Vor gut einem Jahr berichtete die KirchenZeitung von dem Großprojekt von Bruder Theo Call, der sich in Tansania lange Jahre verdient gemacht hatte und sich aus gesundheitlichen Gründen auf seinen Alterssitz zurückziehen musste. Große Unterstützer sind Martin und Elke Krings aus Konzen. Die beiden Eifeler sind die treibenden Kräfte des von ihnen ins Leben gerufenen „Fördervereins Bruder Theo Call, Weißer Vater der Afrika-Missionare“ und waren jüngst vor Ort in Tansania. Es war eine kräftezehrende Reise der großartigen Hilfe.
Für Martin Krings und seine Frau Elke war es eine Reise der „Vollendung“. Denn die beiden hatten bereits zuvor entscheidend dafür gesorgt, dass Hilfsprojekte, die Bruder Theo Call initiiert und weitgehend vorangetrieben hatte, abgeschlossen werden konnten. Weil seine Kräfte nachließen, konnte Bruder Theo nicht mehr alles wie geplant selbst fertigstellen. Die Krings’ hatten die gute Nachricht des Abschlusses des Aufbaus einer Wasserturbine und einer damit erstmals geschaffenen kontinuierlichen Stromversorgung dem sichtlich erfreuten Bruder Theo in die Moselstadt telefonisch übermittelt, bevor sie ihn dieser Tage in Trier selbst besuchen werden.
Wie geht es weiter, nachdem nun offiziell das von Theo Call Angestoßene fertig ist? „Die Menschen dort sind weiter unterstützungswürdig“, macht Martin Krings keinen Hehl daraus, dass er und seine Frau nun keinesfalls ihre Hände in den Schoß legen werden, sondern das Begonnene fortsetzen wollen. Dies sei auch ganz im Sinne von Bruder Theo, betont Martin Krings.
Im nächsten Frühjahr, um Ostern, wollen die Eheleute Krings erneut nach Tansania fliegen. Und sie sind sicher, bei einer geplanten Fortsetzung ihrer Hilfe schon wichtige neue Fäden ziehen zu können. Doch zunächst gilt es dann zu überprüfen, was aus den fünf „Pauls“ geworden ist, die sie gemeinsam mit einer Gruppe Rotaracter, der Jugendorganisation des Rotary-Clubs Monschau-Nordeifel, aufgebaut haben.
Dabei dreht es sich um ein Membran-Filtersystem, das mit relativ einfachen Mitteln selbst stark verschmutztes Wasser aus Brunnen und Flüssen in trinkbarer Qualität aufbereiten kann. Dieses System mit tragbaren „Wasser-Rucksäcken“ – „Portable Aqua Units for Livesaving“ – bedeutet wertvolle humanitäre Hilfe. Es ermöglicht eine dezentrale Versorgung mit sauberem Wasser in Not- und Katastrophensituationen und damit also wirksame „Lebensrettung“, wie der Name im Wortsinne betont.
Die „Pauls“ sind in Tansania heiß begehrt. Der Wert dieses Systems beträgt 1500 Euro. Die Rotaracter hatten mit ihren Spendenprojekten im Rheinland stolze 17000 Euro zusammenbekommen. Was mit dem übriggebliebenen Geld passiert, will die Gruppe nach der Abrechnung in den nächsten Wochen entscheiden. Weil den Helfern die „Pauls“ fast aus den Händen gerissen wurden, liegt es nahe, die restliche Summe auch noch in zwei bis drei Wasserfilter zu investieren. Dann würden die Krings’ sie im kommenden Jahr mit ins Reisegepäck stecken.
Vor Ort mussten noch die Materialien für die Installierung der Geräte aufgebracht werden. Dazu wurden kleine Türme zusammengebaut, um das zum Initiieren der Filterwirkung notwendige Gefälle zu erreichen und die Wasserbehälter zu platzieren. Doch dafür war die Beschaffung nicht so einfach, wie in Deutschland gewohnt, zu bewerkstelligen. „Da gibt es keine Baumärkte, in denen man alles Notwendige schnell zusammenstellen kann“, erklärt Martin Krings. Organisationstalent und die Beziehungen zu den örtlichen Priestern halfen beim Planen und Besorgen weiter. Reichlich Improvisation war Trumpf.
