Buch mit vielen Facetten

Zum Ende ihrer Tätigkeit als Gemeindereferentin plant Petra Bungarten ein Mammutprojekt in Düren

Petra Bungarten (rechts) und Rita Gröper präsentieren die Grundidee des Bibelprojektes. (c) Arne Schenk
Petra Bungarten (rechts) und Rita Gröper präsentieren die Grundidee des Bibelprojektes.
Datum:
4. Jan. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 01/2023 | Arne Schenk

Im Bewusstsein, dass sie im Sommer in Rente gehen würde, überlegte sich Gemeindereferentin Petra Bungarten, „dass ich eigentlich noch einmal gerne das machen möchte, womit ich tatsächlich angefangen habe“. 

Daraus entstand das Projekt „Alte Botschaft – neues Kleid. Die Bibel mit allen Sinnen neu entdecken“, das von den drei Dürener Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) St. Lukas, St. Elisabeth und St. Franziskus vom 22. Februar bis 10. April ausgerichtet wird.
„Meine erste offizielle Aufgabe als Gemeindeassistentin war eine Kinderbibelwoche für Grundschulkinder“, erzählt Bungarten. Das hatte sie dann viele Jahre mit „unheimlich viel Freude“ regelmäßig gemacht. „Mit Kindern zu malen, zu basteln, zu tanzen, zu singen … Und dabei eine Bibelgeschichte in fünf Tagen durchzuarbeiten.“ So sollte auch ihr letztes Projekt als Gemeindereferentin aussehen.

Als sie den Wunsch an Pfarrer Hans-Otto von Danwitz herantrug, eine „richtig nette kleine kuschelige Bibelwoche zu organisieren“, reagierte er völlig überraschend mit „Nein!“ Stattdessen erklärte er: Bibelwoche – sofort! Aber dann nicht nur für Kinder, sondern bitte für die ganze Pfarrei. Und dabei im Blick zu haben, über die Grenze der GdG St. Lukas hinauszugehen und die beiden anderen Dürener GdG St. Elisabeth und St. Franziskus mit ins Boot zu holen. Zudem empfahl er, auch die Kirchenmusik zu berücksichtigen.

Daraufhin kontaktierte Petra Bungarten Bibelreferent Jonas Zechner, mit dem sie in einem vierstündigen Treffen Ideen für ein Konzept erarbeitete. Auch für ihre Motivation, das Projekt anzustoßen, sei dies wichtig gewesen. Dabei kristallisierte sich nämlich heraus, dass Petra Bungarten das Bibelprojekt nicht primär aus nostalgischen Gründen erstellen wollte, „sondern weil ich die Menschen daran teilhaben lassen möchte, dass für mich dieses Buch ein so großer Schatz ist und mein Leben beeinflusst und ich daraus das an Kraft ziehe, was ich brauche, um dieses Leben zu gestalten. Ich möchte einfach den Menschen noch mal ans Herz legen, dass die Bibel ein Buch ist, das auch in ihr Leben eingreift.“

Dabei sei hin- und hergesponnen worden, bis sich Ideen wie „Die Bibel und Sport“ ergaben. „Überlege mal, was allein Paulus an Sportsprache in seine Briefen hat.“ Wovon das Herz voll ist, quillt halt der Mund über. Im Nachklang hatte Petra Bungarten weiteren Sprachbedarf an verschiedenen Stellen. Ein Kollege meinte zu den Überlegungen: „Das, was Ihr da plant, ist zu viel für eine Woche. Ihr plant Euch tot, und die Leute wissen nicht, wo sie hingehen sollen. Nimm doch mal in der Fastenzeit drei Wochen.“ In Absprache mit Hans-Otto von Danwitz wurde dann die gesamte Fastenzeit daraus.

Die Bibel aus der Blickrichtung der  verschiedenen Religionen gesehen

Viele Facetten werden  bespielt, unter anderem „Die Bibel und Sport“. (c) Dorothée Schenk
Viele Facetten werden bespielt, unter anderem „Die Bibel und Sport“.

Anschließend ging Bungarten auf die Suche nach Menschen, die sie aufgrund ihrer Fähigkeiten, Talente und Ausbildung bei dem Projekt unterstützen könnten. Dabei stieß sie auch auf andere Religionen, die ebenfalls etwas mit der Bibel zu tun haben. Daraus resultierten unter anderem Redewendungen aus der Alltagssprache, die ihren Ursprung in der Bibel haben, wie auch die Idee, aus dem Blickwinkel der verschiedenen Religionen auf die Bibel zu schauen.

