Der November ist die Zeit, in der an die Verstorbenen erinnert wird. Die stillen Tage müssen nicht zwangsläufig traurige Tage sein. Auch im Sterben und in der Trauer
gibt es Momente der Leichtigkeit und des Glücks. Seit 20 Jahren begleitet der ambulante Hospizdienst Regenbogen in Wassenberg Menschen in ihren letzten Tagen.
Einen Ort, an dem es um das Sterben und um Trauer geht, stellt man sich automatisch anders vor. Nicht so bunt. Nicht so hell. Aber in den Räumen des Hospizdienstes Regenbogen darf auch gelacht werden. Das merkt man schon beim Eintreten. In dem Zimmer, das für die Kindergruppen eingerichtet ist, gibt es Kisten mit Spielzeug und Handpuppen. In dem großen Raum für die Erwachsenengruppen leuchtet ein großer Regenbogen an der Wand. Durch die Panoramafenster fallen die Strahlen der Herbstsonne ungehindert hinein.
Das Licht hat etwas Tröstliches. Und Trost suchen die Menschen, die hier hinkommen. Denn entweder wissen sie, dass sie bald sterben werden. Oder sie haben einen Angehörigen verloren und müssen nun ihre Trauer aushalten. Für ihre Aufgabe sind die Trauer- und Sterbebegleiter speziell geschult. „Trauerbegleiter müssen sich in ihrer Ausbildung mit ihrer eigenen Trauererfahrung auseinandersetzen“, sagt Gabi Beyer, Vorsitzende des Trägervereins Ökumenischer ambulanter Hospizdienst Regenbogen. Denn jemanden in seiner Trauer zu begleiten, könnte sonst bei einem selbst auch Wunden aufreißen. Das sollte nicht sein.
Auch im Umgang mit Trauernden und Sterbenden müssen die Begleiterinnen geschult werden. „Wir fokussieren uns in erster Linie auf die Sterbenden“, sagt Beyer. Aber oft komme es vor, dass bei einem Besuch die Angehörigen dazukämen. So entsteht automatisch ein Kontakt. In der Begleitung ist sensibles Handeln gefragt. „Es ist wichtig, dass man niemandem etwas überstülpt“, sagt Beyer. Die Begleiterinnen machen Angebote, entscheiden aber müssen die Klienten.
Noch etwas anders ist der Umgang mit trauernden Kindern. „Sie versuchen oft, ihre Familien zu schützen, und wollen ihre Angehörigen in deren Trauer nicht noch trauriger machen“, berichtet Beyer. „Hier in der Gruppe erleben sie, dass es nicht nur ihnen so geht. Dass sie traurig sein dürfen, aber auch lachen.“ Im Keller steht ein Kicker, im Gruppenraum gibt es verschiedene Spiele und auch Ausflüge werden mit den Kindern gemacht.
Gegründet wurde der ambulante Hospizdienst Regenbogen vor 20 Jahren. „Damals ist der Hospizgedanke in Deutschland aufgekommen“, erzählt Beyer. Eine Gruppe ehrenamtlich engagierter Frauen und Männer hat die Ausbildung zur Sterbebegleitung gemacht und die Hilfe angeboten. „Von Anfang an war die Nachfrage da und der Verein beschäftigte eine hauptamtliche Koordinatorin“, erzählt die Vorsitzende. Heute kümmern sich 55 Ehrenamtliche in der Hospizbegleitung um Sterbende und Trauernde in Wassenberg, Heinsberg, Hückelhoven, Erkelenz und Wegberg. Ihre Einsätze werden von zwei hauptamtlichen Koordinatorinnen und einer Bürokraft organisiert.
Von Anfang an finanziert der Verein seine Arbeit durch Spenden. Dass das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen mitten in die Zeit der Pandemie fällt, wirkt sich auch auf das Spendenaufkommen aus. Denn geplante Feierlichkeiten, Benefizkonzerte und andere Veranstaltungen, mit denen der Verein bisher Gelder einwerben konnte, fallen nun weg. Auch der erste Lockdown im Frühjahr hat die Arbeit beeinflusst. „Wir kamen nicht mehr in die Altenheime, um die Menschen zu besuchen“, sagt Beyer. Hausbesuche müssen vorsichtig geplant werden, denn einige der Sterbebegleiterinnen gehören zur Risikogruppe. Dabei ist die Nachfrage nach Begleitung gestiegen. „Gerade im Trauerbereich ist der Zulauf gerade immens“, beobachtet Beyer. „Früher war Trauer ein Frauenthema, heute kommen auch immer mehr Männer.“
www.regenbogen-hospiz.de
Telefon: 0 24 32/8 93 95 50