Begegnungsort

Die Grabeskirche St. Mariä Heimsuchung Alsdorf-Schaufenberg

Wie ein Netz aus Licht spannen sich von unten angestrahlte Messingketten über die Kapelle. (c) Andrea Thomas
Wie ein Netz aus Licht spannen sich von unten angestrahlte Messingketten über die Kapelle.
Datum:
11. Jan. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 02/2023 | Andrea Thomas

Grabeskirchen oder Columbarien gibt es inzwischen einige in den Aachener Regionen. Jede von ihnen hat eine ganz eigene Ausstrahlung, in der sich der ursprüngliche Kirchenraum, das trauerpastorale Konzept der GdG und die Vision des Architekten spiegeln. Mit Beginn des neuen Kirchenjahres ist eine weitere Grabeskirche hinzugekommen: St. Mariä Heimsuchung in Alsdorf-Schaufenberg.

Dompropst Rolf-Peter Cremer bei der Einsegngung der Grabeskirche (c) Andrea Thomas
Dompropst Rolf-Peter Cremer bei der Einsegngung der Grabeskirche

Wer die Kirche kennt, dem werden vor allem die Fenster von Ludwig Schaffrath in Erinnerung geblieben sein. Ihr Erhalt und die Einbindung in die Gestaltung waren eine Vorgabe des Bistums an die neue Grabeskirche. Die hohen Fenster im Kirchenschiff erinnern an Gesteinsschichten mit Einschlüssen, Verwerfungen und Brüchen. Parallelen zum Lebensweg eines Menschen, in dem es auch Brüche und Verwerfungen gibt, bieten sich an und schaffen so auch eine Verbindung zur neuen Bestimmung der Kirche.

Neben den Fenstern fällt das „Lichternetz“ ins Auge, das das Kirchenschiff überspannt wie ein leuchtender Himmel. An Metallprofilen in Form der Spitzbogenstruktur sind Messingketten befestigt, die von unter her angestrahlt werden. Sie begrenzen den Raum, teilen ihn in Kapelle und Kreuzgang und geben dem Betrachter dennoch ein Gefühl von Weite.

Der Kirchenraum der einschiffigen Kirche aus dem Jahr 1933 hat durch die Platzierung der Urnenstelen eine neue Aufteilung bekommen. Wer die Grabeskirche betritt, kommt aus dem Eingangsbereich in das von Urnenstelen eingerahmte Quadrum mit dem Taufbecken. Dahinter schließt sich die Kapelle an, die etwa 100 Menschen Platz bietet und für Trauerfeiern und Gedenkgottesdienste genutzt werden soll. Vom Taufbecken führt die Mittelachse der Kirche zum Altar, der nun ebenerdig liegt. Dahinter eine Wasserfläche vor einer goldenen Wand, die das früher in der Apsis hängende metallene Kreuz schmückt. Umschlossen werden Quadrum und Kapelle von einem Kreuzgang. Neben dem Altarkreuz und dem Taufstein sind noch weitere Elemente aus der alten Kirche erhalten geblieben, unter anderem die Bänke in der Kapelle, der Osterleuchter, das Pult sowie Kerzenleuchter. Das sei ihnen wichtig gewesen, erklärt Heinz-Georg Schenke, Geschäftsführer der Grabeskirche, um diese Dinge weiter zu nutzen und als Verbindung zwischen Altem und Neuem.

Für Pfarrer Konrad Dreeßen ist die Umsetzung des Entwurfs des Architektenbüros Zweering Helmus Architektur und Consulting aus Aachen rundum gelungen. „Ein Schmuckstück“ sei die neue Grabeskirche geworden, erklärte er bei der Einsegnung. Sein Dank galt allen, die dies trotz Pandemie möglich gemacht hatten. Die Einsegnung hatte Dompropst Rolf-Peter Cremer übernommen. Er beglückwünschte die Alsdorfer zu ihrer Grabeskirche. „Die Verstorbenen haben hier ihren Platz. Aber auch das Gebet ist weiter möglich und erinnert, dass es ein Ort ist, wo alle Menschen dazugehören, die Verstorbenen und die Lebenden.“

Schlichte Urnenstelen aus  schwarzem eloxiertem Edelstahl

Die Verstorbenen finden ihren Platz in schlichten schwarzen Urnenstelen aus eloxiertem Edelstahl. Die haben insgesamt 1480 Fächer für Urnen und sind im Quadrum, der Kapelle und dem Kreuzgang platziert. Es gibt sowohl Einzel- als auch Doppelfächer, die Platz für zwei Urnen bieten, führt Heinz-Georg Schenke aus. Nach der Beisetzung werde eine schlichte Metalltafel mit Name und Geburts- und Sterbedatum angebracht. Sie hat eine Halterung für ein Teelicht sowie eine schmale Vase für eine einzelne Blume. Eine gute Lösung, wie er meint. „Angehörige sollen ganz persönlich für ihren Verstorbenen ein Kerzchen anzünden können und Platz für eine Blume haben und nicht an einer Stelle gesammelt Kerzen und Blumen hinstellen müssen.“

Denn die Grabeskirche will insbesondere ein Ort sein für Menschen, die trauern. Sie sollen hier Abschied nehmen können von einem lieben Menschen und Trost finden können in der Stille oder im Gespräch. Es gibt Räume für die Trauerbegleitung (Teil der Trauerpastoral der GdG), in die man sich zu einem Einzelgespräch zurückziehen kann. Außerdem wird es begleitende Angebote, so einen Trauergesprächskreis, geben und die beiden Trauerprojekte „Libelle“ und „Phönix“ für Kinder und Jugendliche haben in eigenen Räumen hier ihr festes Zuhause.

„Die Grabeskirche soll aber auch ein Ort der Begegnung werden“, erläutert Heinz-Georg Schenke. „Passend zum Ort und Thema Abschied und Trauer kann ich mir Konzerte oder Lesungen vorstellen. Vielleicht was mit und für Kinder.“ Da gäbe es viele Möglichkeiten. Er ist selbst ehrenamtlicher Trauerbegleiter und bringt Erfahrungen aus der Arbeit für einen Bestatter mit. Er weiß, dass Trauer etwas sehr Persönliches ist und es nicht die eine Form gibt, sich ihr zu stellen und Abschied von jemandem zu nehmen.

Sein Wunsch ist, dass die Grabeskirche dafür einen Raum bietet. Es sind oft Kleinigkeiten, die aber viel bewirken. Auf seinem Schreibtisch steht ein Kästchen mit kleinen Holzengeln. Gibt es Kinder unter den Trauernden, können die einen solchen „Trost-Engel“ mitnehmen und zum Beispiel bemalen und ihn Oma, Opa… ins Urnenfach mitgeben. „Die kommen gut an, und das nicht nur bei Kindern“, verrät Heinz-Georg Schenke. Außerdem gibt es im vorderen Bereich eine Wand, auf der Namenstäfelchen von Verstorbenen, die an einem anderen Ort ihre letzte Ruhestätte haben, angebracht werden können, um eine Verbindung zu denen zu schaffen, die hier bestattet werden.

Die Nachfrage, hier bestattet zu werden, ist gut, sowohl von Angehörigen, die einen akuten Sterbefall haben, als auch von Menschen, die für ihre eigene Bestattung „alles geregelt“ haben wollen.

Kontakt für Interessierte: Heinz-Georg Schenke, Tel. 01 76/47 77 89 16, E-Mail: heinz-georg.schenke@bistum-aachen.de  

Eindrücke aus der Grabeskirche St. Mariä Heimsuchung Schaufenberg

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