Ein Jubiläum – das legt eigentlich immer nahe, dass es einen Grund zum Feiern gibt. Diese Ansicht teilt der Münchener Schriftsteller und DJ Michael Lösch nicht. Er hat ein Buch geschrieben, das sich kritisch mit der Reformation und ihren Folgen auseinandersetzt. Und sein Urteil fällt nicht eben schmeichelhaft aus: „Wäre Luther nicht gewesen, wäre die Geschichte friedlicher verlaufen.“ So beginnt das Vorwort seines gleichnamigen, 240 Seiten starken Buches. In vier Kapiteln legt Lösch dar, wie die Welt Martin Luthers ausgesehen hat, welche Vordenker bereits die Weichen in Richtung Reformation stellten, wie Luther zu dem wurde, der er war, und welche Folgen die Reformation in den Ländern Europas hatte. Seine These: Martin Luther war nicht der einzige, der die Zeit für Reformen in der katholischen Kirche gekommen sah. Doch sein Kurs verdeutlicht, wie sehr er noch ein Mann des Mittelalters war. Auch vor Gewalt schreckte er nicht zurück. Damit legte er den Grundstein für zahlreiche blutige Konflikte. Immer wieder zeigt Lösch auf, wie es hätte sein können, wenn sich andere Reformatoren statt Luther durchgesetzt hätten. Das liest sich durchaus spannend und hat seinen Reiz. Doch es bleibt die Frage, um wie viel die Welt tatsächlich friedlicher gewesen wäre.
Michael Lösch: Wäre Luther nicht gewesen. Das Verhängnis der Reformation. Ein Thesenbuch, 240 S., dtv premium, München 2017, Preis: 14,90 Euro