stand. Es habe immer noch Raum genug für Tisch und Stühle da sein müssen und dass man sich noch habe bewegen können.

Das Jesuskind kommt – wie sich das gehört – erst in der Heiligen Nacht in die Krippe. (c) Andrea Thomas
Das Jesuskind kommt – wie sich das gehört – erst in der Heiligen Nacht in die Krippe.

Ihren Ursprung hat die Familienkrippe im Jahr 1962. Damals hatte Elmar Deckers Mutter über eine Schwester vom armen Kinde Jesus die Figuren der Heiligen Familie und eines Hirten bekommen und später auch noch die Heiligen Drei Könige. Die Köpfe, Hände und Füße der Figuren sind aus Wachs geformt und bemalt. Die Körperteile sind an einem Drahtgestell befestigt, und die Figuren von seiner Mutter liebevoll eingekleidet worden. Lediglich das Jesuskind ist komplett aus Wachs geformt.

„Krippen gucken“ als Inspiration

Zunächst hatten die Figuren nur einen Stall, doch mit Sohn Elmar, der im gleichen Alter ist wie die Krippenfiguren, wuchs über die Jahre auch die Krippe. Mit 15 Jahren habe er den Aufbau übernommen, erzählt er. Es kamen weitere Figuren dazu, Bäume, ein Hintergrund und Licht – eine Landschaft entstand. Seit 2009 steht die Krippe nun bei Elmar Decker und seiner Familie. Seine Mutter habe nicht gewollt, dass sie im Karton verstaube – und so bekommt sie auch selbst noch ganz viel von ihrer Krippe mit. „Meine Mutter hilft beim Aufbau, indem sie mit guckt: Geht das so? Steht die Figur da gut? Aber ganz besonders, wenn wieder abgebaut und eingeräumt wird.“ Sie habe nicht nur alle Kartons beschriftet, sondern auch, wie die jeweilige Figur dort hineinkommt. Sie achte peinlich genau darauf, dass alle stimme.

Eines von vielen liebevollen Details: das Kapellchen mit dem Glocke läutenden Pater. (c) Andrea Thomas
Eines von vielen liebevollen Details: das Kapellchen mit dem Glocke läutenden Pater.

Bevor die Krippe Gestalt annimmt, bekommt sie zunächst einen Unterbau: 24 Gestelle und vier Holzplatten bilden das Grundgerüst. Dazu kommt noch eine Lattenkonstruktion, die mit blauem Stoff für den Hintergrund bespannt ist. Das wirkt nicht nur toll, sondern sorgt auch dafür, dass nichts an die Tapeten kommt, wie Elmar Decker verrät. Steht das Gerüst, wird aufgebaut. Da begrenzten inzwischen die Gebäude ein wenig den Gestaltungsspielraum, trotzdem versuche er immer mal wieder, etwas anders zu machen.

Die Inspiration dazu holt er sich beim „Krippen gucken“. Gefällt ihm etwas, überlegt er, ob er das für seine Krippe übernehmen kann. So wie die Kapelle mit dem Klosterbruder, der die Glocke läutet. Die hat er sich bei einer Firma in Oberstdorf, aus der auch die hinzugekommenen Krippenfiguren stammen („Kaum ein Urlaub, aus dem nicht noch ein ‚Gast‘ mit uns heimfährt.“), in der passenden Größe anfertigen lassen. Vieles hat er über die Jahre aber auch selbst gebaut, wie die kleine Brücke über den See, eine hölzerne Sitzbank oder die Feuerstelle, über der ein kleiner Kessel baumelt. Wichtig für die besondere Atmosphäre sind auch die Bäume, Moos, Lärchennadeln und Wurzeln für den Boden und vor allem die Beleuchtung. „Alle Figuren sind angestrahlt. Da bekommt man mit der Zeit Übung, wo und wie sich die Lampen verstecken lassen, dass sie nicht zu sehen sind“, erklärt Elmar Decker. Die Halogenlampen, die sehr heiß wurden und daher mit Vorsicht zu platzieren waren, sind inzwischen LED-Leuchtmitteln gewichen, mit denen man die Beleuchtung individuell steuern kann.

Gut 30 Arbeitsstunden stecken im Aufbau der Krippe. Wobei: Arbeit? Die Krippe aufzubauen, ist für Decker Hobby und Einstimmung auf Weihnachten zugleich. „Das hat etwas sehr Meditatives. Die Figuren muss man wirken lassen. Manchmal eine Nacht darüber schlafen und nochmal umstellen, bis ich das Gefühl habe, das ist stimmig.“ Auch Gäste, die in der Weihnachtszeit bei Familie Decker vorbeischauen, schätzen es, beim Schauen den Alltag hinter sich zu lassen. Alt-Bischof Mussinghoff komme jedes Jahr und mit ihm habe er schon so manches angeregte Gespräch an der Krippe gehabt, sagt Elmar Decker. Man könne aber auch sehr gut schweigend schauen.