Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 20/2023 | Ruth Schlotterhose

Der Auszug Israels aus Ägypten, vertont von Telemann und Rolle, eingespielt von Il Gardellino

(c) Passacaille
Datum:
15. Mai 2023
Von:
Kathrin Albrecht

Auf der Geschichte der Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten basieren die hier eingespielten Werke von Georg Philipp Telemann (1681–1767) und Johann Heinrich Rolle (1716–1785) – teilweise sogar auf demselben Libretto von Friedrich Wilhelm Zachariae, das von Telemann 1759 erstmals vertont wurde. 

Der Text von Zachariae beschränkt sich allerdings auf den Lobgesang der Israeliten nach der Rettung, also ohne die Vorgeschichte in Ägypten. Telemanns Vertonung gehört zum erstaunlichen Alterswerk des Komponisten, in dem eine Gruppe von größeren oratorienhaften Kompositionen im Mittelpunkt steht, die ab 1755 entstanden sind. 
Mit dieser Einspielung der beiden Oratorien von Telemann und Rolle werden zwei Werke vorgestellt, denen man trotz unleugbarer Qualitäten heute im Konzert nur äußerst selten oder gar nicht begegnet. Dabei handelt es sich im Fall von Rolle sogar um eine längst überfällige Ersteinspielung. Es ist besonders reizvoll zu erleben, wie zwei Komponisten, die nur eine Generation voneinander trennt, das Thema auf eine bemerkenswert unterschiedliche Weise umsetzen.

Unter der ebenso versierten wie engagierten Leitung von Peter Van Heyghen verhelfen das Vokalensemble und das Barockorchester Il Gardellino diesen beiden Werken zur 
verdienten Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt auch dank der mit Miriam Feuersinger, Elvira Bill, Daniel Johannsen, André Morsch und Sebastian Myrus hochkarätig besetzten Solopartien. Die Liedtexte können im 40-seitigen Booklet nachgelesen werden.

Telemann/Rolle: Die Befreiung Israels, CD, 78:22 Min., Passacaille 2022, Preis: 19,99 Euro