Aus den Fugen

Ausstellung in der Kirche St. Jakob Aachen zum Thema „Schöpfung“

Die Skuplturen werden zum Ende hin immer dünner und durchsichtiger und sollen so die Schäden in der Natur verdeutlichen. (c) Andrea Thomas
Die Skuplturen werden zum Ende hin immer dünner und durchsichtiger und sollen so die Schäden in der Natur verdeutlichen.
Datum:
15. Feb. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 07/2023 | Andrea Thomas

Der Mensch gilt als „Krone der Schöpfung“. Doch tritt er gerade die sehr häufig mit Füßen. Seit es ihn gibt, drückt er der Erde seinen Stempel auf, nicht immer zum Guten, wie der Klimawandel und seine Folgen für Natur, Tier und auch den Menschen selbst deutlich beweisen.

In der Kirche St. Jakob lädt noch bis Mitte März eine Kunstinstallation ein, sich genau darüber Gedanken zu machen. „Krone der Schöpfung. Wenn die Welt aus den Fugen gerät“ hat der Künstler Marco Bruckner sein Werk genannt. Inspiriert hat den jungen Holzbildhauer aus dem bayrischen Chiemgau dabei nicht nur der aktuelle Zustand unserer Welt mit Umweltzerstörung, Klimawandel und Krieg, sondern auch eigene Beobachtungen. „Ich reise viel, und dabei fällt mir das immer größer werdende Ungleichgewicht auf. Die Natur wird immer mehr vom Menschen verdrängt.“

Das hat ihn zur Auseinandersetzung mit der Rolle des Menschen gebracht: Wir seien die einzigen Kreaturen, die ihre Umwelt zerstören können – und es auch tun. Aber wir sind auch diejenigen, die den Weg umkehren können, die Verantwortung übernehmen und ihre Mitgeschöpfe und Umwelt schützen können. Es liegt an uns, wohin der Weg und die Reise der Schöpfung und aller Geschöpfe weitergehen wird.

Marco Bruckners Kunstwerk, das in St. Jakob im linken Seitenschiff seinen Platz gefunden hat, besteht aus einem Weg mit hölzernen Skulpturen, die den Wandel von der Natur zur vom Menschen dominierten Schöpfung zeigen. Am Anfang und Ende steht jeweils eine Krone, in die sich die Betrachtenden hineinstellen können. Von da aus schauen sie entweder in die Zukunft, die wir noch beeinflussen können – positiv wie negativ – oder zurück, auf das bereits Geschehene als Mahnung.

Am Anfang ist Raum für Natur, am Ende fast nur noch für den Menschen

Marco Bruckner mit seiner „Krone der Schöpfung“, mit der er zum Nachdenken anregt. (c) Andrea Thomas
Marco Bruckner mit seiner „Krone der Schöpfung“, mit der er zum Nachdenken anregt.

Die Skulpturen stellen am Anfang viel Natur und wenig Mensch dar. Man sieht beispielhaft für die Tierwelt einen kleinen Elefanten. Die hellen Holzschnitzel, in denen die Figuren stehen, sind hügelig aufgetürmt. Je weiter der Weg in die heutige Zeit fortschreitet, desto mehr geht die Natur zurück, die Häuser werden höher und größer, die Zahl der Menschen nimmt zu, alles verdichtet sich immer stärker, der Lebensraum für Pflanzen und Tiere nimmt ab, die Klimaschäden nehmen zu. Am Ende stehen zwei alles überragende Skulpturen, die den Menschen darstellen.

„Die Skulpturen wachsen nach oben, sie werden nach oben hin immer dünner und durchsichtiger und stellen die Schäden in der Natur dar“, erläutert der Künstler. Seine Figuren hat er aus Eschenholz mit der Kettensäge gefertigt und im Anschluss mit dem Bunsenbrenner bearbeitet, so dass sie geschwärzt sind. Das stehe für die Erderwärmung und ihre Folgen. „Aber es gibt auch hellere Stellen. Noch gibt es Hoffnung“, sagt Marco Bruckner. Holz ist ein Rohstoff der Erde, ohne Bäume und Pflanzen gebe es kein Leben auf der Erde.

Aachen ist erst der zweite Ausstellungsort für Bruckners „Krone der Schöpfung“, an der er ein halbes Jahr gearbeitet hat. Zuvor war sie bereits in München zu sehen, auch dort in einer Kirche. Das ist für den jungen Holzbildhauer der passende Ort, sich mit Gottes Schöpfung und unserem Umgang mit ihr zu beschäftigen. „Unsere Reise geht von der Natur zum Himmel“, sagt er. Das hätten wir nur vergessen. „Wir merken nicht mehr, woher wir kommen.“ Die Frage nach dem woher und wohin ist eine von vielen, die sich beim Betrachten aufdrängt. Müssen wir immer noch höher, weiter, besser? Wo hört das auf? Wann halten wir inne und fangen an, unsere Schöpfung und Mitgeschöpfe wertzuschätzen und zu schützen?

Die Ausstellung in St. Jakob ist bis 16. März dienstags und donnerstags 16–17.30 Uhr, 
sonntags vor und nach dem Gottesdienst um 11.45 Uhr sowie nach Vereinbarung zu besichtigen. Kontakt: Walter Nett, E-Mail: gemeinde.jakob@pfarrei-sankt-jakob.de