Beten an der Tagebaukante

Die Proteste gegen den Kohleabbau werden regelmäßig von ökumenischen Gottesdiensten begleitet

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Datum:
22. Sept. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 39/2020 | Garnet Manecke

Am kommenden Wochenende wird es am Rand des Kohleabbaus Garzweiler bei Keyenberg und Lützerath wieder Proteste von Klimaaktivisten und Tagebaugegnern geben. Es werden wieder Bilder von Protestierenden in den Medien gezeigt, deren Weg gesäumt von Polizisten ist. Was weit weniger bekannt ist: Am Tagebaurand werden auch regelmäßig Gottesdienste gefeiert.

Maria ist immer dabei. Im grünen Kleid steht sie da, mal an der Absperrung zu dem Sandweg, der einst die Verbindungsstraße zwischen Keyenberg und Lützerath war, mal am Informationszelt. Beim Gottesdienst steht Maria in Sichtweite der Betenden, ganz in der Nähe des gelben Kreuzes. Das ist auch das Symbol auf der Fahne der Initiative „Alle Dörfer bleiben“. Für die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ sind das gelbe Kreuz und die Marienfigur die Glaubenssymbole, die aus einem unwirtlichen Ort mit Blick auf den Tagebau einen Ort des Glaubens an die Kraft der Schöpfung machen. Verbunden mit der Hoffnung, diesen Teil der Schöpfung doch noch retten zu können.

Wenn am Wochenende das Bündnis „Ende Gelände“, das schon mehrfach mit dem Klimacamp bei Erkelenz zu Gast war,  „Fridays for future“ und „Alle Dörfer bleiben“ zum Protest aufrufen, wird das Team von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ begleitend ökumenische Gottesdienste für die Protestierenden, Unterstützer und Gäste anbieten. „Die Gottesdienste stehen unter dem Motto ‚Hier stehen wir – und könnten anders!‘. Sie sollen auch eine Form des Widerstands und der Solidarität mit den Aktivisten sein, die sich schützend zwischen die Kohlebagger und die durch den Tagebau gefährdeten Dörfer stellen“, sagt Julia Hahn von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“. „Seit mehreren Monaten finden regelmäßige ‚Gottesdienste an der Kante‘ bei der Mahnwache des bedrohten Dorfes Lützerath statt. Insofern ist es uns wichtig, auch an dem Aktionswochenende dort präsent und aktiv zu sein.“


Je näher die Bagger kommen, umso lauter wird der Protest gegen den Tagebau


Die Gottesdienste sollen ein Zeichen der Solidarität sein. „Wir möchten zeigen, dass aus unserer christlichen Perspektive sichtbare und entschiedene Schritte zum Schutz der Schöpfung gemacht werden müssen“, betont Jan Niklas Collet, Sprecher von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“.

Seit Monaten halten Gegner des Kohleabbaus eine Mahnwache bei Lützerath. Neben Keyenberg und Lützerath laufen auch für die Dörfer Berverath, Kuckum und Oberwestrich/Unterwestrich die Umsiedlungen. Je näher die Bagger an die Dörfer herankommen, umso lauter wird der Protest. Immer wieder reisen zu konzentrierten Aktionen auch Unterstützer aus ganz Deutschland nach Lützerath und Keyenberg, um für einen schnellen Kohleausstieg zu demonstrieren. Von Donnerstag bis Sonntag sind Aktionen geplant.

 

Info

Samstag, 26. September 
Um 18 Uhr wird ein Gottesdienst an der Tagebaukante gefeiert. Im Anschluss wird eine liturgische Nachtwache angeboten.
Sonntag, 27. September
Ab 9 Uhr lädt „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ zu einem offenen gemeinsamen Frühstück, 
um 11 Uhr wird zusammen der Abschlussgottesdienst gefeiert.
Infos sind aktuell abrufbar unter www.kirchen-im-dorf-lassen.de.