Chancen nutzen

Ein Standpunkt von Thomas Hohenschue

Thomas Hohenschue (c) privat
Thomas Hohenschue
Datum:
4. Apr. 2017
Jahr für Jahr ist sie für mich ein fester Termin im Kalender: die Euregionale Ökumenische Konferenz.

 Im Wechsel treffen sich Seelsorger und kirchlich Engagierte aus den Grenzgebieten der Bistümer Aachen, Lüttich und Roermond und beraten über aktuelle soziale und kirchliche Herausforderungen. Diesen Austausch empfinde ich jedesmal als Gewinn, menschlich wie fachlich. Und das trotz der Sprachbarriere – mein Niederländisch ist nicht so gut, wie es sein sollte in der Grenzlage bei so tollen Nachbarn wie den „Holländern“. Die Veranstalter geben sich geschickt und charmant beste Mühen, die Barrieren klein zu halten. Und doch sinkt die Beteiligung von deutscher Seite. Belgier und vor allem Niederländer machten diese Lücke zwar wett – und doch war sie spürbar. Für eine Tagung, die sich dem europäischen Austausch unter Nachbarn verschrieben hat, eine Erfahrung, die irritiert und schmerzt. Wollen wir dieses Europa wirklich? Jenseits der Annehmlichkeiten, die der freie Grenzverkehr bietet? Wollen wir wirklich voneinander hören und lernen? Wollen wir wirklich miteinander sprechen? In nicht wenigen Köpfen wachsen wieder Grenzzäune und senken sich Schlagbäume. Süd-Limburg hat mehr als andere niederländische Regionen nationalistisch gewählt. Deutsche ziehen zurück in die Bundesrepublik. Und auch ansonsten warnen Beobachter vor Abgrenzung, auf allen Seiten. Was beim Fußball noch freundschaftliche Frotzelei ist, scheint mir gesellschaftlich fatal. Nutzen wir die Chance und begreifen unsere Heimat nicht als Randlage, sondern als zutiefst europäisch.

Der Autor ist Chefredakteur der KirchenZeitung für das Bistum Aachen.