„Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“
Wir kennen diesen Satz aus dem Lukasevangelium. Vor unserem inneren Auge sehen wir einen böse dreinblickenden Herbergsvater, der Josef und die hochschwangere Maria abweist. Man will Jesus, den Messias, in dieser Welt nicht empfangen; Ausnahmen wie die Hirten und die Sterndeuter bestätigen die Regel.
Dass wir die Begründung „weil in der Herberge kein Platz für sie war“ ganz anders verstehen müssen, zeigt Annette Jantzen, Frauenseelsorgerin im Bistum Aachen und Autorin, in ihrer neuesten Publikation „Das Kind in der Krippe“. Gleich im ersten Satz betont sie, dass es sich um kein klassisches Weihnachtsbuch handle; vielmehr gehe es ihr darum, den Lesern Wissen anzubieten.
Dafür hat sie sich einiges vorgenommen. Ausgerechnet die Geburtsgeschichten versucht sie, neu zu betrachten. Diese spannende Entdeckungsreise führt hinein in die Hebräische Bibel, aus der einige Texte im Resonanzraum der Geburtsgeschichten nachklingen. Die Lektüre von Annette Jantzens pointiertem wie profundem Buch hilft nicht nur dabei, unser Gehör zu schulen, sondern auch, Maria als Prophetin kennenzulernen.
Annette Jantzen: Das Kind in der Krippe. Die Weihnachtsbotschaft – entstaubt, durchgelüftet, neuentdeckt.139 S., Freiburg i.Br.: Herder-Verlag 2024, 18,00 €