Aus drei wird eins

Mit einem Rat für ganz Eschweiler stellen die Kirchengemeinden Weichen für die Zukunft

Tobias Kölling, Wolfgang Wedekin, Karen Leuchter, Christoph Kamps und Michael Datené (v. l.) besiegeln symbolisch das kommende neue Gremium. (c) Andrea Thomas
Tobias Kölling, Wolfgang Wedekin, Karen Leuchter, Christoph Kamps und Michael Datené (v. l.) besiegeln symbolisch das kommende neue Gremium.
Datum:
1. März 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 09/2023 | Andrea Thomas

Zukünftig wird es in Eschweiler nur noch einen gemeinsamen Rat der katholischen Kirchen statt drei GdG-Räte geben. Darauf haben sich die Vertreter der Gremien nun verständigt. Dem Beschluss war eine intensive Vorbereitungsphase mit Begleitung durch das Bistum vorangegangen.

Angefangen hat alles mit einem Nein, nämlich dem, im Herbst 2021 neue GdG-und Pfarreiräte zu wählen. Mit Blick auf den da noch anvisierten Abschluss des „Heute bei dir“-Prozesses und der Bildung pastoraler Räume 2022/2023 machte für die Mitglieder der Räte von St. Peter und Paul (Stadtmitte), Heilig Geist (Eschweiler-Süd) und der GdG Eschweiler-Nord eine Wahl wenig Sinn. „Viele waren verunsichert, wie es weitergehen würde, und wollten nicht mehr antreten, so dass die Sorge bestand, nicht genug Leute zusammenzubekommen“, schildert es Karen Leuchter aus der Pfarrei St. Peter und Paul. Die bereits bestehenden Räte waren jedoch bereit, bis 2023 weiterzumachen. All das teilten die Verantwortlichen in einem Brief Generalvikar Andreas Frick mit.

 

    >>Früh war klar, dass wir die
ganze Stadt in den Blick nehmen müssen. <<

   Michael Datené

 

Das Bistum bot den Eschweiler Katholiken daraufhin drei Möglichkeiten an: Nachwahl der GdG-Räte in alter Struktur, das Bistum gibt Neuwahl vor oder alle drei GdG bilden einen Rat für die ganze Stadt und erarbeiten dafür zusammen eine neue Struktur und ein entsprechendes Statut. Die drei GdG-Räte entschieden sich für die dritte Möglichkeit. Zum einen, weil sie folgerichtig ist und die bereits bestehende Zusammenarbeit der Pfarreien und Gemeinden fortführt, zum anderen, weil sie aus Sicht der Eschweiler zukunftsorientiert ist. Warum erst 2028 mit der Umsetzung der Pastoralen Räume beginnen, wenn sie bereits vorher Erfahrungen sammeln und Dinge mitentwickeln können? „Bereits seit 2016 gibt es gemeinsame Projekte der GdG, seit 2019 haben wir eine gemeinsame Gottesdienstordnung für Eschweiler und seit 2020 eine Pastoralkonferenz mit pastoralen Mitarbeitern, die für die ganze Stadt beauftragt sind“, zählt Pfarrer Michael Datené die Bereiche auf, in denen sie bereits GdG-überschreitend zusammenarbeiten. Es sei für sie früh klar gewesen: Wollten sie für die Zukunft gut aufgestellt sein, müssten sie die ganze Stadt in den Blick nehmen.

Beim Bistum fand die Idee eines Rates für Eschweiler sehr positive Resonanz; sowohl Generalvikar als auch Bischof gaben ihr Einverständnis zu diesem Weg. Zwischenzeitlich hatte sich auch der Zeitrahmen des Prozesses verschoben, so dass das neue Gremium auf vier Jahre, bis zum 31. Dezember 2027, gewählt werden würde. Zunächst musste jedoch erst einmal eine Struktur und Ordnung für den gemeinsamen Rat her. Ein Vorbereitungskreis aus jeweils zwei Ehrenamtlichen pro GdG plus Pfarrer Michael Datené und den beiden Pastoralreferenten Norbert Franzen und Tobias Kölling traf sich seit Mai 2022 neun Mal, um die wichtigsten Punkte zu entwickeln. Begleitet wurden sie dabei von Bistumsseite aus von Markus Heip (Gemeindereferent in Mönchengladbach) und Wolfgang Weiser (Pastoralreferent in Düren).

Das seien „sehr intensive und produktive Sitzungen“ gewesen, stimmen die Beteiligten überein. Bei denen sie alle Dinge neu hätten überdenken und ihre Perspektive anpassen müssen. „Wichtig war, vom Kirchturmdenken wegzukommen und auf die ganze Stadt zu gucken“, sagt Wolfgang Wedekin aus Heilig Geist. Was nicht immer ganz einfach war, wie Karen Leuchter berichtet: „Wir haben lange über die Zusammensetzung diskutiert.“ Die sollte gerecht sein, aber es sollte auch kein so großes Gremium entstehen, dass es schwer werden würde, alle zu den Sitzungen zusammenzubekommen, und in dem sich gut im Sinne aller würde arbeiten lassen.

Orte gelebten Glaubens entdecken 

Geeinigt hat sich der Vorbereitungskreis auf drei Mitglieder pro GdG. Sie werden in unmittelbarer und geheimer Wahl bestimmt. Dazu kommen noch drei Delegierte aus der Pastoralkonferenz und ein Mitglied, das die Kirchenvorstände vertritt. Desweiteren soll es die Möglichkeit geben, Personen zur Beratung (ohne Stimmrecht) einzubinden. Aufgaben des „Rates der katholischen Kirche in Eschweiler“, wie das neue Gremium heißen wird, sollen sein: Planung und Entscheidung aller wichtigen Fragen der Pastoral, Kooperation mit Orten gelebten Glaubens sowie gesellschaftlichen Gruppen und Einrichtungen in der Stadt. „Wir orientieren uns am Beschluss des Synodalkreises und den Schwerpunkten Freiheit, Ermöglichung, Begegnung und dem, was das für uns heißt“, sagt Michael Datené. Ihnen gehe es besonders darum,  „Orte gelebten Glaubens“ zu finden und zu stärken. „Davon gibt es mehr, als wir manchmal im Blick haben.“

Positiv bewerteten die Mitglieder des Vorbereitungskreises die Begleitung durch das Bistum. „Wir haben uns sehr ernst genommen und unterstützt gefühlt“, sagt Karen Leuchter. So zum Beispiel bei rechtlichen Formulierungen, dass sie keine Satzung, sondern eine Ordnung erstellen. Auch hätten sie viel Freiraum, ein Modell für Eschweiler zu entwickeln, das individuell angepasst durchaus als Vorbild für zukünftige Gremien dienen könne.

Nach dem Beschluss der drei GdG-Räte für einen gemeinsamen Rat für ganz Eschweiler soll nun bis Ostern eine Wahlordnung erstellt werden, damit – nach Zustimmung der GdG-Räte – das neue Gremium vor oder nach den Sommerferien gewählt werden kann.