Beziehungsarbeit

Das Café Plattform hatte in der Kirche St. Peter ein Zuhause auf Zeit

Die Tische sollen vorerst bleiben  fürs Gemeinde-Café oder als Pilgeranlaufstelle bei der Heiligtumsfahrt. (c) Andrea Thomas
Die Tische sollen vorerst bleiben fürs Gemeinde-Café oder als Pilgeranlaufstelle bei der Heiligtumsfahrt.
Datum:
23. Feb. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 08/2023 | Andrea Thomas

Zwei Jahre lang war die Kirche am Aachener Bushof Gemeindekirche und Sozialprojekt zugleich. In der Hochphase der Coronapandemie hatte das „Café Plattform“, ein Angebot des Regionalcaritasverbands für wohnungslose Menschen, hier vorübergehend eine neue Heimat gefunden. Nun ist es wieder zurückgekehrt in eigene Räume.

Das Projekt „Querbeet“ des Café Plattform  sorgte in und um St. Peter für grüne Akzente. (c) Andrea Thomas
Das Projekt „Querbeet“ des Café Plattform sorgte in und um St. Peter für grüne Akzente.

Für Mark Krznaric war die Zeit in St. Peter eine sehr positive Erfahrung. „Ich bin immer noch froh, dass wir die Möglichkeit hatten, den Kirchenraum zu nutzen. In unserer Arbeit mit wohnungslosen Menschen geht es im Kern um Beziehung, darum, Kontakt zu halten. Das konnten wir dank der guten Zusammenarbeit mit Stadt, Städteregion und Kirchengemeinde auch in der Pandemie weiter anbieten“, blickt er zurück. In anderen größeren Städten hätte das anders ausgesehen. Auch Pfarrer Timotheus Eller von der Pfarrei Franziska von Aachen, zu der die Gemeinde St. Peter gehört, ist immer noch beeindruckt, was möglich ist, wenn alle Beteiligten sich für eine Sache stark machen. In nur drei Wochen sei das Projekt Anfang 2021 auf die Beine gestellt worden und die Kirche mit auf den Bänken montierten Tischen zum Kontaktcafé geworden.

 


   << Am Ende waren wir alle Café Plattform und St. Peter. >>

    Mark Krznaric

 

Über die Zeit sei auch ein gutes Miteinander mit der Gemeinde entstanden. Etwas, das beide als bereichernd empfunden haben. „Am Anfang haben wir die Gemeindegottesdienste nach Heilig Kreuz verlegt, doch das wurde von der Gemeinde nicht angenommen“, erzählt Timotheus Eller. Also hätten sie den Sonntagsgottesdienst wieder nach St. Peter verlegt, wo das Café Plattform an diesem Tag erst um 15 Uhr seine Türen geöffnet hat. „Viele aus der Gemeinde haben das als sehr positiv empfunden, an diesem Ort, wo soziale Arbeit im Vordergrund stand, Gottesdienst zu feiern.“ Das habe etwas mit den Menschen gemacht. Auch für die Menschen, die das Caritasangebot besucht haben, sei das eine gute Erfahrung gewesen. „Sie haben hier eine Wertschätzung erfahren, die diese Menschen so nicht immer erleben. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Mark Krznaric. Das sei schon ein besonderes Projekt gewesen. „Am Ende waren wir alle Café Plattform und St. Peter.“ Pfarrer Eller ergänzt: „Die Menschen haben dort ein Zuhause gefunden. Für viele ist es jetzt ihre Kirche.“

Mit Blick auf ihre Arbeit sagt Mark Krznaric, sei es für sie nicht nur wichtig gewesen, wohnungslosen Menschen auch im Lockdown noch ein Angebot machen zu können, sondern in der Zeit auch noch einmal konzeptionell an ihrem Angebot feilen zu können. In Teilen hat in dieser Zeit auch ein weiteres Caritasangebot in St. Peter Unterschlupf gefunden, das Projekt „Troddwar“ für Menschen mit einer Suchterkrankung, das eigentlich am Kaiserplatz beheimatet ist. Zwischen Suchthilfe und Wohnungslosenarbeit gebe es in der Praxis immer wieder Überschneidungen, da Sucht und Obdachlosigkeit oft gemeinsam einhergingen. Da hätten sie noch einmal verstärkt geschaut, wie sich diese Arbeit verbinden lasse, wo Synergien lägen.

Bei allen positiven Erfahrungen gab es auch Reibungspunkte. Die Nachbarschaft rund um die Peterskirche fühlte sich zuletzt zunehmend von Besuchern belästigt. Die Klientel sei mitunter schwierig, formuliert Timotheus Eller es diplomatisch, und für die Menschen in der Nachbarschaft sei das neu gewesen. Außerdem sei das Projekt eigentlich nur für einen Winter geplant gewesen, woraus dann durch die Pandemie und den Umstand, dass die Angebote nicht so einfach wieder in ihre alten Räume zurück konnten, zwei Jahre geworden sind. „Wir versuchen als Einrichtung stets gute Nachbarn zu sein und auf die Leute zuzugehen zum Beispiel über unsere Streetworker“, sagt Mark Krznaric und räumt ein, das habe nicht immer ganz so funktioniert, wie gewünscht. Man müsse aber auch die Pandemiesituation berücksichtigen, die für jeden eine Herausforderung gewesen sei. Beide würden es noch einmal genauso machen, allerdings mit der Erfahrung von heute versuchen, einen Rahmen zu schaffen, der die Nachbarn besser mitnehme.