Blick in kindliche Seelen

In vielen Familien gehört das Gebet zum Tagesablauf selbstverständlich dazu

Das Miteinander im Glauben ist für alle Generationen ein Gewinn. In einigen Kirchen gibt es eigene Kinderkirchenführer – von Kindern selbst verfasst. In  St. Anna Düren entstand er schon 2010. (c) Dorothée Schenk/Archiv 2010
Das Miteinander im Glauben ist für alle Generationen ein Gewinn. In einigen Kirchen gibt es eigene Kinderkirchenführer – von Kindern selbst verfasst. In St. Anna Düren entstand er schon 2010.
Datum:
15. Sep. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 37/2021

Weltkindertag! Ein guter Anlass, einmal darüber nachzudenken, wie Familien mit den Kindern Glauben feiern und im Alltag erleben. Rituale können dabei unterstützen und helfen. Denn wie schon ein altes Sprichwort sagt: Was Hänschen nicht lernt… 
Andrea Thomas, Garnet Manecke, Ann-Katrin Roscheck und Dorothée Schenk haben sich in den Regionen im Bistum einmal umgehört und einige Beispiele für gelebten Glauben zusammengetragen. 

Gebetet hätten sie mit ihren beiden Jungen (vier und fünf) „schon immer“, erzählt Christine Weber, Erzieherin aus Aachen-Stadt. „Als sie etwa neun Monate alt waren, haben wir sie auf den Schoß genommen und ein kleines Gebet gesprochen.“ Inzwischen sind ein Gebet und eine Geschichte festes Zu-Bett-geh-Ritual. Außerdem beteten sie vor dem gemeinsamen Abendessen: „Früher hatten wir einen Gebetswürfel, aber den wollten sie dann nicht mehr. Meist beten wir: ,Jedes Tierlein…‘ Da sprechen sie dann auch mit.“ Gerade in der Coronazeit sei es schön, zwei Mal am Tag an den lieben Gott zu denken und ihren Kindern zu vermitteln: „Es ist nicht selbstverständlich, dass es uns gut geht.“

„Wir beten zu jeder gemeinsamen Mahlzeit“, erzählt Judith Neubauer, Mutter und Grundschullehrerin aus Herzogenrath in der Region Aachen-Land. Entweder reichten sie sich die Hände und „piepten“, oder eines der Kinder würfele ein Gebet und bete dies vor, oder es werde gemeinsam gesungen. Durch Singen zu beten, mache den Kindern großen Spaß. Auch beim Unterwegssein in der Natur kämen sie immer wieder auf Gott, Jesus und Geschichten aus der Bibel. „Diese zu erzählen, zu erklären und zu diskutieren ist eine große Bereicherung auch für uns Erwachsene. Diese Gespräche und gemeinsame Zeiten fürs Gebet lassen einen ganz anders in die kindliche Seele schauen und an der Lebenswirklichkeit der Kinder teilhaben.“

Die Mahlzeit wird bei der dreifachen Mutter Lucia Traut in Nettetal, Region Kempen-Viersen, zur gelebten Glaubenszeit: „Das einzig fest etablierte Gebets-
ritual bei uns ist das Gebet zum Essen.“ Beim Tischgebet machen auch die Kleinsten mit, weil sie es spannend finden. Gebetet wird meist: „Alle guten Gaben, alles was wir haben.“ Wenn die Kinder großen Hunger und es dann eilig haben, lieben sie den Spruch: „Lieber Gott, lass Deinen Segen über diese Gaben fegen.“ „Humor gehört bei uns unbedingt dazu.“ Ein etabliertes Abendgebet gibt es nicht, aber „wenn etwas Besonderes ist, formulieren wir, an wen der liebe Gott denken soll“. Mit dem Ältesten (8) liest Lucia Traut derzeit das „6-Minuten-Tagebuch für Kinder“. Da käme das Wort „Gott“ zwar nicht vor, aber die Besinnung auf den Tag entfalte die Wirkung eines Gebets.

Klassische Rituale haben die Erkelenzerin Tanja Arnolds und ihre zwei Kinder in der Region Heinsberg nicht. „Bei der Trennung meines Mannes haben die Kinder, damals zwei und fünf Jahre alt, sehr viel Nähe gesucht. Wir haben abends Gebete mit dem Schutzengel-Gute-Nacht-Würfel gewürfelt.“ Jedes Kind bekam später seinen eigenen „Würfel“ zur Kommunion. Beim Sohn war er Bestandteil des Zu-Bett-Geh-Rituals. „Dazu haben wir eine Geschichte vorgelesen und uns erzählt, was am Tag schön war.“ Die Tochter hatte sich einen Engelwürfel gewünscht, den sie abends nutzt, wenn sie ganz für sich ist.

Das Lieblingsgebet des neunjährigen Max Müller aus der Region Krefeld ist ein Klassiker, der bei keinem gemeinsamen Essen fehlen darf: „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast.“ „Das hat schon mein Opa gebetet“, erklärt er. „Ich find’ das gut, weil das so kurz ist.“

Unterschiedlich wichtig nehmen die Kinder (16, 12 und 10) von Nicki Klein ihren Glauben. Vor allem die Zwölfjährige suche das Gespräch – auch allein – mit „ihrem“ Gott. Das Tischgebet gehört für die Familie in Dahlem, Region Eifel, selbstverständlich dazu, aber manchem Glaubensritual entwachsen die Kinder auch: Gerne erinnert sich Nicki Klein an Marienaltäre, die sie zu Hause schmückten und vor denen gemeinsam gesungen wurde. Als Segen wurde ein kleines Kreuzchen auf die Stirn gezeichnet zum kindgerechten Gute-Nacht-Gruß. Bei den Heranwachsenden ist dies kein erwünschtes Zuneigungszeichen mehr, meint die dreifache Mutter schmunzelnd. 

Anleitung zum „Selbermachen“

(c) orothée Schenk/Archiv 2016

Der Fachbereich Familienarbeit hat das Bistum Aachen eine eigene Plattform gewidmet. Hier finden interessierte Eltern Angebote, wie sie ihren Glauben mit den Kindern leben können, oder auch den christlichen Werten entsprechende Erziehungshelfer. Eine kleine Linkliste: 


Familienarbeit im Bistum Aachen
https://www.bistum-aachen.de/Familienarbeit/Familie/Christliches-Familienleben/


Elternbriefe sind online, per Post und per App erhältlich. Regelmäßig werden aktuelle Informationen, Impulse, Nachdenkliches oder Inspirierendes geboten.

https://www.elternbriefe.de/elternbriefe-infoseiten/elternbriefe-app/


Wer seinen Glauben im Familienalltag zum Ausdruck bringen möchte, findet hier Hinweise:
https://www.akf-bonn.de/pastoral-und-bildung/familienspiritualitaet.html