Bildung als Schlüssel

Veranstaltung des Arbeitskreises Madagaskar der KAB gibt Einblicke in das Leben von Frauen

Veränderung ist nur durch Schulbildung – besonders auch von Mädchen – möglich. (c) Misereor/Klaus Mellenthin
Veränderung ist nur durch Schulbildung – besonders auch von Mädchen – möglich.
Datum:
22. März 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 12/2023 | Andrea Thomas

Madagaskar ist in diesem Jahr das Partnerland der Fastenaktion von Misereor. Unter dem Leitwort „Frau. Macht. Veränderung“ steht dabei die Arbeit zweier Misereor-Partnerorganisationen für Frauen und Mädchen im Vordergrund. Auch der Arbeitskreis Madagaskar des Diözesanverbands der KAB macht sich mit seinem Partner Iray Aina für die Verbesserung der sozialen Umstände von Frauen stark.

Sr. Perline Soamanambina berichtet von der Arbeit, die Vozama für Mächen und Frauen leistet. (c) Andrea Thomas
Sr. Perline Soamanambina berichtet von der Arbeit, die Vozama für Mächen und Frauen leistet.

Was lag also näher, als die Gelegenheit zu nutzen und den eigenen Blick auf Madagaskar zu weiten und die eigenen Erfahrungen um die anderer Akteure vor Ort zu ergänzen. Dazu hatte der Arbeitskreis gemeinsam mit der Pfarrei Christus unser Friede Herzogenrath-Kohlscheid Sr. Perline Soamanambina, die derzeit auf Einladung von Misereor in Deutschland zu Gast ist, zum Austausch und zu einem Vortragsabend in die Kirche im Ortsteil Bank eingeladen.

Sr. Perline ist seit 2018 regionale Leiterin von „Vozama“ in Fianarantsoa, einer kirchlichen Nichtregierungsorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Kindern in den Dörfern eine Schulausbildung zu ermöglichen. Die Bevölkerung Madagaskars besteht zur Hälfte aus Kindern, von denen viele keine Schule besuchen können, weil die Wege zu weit und gefährlich sind. Gerade in ländlichen Gegenden fehlt es an öffentlichen Schulen.

„Vozama“ (übersetzt und ausgeschrieben „Retten wir die Kinder Madagaskars“) unterstützt die Dorfgemeinschaft dabei, Schulen zu bauen, bildet Lehrerinnen aus und sorgt dafür, dass die Kinder hier zwei Jahre lang die wichtigsten Grundlagen in Schreiben, Lesen und Rechnen lernen. Über die Kinder lassen sich dann auch die Eltern und so die Dorfgemeinschaft erreichen, einbinden und fortbilden, wie Sr. Perline berichtet.

„Veränderung ist nur durch Schulbildung möglich“, sagt die engagierte Ordensschwester und ausgebildete Lehrerin. Bildung sei eine der wichtigsten Herausforderungen für die Kirche heute. Geistige Armut führe zu wirtschaftlicher Armut. Dem möchte „Vozama“ mit seiner Arbeit entgegenwirken. Eine Schlüsselrolle käme dabei Mädchen und Frauen zu, da sie ihr Wissen in die Dorfgemeinschaft einbrächten.

Wenn sie mit Frauen zusammenarbeiteten, erläutert Sr. Perline, könne das auch die Dörfer voranbringen. Zum Beispiel, wenn Frauen in den Dorfkomitees, die es überall gibt, mitarbeiten und sogar deren Leitung übernehmen. Zu 63 Prozent seien diese Komitees bereits weiblich besetzt. Zur Arbeit von „Vozama“ gehört neben der Schulbildung auch die Gesundheitsvorsorge und die Sexualerziehung. Die sei in den Familien lange ein Tabu gewesen. Über ein Programm für Schulen, in das auch die katholischen Schulen aufgenommen wurden, werden Eltern, Lehrkräfte und Ausbildende zu diesem wichtigen Thema fortgebildet. Das komme vor allem Mädchen zugute. „Unser Ziel ist es, frühe Heiraten und ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden, damit Mädchen eine Ausbildung bekommen können.“

Ein weiterer Baustein ist der Klimaschutz, der in einem Land wie Madagaskar immer wichtiger wird, das bereits heute unter Wetterextremen wie Überschwemmungen, Dürre und Zyklonen und der Abholzung der Wälder leidet. Staat und Kirchen betreiben daher Aufforstung. „Wir haben ein Programm ‚Ein Kind, ein Baum‘. Pro Schuljahr pflanzt jedes Kind einen Baum und die Eltern zwei“, berichtet Sr. Perline. Außerdem bemühten sie sich, die Menschen in den Dörfern in Landwirtschaft und Viehzucht weiterzubilden und auch dabei zu sehen, wie sich das an den Klimaschutz anpassen lässt.

Erzbischof Fulgence Rabemahafaly spricht über Folgen von Klimawandel und Rohstoffausbeutung. (c) Andrea Thomas
Erzbischof Fulgence Rabemahafaly spricht über Folgen von Klimawandel und Rohstoffausbeutung.

Begleitet wurde Sr. Perline von Fulgence Rabemahafaly, Erzbischof von Fianarantsoa. Er berichtete von den Folgen des Klimawandels für sein Land und der Ausbeutung seiner Rohstoffe durch Firmen des globalen Nordens; beides gehe zu Lasten der Bevölkerung Madagaskars, bei der der Reichtum aus dem Rohstoffabbau nicht ankomme und deren Armut durch den Klimawandel noch verstärkt werde.

Von diesen Problemen wissen auch die Mitarbeiter von Iray Aina, der Partnerorganisation der KAB in Madagaskar, zu berichten. Von den Folgen des Klimawandels und der steigenden Zahl derer, die nicht genug zu essen haben. Aber sie berichten auch von starken Frauen und von Maßnahmen, besonders verwundbare alleinerziehende Frauen zu unterstützen. 51 Prozent der Bevölkerung seien Frauen, und viele lebten in schwierigen finanziellen Verhältnissen und verfügten über geringe Bildung. Das zu ändern ist auch Iray Aina ein Anliegen, denn ob in den Dorfkomitees oder den Basisgruppen von Iray Aina – Frauen sind die treibende Kraft.