Der geschichtliche Bogen spannt sich weit zurück bis ins Hochmittelalter: Im Jahre 1121 fand die Pfarrei Ripsdorf, die unter dem Patrozinium von Johannes dem Täufer steht, erstmals ihre urkundliche Erwähnung.
Mit der pandemiebedingten Verspätung von einem Jahr holt die im Kreis Euskirchen gelegene Gemeinde am Sonntag, 26. Juni, die Jubiläumsfeierlichkeiten nach. Zu diesem Anlass wird Aachens Bischof Helmut Dieser erwartet und um 10.30 Uhr die heilige Messe mitfeiern.
„Anschließend sind die Gläubigen zum Gespräch mit unserem Bischof auf den angrenzenden Pfarrhof eingeladen. Dort stoßen wir mit kühlem Getränk auf den runden Geburtstag der Pfarrei an“, freut sich Alois Jütten, der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes und Verfasser der Festschrift. Darin greift er die Vermutung auf, dass in Ripsdorf „bereits um das Jahr 1000“ ein Kirchenbau existiert haben könnte. Belegen lässt sich dies jedoch nicht.
„Bis vor Corona konnten wir stolz auf die Kirchenbesucherzahlen sein. Zwischen 70 und 120 Gläubige kamen zur Messe, je nachdem wie viele Intentionen anstanden“, hält Jütten Rückschau auf die jüngere Vergangenheit. Bedauerlich findet er, dass man heutzutage „kaum noch jüngere Menschen erreicht“ und Kinder „ganz selten im Gottesdienst“ gesichtet werden.
Bei dieser Entwicklung steht Ripsdorf natürlich nicht alleine da. Im Gegensatz dazu lebt das Engagement in der Pfarrei fort, zu der einmal monatlich ein Seniorennachmittag im Pfarrheim zählt. Die Sanierung des Pfarrheims ging mit 7000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden einher. „Da halfen auch die mit, die man sonst eher seltener in der Kirche sieht“, sagt Jütten.
Eine Besonderheit in Ripsdorf ist die Traditionspflege des Beierns. Zu besonderen Anlässen wie Ostern, Erstkommunion und Fronleichnam steigt eine Gruppe Männer morgens in den Kirchturm und beiert eine gute halbe Stunde die Glocken. Das wird auch am 26. Juni voraussichtlich der Fall sein.
Aus den Ursprungszeiten des Hochmittelalters hat sich in der Ripsdorfer Pfarrkirche nichts erhalten. Die Ausstattung legt Zeugnis der langen Baugeschichte und wechselnder Stilepochen ab.
Beim ältesten Stück handelt es sich um den Taufstein aus dem 15. Jahrhundert. Hingucker sind überdies die Holzkanzel in Rokokodekor, die Buntglasfenster sowie die aus Eichenholz geschnitzten Kreuzwegstationen. Der Patron St. Johann Baptist ist auf einem Stiftungsfenster aus dem Jahr 1904 zu sehen: Es stellt seine Enthauptung dar.
Zum anderen hängt im Langhaus ein großes Holzrelief, das Johannes bei der Taufe Jesu im Jordan zeigt. Es ist ein Geschenk von Josef Kraus, dem letzten in Ripsdorf wohnhaften Pfarrer.
Die Pfarrei Ripsdorf wird erstmals urkundlich erwähnt. In diesem Jahr überträgt Graf Theoderich von Are den Konvent zu Steinfeld an Erzbischof Friedrich I. in Köln – und zwar zusammen mit den dazugehörenden Pfarreien Ripestorf und Berndorf.
Fortan werden alle Pfarrer vom Prämonstratenserkonvent des Klosters Steinfeld in Ausübung ihres Patronatsrechtes über die Pfarrei Ripsdorf gestellt. Dies hält bis zu dessen Auflösung 1802 durch Napoleon an.
Neubau der Ripsdorfer Kirche. Für dieses Datum „spricht auch ein Schlussstein des Gewölbes im Kirchenschiff, auf dem die Jahreszahl 1667 zu lesen ist“, untermauert Alois Jütten in seiner Chronik.
Wegen Baufälligkeit muss der Kirchturm repariert werden und erhält sein charakteristisches Rhombendach.
Bau des Pfarrhauses, bis heute ein barockes Schmuckstück.
Eigentlich endet 1802 offiziell die jahrhundertelange Bindung an das Kloster Steinfeld. Doch die ehemaligen Steinfelder Prämonstratenser versehen noch bis 1827 die Seelsorge in Ripsdorf.
Die gegenwärtig ältesten Buntglasfenster der Kirche stammen aus einer Manufaktur in Köln. Der Stil ist neugotisch.
Es erfolgt der Anschluss an das Bistum Aachen. Ursprünglich gehörte die Pfarrei zum Erzbistum Köln und war außerdem von 1802 bis 1825 vorübergehend dem Bistum Trier zugeordnet.
Bei umfangreichen Restaurierungen des Gotteshauses wird dieses neu gedeckt und verputzt. Zudem wird ein neuer Kirchenhahn aufgesetzt.
Als man das Fußbodenniveau im Chorraum reduziert, stößt man auf eine versteckte Gruft mit drei Grablegen. Bei einer handelt es sich nachweislich um jene des im Jahre 1800 verstorbenen Pfarrers Benedikt Ohrem, der seinerzeit 37 Jahre lang in Ripsdorf tätig gewesen war. Der alte Hochaltar wird abgebaut und nach Belgien verkauft. Für neuen Prunk sorgt ein Marmoraltar.
Die Wipperfürther Pfarrei St. Nikolaus Ommerborn schenkt den achteckigen
bronzenen Tabernakel. Das Werk des Bildhauers Sepp Hürten aus Köln zeigt erha-bene Getreideähren.
Die Pandemie sorgt für einen gravierenden Einschnitt und auch dafür, dass es vorläufig keine Messdiener mehr gibt. Gleichzeitig finden die bislang letzten Restaurierungen der Pfarrkirche statt.
Die Mitgliederzahl der Pfarrei liegt nunmehr bei 690. Das Pfarrgebiet umfasst neben Ripsdorf die Orte Hüngersdorf mit der Filialkapelle zur hl. Mutter Anna, Ahrhaus, Ahrmühle, Metternicher Hof, Nonnenbach mit der Kapelle zum hl. Erzengel Michael und zur hl. Brigida und Ripsdorfer Mühle.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten werden am Sonntag, 26. Juni, nachgeholt und sollen auch ein Impuls bei der Revitalisierung des Pfarreilebens sein.
Der Anschluss an das Bistum Aachen jährt sich zum 100. Mal, doch die Art der
Feierlichkeiten und die dann herrschende Strukturierung sind nicht zu prognostizieren.