Letztlich klappte alles wie erhofft. Laut Rotaracter Marek Balschun wird sich ein einheimischer Techniker vor Ort regelmäßig darum kümmern, dass die Filter intakt bleiben. Heladius, so sein Vorname, unter dem ihn dort jeder kennt, war der engste Mitarbeiter von Bruder Theo Call. Father John Baptiste, der die geistliche Arbeit Calls weiterführt, kümmert sich gleichfalls darum, bevor Martin Krings im April 2022 alle fünf Standorte „inspizieren“ wird. Dass die begehrten Anlagen dann noch dort stehen und nicht gestohlen werden, dafür soll Sorge tragen, dass die „Pauls“ in mit Toren gesicherten Grundstücksbereichen installiert worden und damit stets unter Kontrolle sind.
Zu den ausgewählten Standorten zählen Schulen, ein Priesterseminar und eine Missionsstation, die für die ganze dortige Dorfbevölkerung zugänglich ist – und
damit auch das kostbare Nass, das „Paul“ spendet. Bis zu 5000 Liter kann dieses Gerät täglich reinigen und damit erst genießbar machen. Bei einem Trinkwasserbedarf von drei Litern pro Tag reicht diese Menge also für mehr als 1600 Menschen.
Dankbar griffen bei der Premiere ein paar Kinder zu, als der zuvor mit belastetem Flusswasser gespeiste „Paul“ erstmals sprudelte und lieferte. Sie rückten gleich mit PET-Flaschen an, um auch ihre Familien mit dem sauberen Wasser zu versorgen. Dass die überall als „Exoten“ bestaunte Gruppe der weißen Besucher aus dem fernen Deutschland zuerst von dem Wasser kostete, sollte Vertrauen schaffen – was denn auch gelang. „Mit einem Strahlen in den Augen“, wie Martin Krings beobachtete, verschwanden die Kinder mit ihrer kostbaren Errungenschaft. Andere rückten später mit Eimern an, nachdem sich die saubere „Quelle“ herumgesprochen hatte. „Alle waren froh und glücklich!“, ist Krings mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Marek Balschun, Doktorand der Technischen Chemie, schaute sich die bis dahin genutzten rudimentären Filtersysteme vor Ort näher an, in denen sich gerade mal ein paar Schwebeteilchen absetzen könnten. Die Bakterien indes blieben drin, was auch häufig zu Infektionen führe. Es sei kein Wunder, dass das Flusswasser so stark belastet sei. Darin würden Fäkalien eingeleitet, aber auch die Wäsche gewaschen. Zudem diene der Fluss der Körperpflege. Logisch – es sei die einzige verfügbare Quelle für die Menschen dort weit und breit. Diese schlimmen Zeiten sind endlich überwunden, zumindest was die Güte des Trinkwassers betrifft.
Was haben die jungen Rotaracter von ihrer Reise nach Tansania mitgenommen? „Ein ganz anderes Verständnis von Zeit“, meint Marek Balschun und zitiert eine Weisheit, die er dort gehört habe. „Die westliche Welt hat viele Uhren, aber keine Zeit. Wir haben wenige Uhren, aber viel Zeit.“ Es sei „herausfordernd“, fast ein wenig „überfordernd“ gewesen, fügt der Doktorand an, „dass uns so viel Liebe entgegengebracht wurde, eine große Dankbarkeit“.
Martin und Elke Krings haben ein Versprechen dagelassen: „Wir werden weiter den Menschen helfen, die es bitter nötig haben. Sie sind uns ans Herz gewachsen.“ Besonders aus medizinischer Sicht gebe es noch viel zu tun. Im April 2022 wird auch ihr Sohn Simon dabei sein. Der 33-jährige Elektromeister will mit anpacken, damit die Photovoltaikanlage ans Netz kommt. Dafür haben die Konzener eine finanzielle Zusage der Düsseldorfer Schmitz-Stiftungen über 21 000 Euro. Mit dem Eigenanteil des Vereins können sogar 28 000 Euro für sauberen Sonnenstrom investiert werden.