Austausch und Seelentrost

In der GdG Himmelsleiter hat erstmals ein Kurs für Ehrenamtliche in der Altenheimseelsorge stattgefunden

Eine Hand halten, zuhören, reden, einfach da sein, nährt die Seele und schenkt ihr Frieden. (c) www.pixabay.com
Eine Hand halten, zuhören, reden, einfach da sein, nährt die Seele und schenkt ihr Frieden.
Datum:
20. Nov. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 47/2018 | Andrea Thomas
Seniorenheim, Pflegedienst, Angehörige, die sich kümmern – körperlich und gesundheitlich sind die meisten Menschen im Alter gut versorgt. Doch zum christlichen Auftrag, der Sorge um alte Menschen, gehört mehr, denn auch die Seele braucht Sorge und Nahrung.
Die beiden Kursleiterinnen Stephanie Eßer (l.) und Marion Behrend-Höhne. (c) Andrea Thomas
Die beiden Kursleiterinnen Stephanie Eßer (l.) und Marion Behrend-Höhne.

Etwas, an dem es oft fehlt. Alte Menschen gerieten in Kirche oft etwas aus dem Blick, stellt Marion Behrendt-Höhne sachlich fest. „Angeboten wird viel, aber eben vor allem für die, die noch mobil sind.“ Wenn jemand, der in der Gemeinde aktiv war, nicht mehr so könne, jemand pflege oder selbst pflegebedürftig werde, dann werde er irgendwann vielleicht im Gottesdienst vermisst, aber das sei es dann auch. Oft gebe es noch das Angebot der Hauskommunion oder im Seniorenheim einen Gottesdienst, aber meist keine echte seelsorgliche Begleitung. Dabei sei gerade die am Ende eines Lebens so wichtig: „Wenn man auf die Lebensleistung dieser Generation schaut, was sie erlebt hat und dennoch ihren Lebensmut und Frohsinn behalten hat.“

Marion Behrendt-Höhne kommt aus dem Bereich der Krankenhausseelsorge und geht in Roetgen, wo sie wohnt, als Seelsorgerin ins Altenheim. Eine Aufgabe, die sie persönlich nicht nur als wichtig  sondern auch als bereichernd und erfüllend empfindet, die sich aber noch zu wenige Ehrenamtliche zutrauen. Die braucht es aber angesichts weniger werdender hauptamtliche Kräfte, die solche Aufgaben übernehmen können. Gemeinsam mit Stephanie Eßer, Sterbe- und Trauerbegleiterin und Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes der Aachener Caritasdienste Region Aachen, hat sie in der GdG Himmelsleiter einen Basiskurs für Ehrenamtliche in der Altenseelsorge angeboten. Von Mai bis November haben sich 14 Frauen und Männer zwischen Anfang 40 und Mitte 70 einen „Rucksack“ mit Rüstzeug für diese Aufgabe gepackt.


Erlebtes im Gebet an Gott abgeben

Seelsorge für alte Menschen, das sei: Zeit schenken, zuhören, sich auf ein Gespräch einlassen, lachen, weinen, miteinander beten, auch manches Ungelöste aushalten und vor allem da zu sein, beschreiben die beiden Kursleiterinnen die Bandbreite. „Menschen gut zu begleiten, ist so wichtig. Die Seele braucht das. Austauch und Seelentrost sind wahre Nahrung“, sagt Stephanie Eßer. Sie weiß aus der Erfahrung mit ihren Ehrenamtlichen im Hospizdienst, dass das nicht nur für die Menschen, die sie begleiten gilt, sondern auch für die Ehrenamtlichen selbst. Da gibt es Unsicherheit und Ängste: Was mache ich, wenn jemand sich ein Gebet oder einen Segen wünscht? Wie gehe ich mit Menschen mit Demenz um? Wie spreche ich über Tod und Sterben und Gottesbilder? Es brauche ein gutes Rüstzeug, mit dem sie sich dann verbinden könnten, die Bereitschaft, sich mit seiner eigenen Biografie auseinanderzusetzen und, sich auf den anderen einzulassen, sagt Marion Behrendt-Höhne. „Was jemand erzählt, seine Sorgen und Ängste, kann ich im freien Gebet aussprechen und nach oben abgeben.“ Auch hadern mit Gott sei erlaubt, das habe Jesus am Kreuz auch getan. Gelinge dies, bereichere dies beide, „da berühren sich dann Himmel und Erde.“