Austausch auf Augenhöhe

Bei ihrem Besuch in den Nordregionen gewannen die kolumbianischen Gäste viele Eindrücke

Auch Magdalena Jetelovàs „Steig“ beeindruckte die Gäste aus Kolumbien. Zur  Heiligtumsfahrt besuchte eine 16-köpfige Delegation das Bistum Aachen und die  Regionen Krefeld und Kempen-Viersen. (c) Kathrin Albrecht
Auch Magdalena Jetelovàs „Steig“ beeindruckte die Gäste aus Kolumbien. Zur Heiligtumsfahrt besuchte eine 16-köpfige Delegation das Bistum Aachen und die Regionen Krefeld und Kempen-Viersen.
Datum:
14. Juni 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 24/2023 | Kathrin Albrecht

Seit mehr als 60 Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen dem Bistum Aachen und Kolumbien. Zur Heiligtumsfahrt besuchte eine 16-köpfige Delegation aus verschiedenen Teilen des Landes das Bistum Aachen sowie die Regionen Krefeld und Kempen-Viersen. 

Pfarrer Manuel Hernando Vega León (r.) und Vilma Milena Villalobos Huertas (2.v.l) feierten in der Alten Kirche Lobberich eine heilige Messe mit Pfarrer Frank Reyans (Mitte). Begleitet wurden sie von Hildegard Aldenkirchs (2.v.r.) und Francisco Luis (l.). (c) Francisco Luis
Pfarrer Manuel Hernando Vega León (r.) und Vilma Milena Villalobos Huertas (2.v.l) feierten in der Alten Kirche Lobberich eine heilige Messe mit Pfarrer Frank Reyans (Mitte). Begleitet wurden sie von Hildegard Aldenkirchs (2.v.r.) und Francisco Luis (l.).

Bereits zu Pfingsten waren acht Frauen und acht Männer im Alter zwischen 27 und 70 Jahren angereist. An Pfingstsonntag besuchte die gesamte Delegation die Gedenkstätte Hostert zur NS-Euthanasie in Schwalmtal-Waldniel und feierte gemeinsam mit den Steyler Missionsschwestern im Mutterhaus im niederländischen Tegelen-Steyl das Pfingstfest. Außerdem stand noch ein Workshop zum Thema Migration und Flucht in Kolumbien auf dem Programm. Seit der humanitären Krise in Venezuela im Jahr 2015 haben Tausende das Land verlassen und hoffen in Kolumbien auf eine bessere Zukunft.

Am darauffolgenden Wochenende besuchten kleinere Gruppen unterschiedliche Bistumsregionen. Pfarrer Manuel Hernando Vega León, Abteilungsleiter Pastorale Dienste bei der Kolumbianischen Bischofskonferenz, Bogotá, und Vilma Milena Villalobos Huertas, Psychologin, Diözesan-Präventionsbeauftragte, Erzbistum Villavicencio, Zentralkolumbien, besuchten Lobberich und feierten am Dreifaltigkeitssonntag mit der Gemeinde eine heilige Messe in der Alten Kirche. „Es war eine tolle Erfahrung“, findet Hildegard Aldenkirchs. Die langjährig in Weltkirchebezügen engagierte Ehrenamtliche in der GdG Nettetal hatte die beiden das Wochenende in Lobberich betreut und ein kleines Programm organisiert. Gemeinsam mit Francisco Luis, Lehrer an der Gesamtschule „Facettenreich“ Issum und Übersetzer für das Wochenende, besuchten sie auch den Wallfahrtsort Kevelaer und besichtigten dort die Marienbasilika.

„Die Liebe zur Geschichte ist hier sehr ausgeprägt“, schildert Vilma Milena Villalobos Huertas in der Begegnung nach dem Gottesdienst ihre Eindrücke. Besonders beeindruckt hat sie der Besuch der Gedenkstätte Hostert. Diese Art der Erinnerungskultur gebe es in Kolumbien, das noch immer unter den Folgen eines 60-jährigen Bürgerkrieges leidet, nicht.

Pfarrer Manuel Hernando Vega León berichtet indes über die Situation der katholischen Kirche in Kolumbien. Rund 11000 Priester stehen für 6200 Gemeinden zur Verfügung. Doch das Durchschnittsalter unter ihnen ist hoch. „In zehn Jahren werden wir Probleme bekommen.“ Dies hofft man auch durch eine Stärkung der Laien abzumildern.

Einblicke in die Sozialpastoral und in eine Kirche mit besonderem Schwerpunkt

Beeindruckend: Gunter Ueckers „Chichicastenango“. (c) Kathrin Albrecht
Beeindruckend: Gunter Ueckers „Chichicastenango“.

Das Gemeindezentrum Pax Christi in Krefeld-Oppum war das Ziel eines weiteren Besuchs der Delegation. Gemeindereferentin Ute Maria Spitzer untersucht im Auftrag des Bistums die sozialpastoralen Angebote in der Region Krefeld. Hintergrund ist der Beschluss des Heute-bei-dir-Prozesses, dass jeder kirchliche Bezug diakonisch sein muss. Ziel ist die Vernetzung der einzelnen Initiativen untereinander, die Stärkung vor allem der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dafür sollen Kompetenzzentren geschaffen werden. Ute Spitzer wirbt außerdem dafür, mindestens ein Drittel der finanziellen Mittel für den Bereich Diakonie aufzuwenden. 

Das Gemeindezentrum Pax Christi ist außerdem bekannt für sein im Bistum einzigartiges Konzept, Menschen durch Kunst in Dialog mit ihrem Leben und dem Glauben treten zu lassen. Dieses Konzept erläuterte Anne Hermanns-Dentges, die den Schwerpunkt Kunst und Dialog nach dem Ruhestand von Theo Pannen vorübergehend übernommen hat. Derzeit ist offen, wie es damit weitergeht. Hermanns-Dentges betonte den „unglaublichen Reichtum des Ortes, um mit Menschen über grundlegende Dinge des Lebens ins Gespräch zu kommen“.

Der Besuch des Medikamentenhilfswerks action medor in Tönisvorst rundete den Besuch in der Nordregion des Bistums ab. Christina Padilla, Programmreferentin für Kolumbien und Venezuela, und Irmgard Buchkremer, Leiterin der Bereiche Pharmazie sowie Medikamente und medizinische Produkte, führten die Gäste durch das Haus. Aufgrund verschärfter Einfuhrbestimmungen kann action medeor keine Medikamente mehr direkt nach Kolumbien liefern. Doch das Hilfswerk ist mit mehreren Projekten in den Regionen Cartagena und Cali aktiv, so in der Trinkwassersicherung und der Flüchtlingsarbeit. Auch ein Besuch des Tagebaus Garzweiler stand noch auf dem Programm, bevor es wieder zurück nach Aachen ging.