Begeisterung wecken

Im Bistum Aachen können Kinder in Workshops die Kirchenorgel entdecken

Mit Alexa und per Raumschiff begaben sich Kinder in Dülken auf die Suche nach der Superorgel. (c) Lucky Fotos, Apostolos Stilos
Mit Alexa und per Raumschiff begaben sich Kinder in Dülken auf die Suche nach der Superorgel.
Datum:
14. Sept. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 37/2023 |Kathrin Albrecht

Die Orgel gilt als „Königin der Instrumente“. Auch auf Kinder übt sie eine besondere Faszination aus. Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker im Bistum Aachen bieten daher regelmäßig die Möglichkeit an, das Instrument zu entdecken. Zwei Beispiele.

Die frisch renovierte Stockmann-Orgel in St. Cornelius Viersen-Dülken. (c) Lucky Fotos, Apostolos Stilos
Die frisch renovierte Stockmann-Orgel in St. Cornelius Viersen-Dülken.

Pfiffikus, die kleine Orgelpfeife, hat ein Problem. Sie hat ihren Platz in der Orgel verloren und muss ihn nun wiederfinden. Aber wie? Diese Geschichte, inklusive Handpuppe, hat sich der Aachener Kirchenmusiker und Organist Angelo Scholly ausgedacht, um jüngeren Kindern zu erklären, wie eine Orgel funktioniert.

Die Maaß-Orgel aus dem Jahr 1836 in der Kirche St. Martinus Richterich, die älteste Orgel Aachens, biete sich für solche Entdeckungsreisen sehr gut an. „Man kann in sie hineingehen und sehen, wo die Pfeifen stehen“, erläutert Scholly. 

Solche Entdeckungstouren mit „Pfiffikus“ oder der Orgelmaus „Charly“, die in der Orgel wohnt und den Organisten beim Üben stört, bietet Angelo Scholly für Kindergarten- und Grundschulkinder bis zur 2. Klasse an, auch gemeinsam mit Gerlinde Lohmann, Gemeindereferentin in der GdG Grenzenlos, zu der die Gemeinde St. Martinus Richterich gehört.

Mit
Mit "Pfiffikus" erklärt Angelo Scholly, wie eine Orgel funktioniert.

Mit „Pfiffikus“ lassen sich gut die Klangfarben einer Orgel vorstellen und erklären. Für ältere Kinder hat Scholly zwei Mal einen Orgel-Workshop durchgeführt, bei dem sie auch selbst eine Orgel bauen und spielen. Der Bausatz dafür ist beim Bistum Aachen ausleihbar. 

Die Faszination, glaubt Angelo Scholly, macht dabei nicht nur die Orgel, sondern auch der Kirchenraum selbst aus: „Die Kirche wird nicht mehr so selbstverständlich besucht, wie das früher einmal der Fall war. Damit ist die Kirche für Kinder ein besonderer Raum. Und die Orgel, die man ja auch nicht sofort sieht, ein besonderes Instrument.“ Angebote wie eine Orgelführung seien für junge, aber auch für erwachsene Besucher eine Gelegenheit, solche nicht mehr selbstverständlichen Räume zu entdecken und für sich zu erschließen. Auch die Musik eröffnet sich für manche kleine Teilnehmer: „Einige Kinder sehe ich in den Singworkshops wieder“, erzählt Angelo Scholly. 

Bei den kniffligeren Teilen hilft auch Kirchenmusiker Angelo Scholly (l.) tatkräftig mit. (c) Angelo Scholly
Bei den kniffligeren Teilen hilft auch Kirchenmusiker Angelo Scholly (l.) tatkräftig mit.

Im Norden des Bistums, in Viersen-Dülken, hat Giovanni Solinas, Kirchenmusiker und Organist in der GdG, seit 2018 das Angebot „Die Orgel sehen, hören, lernen“ im Programm. Die vergangenen drei Ausgaben wurden vom Bistum Aachen mitfinanziert.

Für die vierte Ausgabe, diesmal finanziert vom Bundesmusikverband Chor und Orchester, lässt er die frisch renovierte Stockmann-Orgel der Kirche St. Cornelius als „ Superorgel“ von den teilnehmenden Kindern per Raumschiff-Expedition suchen, „Alexa“ steht ihnen dabei hilfreich zur Seite und hilft nicht nur, die Orgel zu finden, sondern erklärt auch, wie das Instrument funktioniert. 

Mit dieser Herangehensweise, Kindern bekannte Elemente wie ein Raumschiff oder den elektronischen Assistenten „Alexa“ damit zu verbinden, etwas Neues wie die Orgel zu entdecken, möchte Solinas das Interesse wecken und die Orgel spielerisch und ansprechend für Kinder zugänglich machen.

Das ist ihm bisher gut gelungen: „An den Workshops haben jedes Jahr 500 bis 600 Kinder teilgenommen.“ Auch Kindertagesstätten fragen das Angebot nach, nicht nur in Dülken, „aus allen Teilen Viersens und aus der umliegenden Region“, erzählt er. 

Neben diesen besonderen Workshops bietet Solinas auch Orgelführungen für Erwachsene und Kinder an.

„Kinder sind fasziniert von der Größe des Instruments, vom imposanten Klang der Orgel“, beschreibt Giovanni Solinas die Faszination, die er bei den Kindern beobachtet hat: „Besonders, wenn sie selbst spielen dürfen, Register ziehen und sehen, dass sie etwas bewegen, sind sie begeistert.“  

Ob es gelingt, über die Angebote Kinder und Jugendliche auch für Musik zu begeistern, das werde die Zeit zeigen, sagt Solinas. Tatsächlich hätte er nach den Workshops Anfragen bekommen, wo man Orgelunterricht nehmen könne. 

Für die Zukunft strebt der Kirchenmusiker Kooperationen mit den Schulen in der Region an. „Wenn ich sehe, dass die Kinder Freude haben, dann ist das für mich auch ein Dankeschön“, sagt Giovanni Solinas. 

Weitere Informationen:  www.gdg-grenzenlos.de  und www.kirchenmusik-st-cornelius.de

Baue und spiele selbst eine orgel

frame (c) KiZ

Gemeinsam eine echte Orgel bauen: Das ist mit der Doe-Orgel möglich, die das Projekt „Orgelkids“ in den Niederlanden entwickelt hat und die nun weltweit Verbreitung findet. 
Das Bistum Aachen ist seit 2020 im Besitz einer solchen Doe-Orgel, die an Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker verliehen werden kann. Niklas Piel, Regionalkantor Krefeld, betreut das Orgelmodell und koordiniert die Ausleihe. Er ist erreichbar unter
Tel. 0 21 51/6 56 86 17 oder E-Mail: niklas.piel@bistum-aachen.de.