Angesprochen werden soll von dem Projekt natürlich das Stammpublikum, die Gemeinde, die regelmäßig sonntags zu den Gottesdiensten kommt oder den Bibelkreis besucht und vielleicht auch zu Hause in der Bibel liest. Aber sie möchte auch diejenigen mitnehmen, „die vielleicht noch eine Bibel im Bücherschrank stehen haben, dahinten in der Ecke, wo die Spinne auch wohnt, die vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr hineingeguckt haben, weil das Buch ja ohne Bilder ist und nicht in Comic-Sprache. Ich möchte Leute ansprechen, die sagen: ‚Bibel hat mit meinem Leben überhaupt nichts zu tun!‘ Ätsch, doch!“

Außerdem möchte sie den Blick dafür öffnen, dass Bibel nicht nur stures Lesen ist und andächtig in der Kirche sitzen und zuhören oder maximal als Austausch im Bibelkreis, sondern dass Bibel in den unterschiedlichen Aktionen erlebbar wird. Warum nicht einfach mal Bibel tanzend erleben? Oder malen mit der Bibel: „Was bewirkt ein bestimmter Bibelspruch mit mir? Ich mal das mal als Bild auf.“

Im Austausch mit den Nachbar-GdG entstanden weitere Ideen. Was gibt es bereits an Angeboten, die unter ein biblisches Thema gestellt werden könnten? In Düren-West wird an Gründonnerstag mit den Kindern biblisch gebacken. Dazu wird das Bildungsforum Düren mit seinem Familienangebot „Kochen mit der Bibel“ ins Boot geholt. „In der Bibel stehen tatsächlich Kochrezepte drin. Man muss sie halt nur mal so lesen.“ Beispielsweise mehrere Linsengerichte oder wie früher Brot gebacken wurde.

Das Thema „Die Bibel und Sport“ resultiert beispielsweise in Yoga-Übungen, die mit einer spirituellen Geisteshaltung kombiniert sind, die auch biblisch sind. Eine Referentin macht dann Übungen vor der Kamera in Frankfurt. Diese werden als Split-Veranstaltung online übertragen, so dass sie wahlweise im Pfarrsaal oder zu Hause mitgemacht werden können. Darüber hinaus stehen auch diverse Wanderungen auf dem Programm, darunter ein Eselwandern zu Palmsonntag.

In Sachen Musik sind unterschiedliche Konzerte mit biblischem Charakter geplant, vom Pfarrorchester mit Orgel in der Marienkirche über eine Orgelimprovisation vom neuen Regionalkantor, unterlegt mit Psalmentexten auf eine Art und Weise, dass es den Menschen verständlich ist, bis zur modern gestalteten elektronischen Psalmenvertonung. Zudem wird die Ausstellung „Lebensraum Psalmen“ aus den Bistümern Trier, Speyer und Limburg ausgeliehen. 
Dann wird Petra Bungarten ganz ehrfurchtsvoller Fan und jauchzt: „Navid Kermani kommt nach Düren.“ Und zwar am 15. März. Der deutsch-iranische Schriftsteller und Literaturpreisträger setzt sich als Moslem mit christlicher Kultur und christlichem Glauben auseinander. „Ganz großartig“, bestätigt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Rita Gröper. Gestartet wird am 23. Februar um 19 Uhr mit einer interreligiösen Auftaktveranstaltung in Schloss Burgau.

„Das Projekt ist so toll und hat so viele kreative Ideen, dass wir es sehr gerne unterstützen“, unterstreicht Anja Klingbeil als Vertreterin des Aachener Bistums. Ebenfalls gefördert wird das Projekt von der Bischof-Klaus-Hemmerle-Stiftung zur Förderung pastoraler Dienste im Bistum Aachen sowie vom Bonifatiuswerk. Auch die Sparkasse Düren unterstützt „Alte Bibel – neues Kleid“ mit einer Spende in Höhe von 10 000 Euro. Somit geht Petra Bungarten ganz anders als geplant nun mit einem Knall in den Ruhestand. „Ich wollte eine kleine kuschelige Bibelwoche machen …“