Begegnungen mit Qualität

Domkapitel Aachen und Stadt Aachen boten eine fulminante Festwoche rund um den Aachener Dom auf

Gut besucht waren die Veranstaltungen im Aachener Dom zur Jubiläumsfeier. (c) Domkapitel Aachen/Andreas Steindl
Gut besucht waren die Veranstaltungen im Aachener Dom zur Jubiläumsfeier.
Datum:
2. Okt. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 40/2018 | Ruth Schlotterhose
40 Jahre Unesco-Welterbe – auf den ersten Blick fiel es gar nicht auf, dass der Aachener Dom auf besondere Weise im Mittelpunkt stand. Majestätisch und beeindruckend stand er da wie sonst auch.
Die Festwoche von Domkapitel und Stadt bot vielschichtige Gelegenheiten, sich mit dem Weltkulturerbe Aachener Dom auseinanderzusetzen. Ein Animationsfilm ließ Karl den Großen lebendig werden. (c) Ruth Schlotterhose
Die Festwoche von Domkapitel und Stadt bot vielschichtige Gelegenheiten, sich mit dem Weltkulturerbe Aachener Dom auseinanderzusetzen. Ein Animationsfilm ließ Karl den Großen lebendig werden.

Wer aber einen zweiten Blick wagte, dem ging auf, dass Domkapitel Aachen und Stadt Aachen einiges aufgeboten hatten, um das Ereignis mit einem hochwertigen Programm zu feiern. Nicht nur, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland sich die Ehre gegeben hatte. Es gab auch für die weniger prominenten Freunde des Doms ein Festprogamm von gleicher Güte. Große Begeisterung riefen die Konzerte im Dom hervor. Die „Gotische Musik aus der Kathedrale Reims“ zeigte auf beeindruckende Weise, dass das Oktogon einfach wie geschaffen ist für Chormusik. Es brauchte nur sechs Sänger des Ensembles Gilles Binchois, um den Raum mit Klang zu erfüllen. Eingangs ging Dompropst Manfred von Holtum auf die Gemeinsamkeiten zwischen Aachen und Reims ein: die Städtepartnerschaft seit 1967, beides Kulturerbestätten, beides Krönungsstädte, beide pflegen die Musik.

Immer wieder zogen qualitativ hochwertige Kulturangebote das Interesse der Besucher auf sich, so füllten beispielsweise eine Oper und ein Poetry Slam den Dom. Über die Festwoche hinaus (bis zum 16. Dezember) ist die Ausstellung „Marias Kleiderschrank. Der Schatz des Gnadenbildes“ in der Domschatzkammer zu sehen. Laut Dompropst Manfred von Holtum haben Besucher hier die Möglichkeit, auf „Tuchfühlung mit Maria“ zu gehen. Tatsächlich werden einige Objekte ohne schützende Glaswand präsentiert. Zu sehen gibt es auch exotische Geschenke, wie Hermelinschwänze oder ein Kaurischnecken-Gürtel. Die Inszenierung „Dom im Licht“ war der Renner unter den Veranstaltungen. Innerhalb kürzester Zeit waren die abendlichen Vorstellungen auf dem Katschhof ausverkauft. Die Besucher erlebten die 1200-jährige Geschichte des Doms im Schnelldurchlauf. Beeindruckend waren die Effekte, wenn sich Bauteile des Doms quasi aufklappten und Verborgenes zum Vorschein kommen ließen, so den Karlsthron oder die Tuchreliquien. Sogar der gescheckte Nagekäfer war vertreten, der dem Dachstuhl des Oktogons Anfang der 2000er Jahre in gefährlicher Weise zugesetzt hatte. Beklemmend die Visualisierung von Nazizeit und Weltkriegszerstörung.

In der Festwoche waren alle Bereiche des Aachener Doms für Besucher frei zugänglich, auch diejenigen, die sonst nur im Rahmen einer Führung betreten werden können: die Chorhalle und der obere Umgang mit sämtlichen Kapellen. Besondere Faszination übte ein Animationsfilm aus, der in der Nähe des Karlthrons auf eine Leinwand geworfen wurde. Der Trickfilm vermittelte dem Betrachter den Eindruck, auf dem Karlsthron zu sitzen und vom Ehrenplatz des Kaisers aus in den Dom hinunterzuschauen. Am letzten Tag der Festwoche wurde es noch einmal richtig turbulent. Unter dem Motto „Kulturerbe trifft Welterbe“ hatte das Kindermissionswerk Sternsinger eingeladen, den Dom „zu umarmen“. Stimmengewirr füllte den Katschhof, als nach und nach immer mehr Jugendliche und Kinder, zum Teil mit ihren Eltern, eintrafen. Die Mitarbeiterinnen des Kindermissionswerks hatten alle Hände voll zu tun, um kleine und große Häupter mit goldenen Kronen zu schmücken. Während der kleinste Sternsinger mit windelgepolstertem Popo seinen Buggy schob, veranlasste einer der Jugendlichen eine Mutter zu der Frage: „Ist der nicht zu groß für einen Sternsinger?“

Sternsinger umarmten die Kathedrale. (c) Domkapitel Aachen/Andreas Steindl