Ein altes Pilgersprichwort besagt: „Der Jakobsweg beginnt vor deiner Haustüre.“ Genauso ist es. Die Pilgerwege verteilen sich nicht nur über Frankreich und Spanien. Wer von Deutschland aus nach Santiago de Compostela wandern möchte, kann tatsächlich häufig ab der eigenen Türe den nächstgelegenen größeren Pilgerweg ansteuern. Eine Stele in Krefeld-Uerdingen zeigt dies den Niederrheinern an. Die Strecke von Nimwegen nach Trier verläuft durch die Rheinstadt.
„Wir haben uns vor einigen Jahren gemeinsam mit der Deutschen St.-Jakobus-Gesellschaft und dem Landschaftsverband Rheinland dazu entschlossen, den Weg durch Uerdingen zu markieren“; berichtet Elmar Jakubowski, ehemaliger Vorsitzender und heutiger
Ehrenvorsitzender des Uerdinger Heimatbundes. „Die Stadt Krefeld hat dann eine entsprechende kleine Stele an prominenter Stelle, an der Oberstraße, aufgestellt.“
Sie zeigt die beteiligten Akteure an ihren Seiten und gibt darüber hinaus auch viele Informationen. Prägnant ist die gelb ausstrahlende Muschel an einer der Seiten. Ein Pfeil deutet die Richtung an, die auf die „Wege der Jakobspilger“ auf den „Europäischen Kulturstraßen“ führt. Die zwölf Sterne der Europaflagge sind ebenso zu sehen.
Das kleine Monument befindet sich vor „Et Klöske“, einem geschichtsträchtigen Gebäude. 1403 wurde erstmals ein Gasthaus erwähnt, das der Aufnahme von Armen, Kranken und Fremden – also auch den Pilgern – im Gemeinschaftssaal als Raststätte diente. Der volkstümliche Name rührt von einer Nikolausfigur her, die im Giebel angebracht ist. „Im 16. Jahrhundert hat es hier jede Menge Pilger-Übernachtungen gegeben. Das lässt sich belegen“, weiß Jakubowski.
In der Tat sind die Menschen früher nicht mit dem Flugzeug gestartet, um dann von Saint-Jean-Pied-de-Port über 800 Kilometer und 33 Etappen auf dem Camino Francés nach Santiago de Compostela zu pilgern. Vielmehr sind sie gewöhnlich von zu Hause aus losgelaufen und – nach dem Ziel-Einlauf – den ganzen Weg wieder zurück.
Das ist heute eher die Seltenheit, weil es viel zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Mehrere Monate am Stück zum Wandern freizumachen, gelingt kaum jemandem. Da ist der Jakobsweg nahe der Haustüre ein guter Start für eine passende Strecke. cf
Die heilige Irmgard von Süchteln ist die Patronin des Viersener Ortsteils. Man weiß wenig über die Heilige, die der Legende nach im 12. Jahrhundert als Einsiedlerin auf dem Heiligenberg der Süchtelner Höhen gelebt haben soll. Ihr zu Ehren wurde 1664 eine Kapelle auf dem Berg errichtet, die bei der Irmgardisoktav, die meist am oder nach dem 4. September beginnt, im Mittelpunkt steht. Die Kapelle ist auch Ausgangspunkt des Irmgardispfades, der auf rund zehn Kilometern als Fuß- und Radweg durch die Außenbereiche Viersens führt. Der erste Teil führt durch das Waldgebiet der Süchtelner Höhen. Eine Wegstation ist das Steinlabyrinth am Hohen Busch. Von dort aus geht es Richtung Ummeln und Helenabrunn. Der Helenenbrunnen, der dem Ortsteil den Namen gab, ist Ziel des Weges. ka
Mit einem großen Pilgertag vor fast genau einem Jahr weihte die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Kempen/Tönisvorst 2023 einen Pilgerweg ein, der die verschiedenen Andachtsstätten der GdG miteinander verbindet. Der Weg ist unterteilt in eine nördliche und eine südliche Route. Die Kapelle St. Peter, heute gelegen zwischen den Orten Kempen und Tönisvorst, ist entweder Start- oder Zielpunkt einer der Teilrouten oder Mittelpunkt der Gesamtroute, die 38 Kilometer umfasst. Die einzelnen Routen, die auch per Rad befahren werden können, sind in der Komoot-App abrufbar.
Der Weg lädt ein, den jeweiligen GdG-Nachbarn besser kennenzulernen und das eigene Vertraute neu zu entdecken. Auch Pilgerinnen und Pilger aus der Region sind eingeladen, alleine oder in der Gruppe achtsam unterwegs zu sein und Neues zu entdecken.