Auch wenn die Befugnisse der Stadt Düren hinter dem Tor der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes (ZUE) im Stadtteil Gürzenich enden, so hat das Bestehen der Einrichtung dennoch Auswirkungen vor dem Tor. „Für den Ortsteil und die unmittelbare Nachbarschaft ist die ZUE mit Herausforderungen und Belastungen verbunden. Wir nehmen das ernst“, unterstrich Dürens Sozialdezernent Christopher Löhr, der mehrere „Baustellen für die Kommune“ ausgemacht hat. So wurde mittlerweile ein Defekt in der Straßenbeleuchtung auf der Zufahrtsstraße zur ZUE identifiziert und es gibt Gespräche mit dem Transportunternehmen, um die Zahl der Fahrgäste auf der Buslinie, die an der Einrichtung entlangläuft, signifikant zu erhöhen. Sehr konkrete Besprechungen gebe es auch mit dem von der Bezirksregierung eingesetzten Umfeldmanagement. Alles in allem erlebe er „wenig Unruhe, viel Unterstützung und Solidarität“ mit den Geflüchteten in der Bevölkerung. Gleichwohl müsse die ganze Stadtbevölkerung anerkennen, welchen „besonderen Anteil“ der Stadtteil Gürzenich trage.
Die generelle Entscheidung, ob eine ZUE errichtet oder erweitert werde, liege aber nicht auf Entscheidungsebene der Stadt, erklärt der Dezernent. Die Stadt werde „gehört“, das Einvernehmen werde hergestellt, doch ein „Nein“ hätte eher Symbolwert – und sei ein falsches Zeichen. „Wir können als Kommune nur abwägen, wie wir die Aufgaben, die wir erfüllen müssen und die wir auch nicht entscheiden können, bestmöglich und mit möglichst wenigen Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger umsetzen“, sagt Christopher Löhr. Stadtverwaltung und Politik hätten deswegen den Weg gewählt, lieber im Konstruktiven die Erweiterung der ZUE zu begleiten.
„Die Dürener Bevölkerung profitiert“, betont Bürgermeister Frank Peter Ullrich. Denn die ZUE und die damit verbundene Anrechnung der Plätze auf die eigenen Aufnahmeverpflichtungen verschaffen der Stadt einen Puffer. „Wir mussten keine Behelfsunterkünfte errichten, keinen Wohnraum anmieten, keine Turnhallen umnutzen. Das gibt uns als Kommune auch finanziellen Spielraum, den wir für den Ausbau der Infrastruktur nutzen können, der wiederum der ganzen Bevölkerung zugute kommt“, erklärt Sozialdezernent Christopher Löhr. Nicht vergessen werden dürfe in diesem Zusammenhang, dass im Stadtgebiet mittlerweile rund 1400 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht sind, die Hälfte davon in privatem Wohnraum. Ohne die ZUE würden Zuweisungen von Asylbewerbern erfolgen, die zusätzlich den Druck auf Wohnungsmarkt, Kita- und Schulplätze erhöhen würden. Auch finanziell könne der Haushalt der Stadt dann schnell an seine Grenzen stoßen.
„Angesichts der weltpolitischen Lage wissen wir, dass sich alles sehr schnell ändern kann. Wir müssen darauf vorbereitet sein, weitere Unterkünfte zur Verfügung zu stellen“, betonte Dürens Bürgermeister. So gebe es auch im Bereich des geförderten Wohnens „erheblichen Nachholbedarf“. Ullrich: „Wir wollten 100 Wohnungen pro Jahr bauen, 900 Wohnungen in neun Jahren. Aber Baustoffknappheit und der Zinsanstieg haben die Preise derart steigen lassen, dass es nicht refinanzierbar ist. Wer ohne Fördermittel des Staates baut, muss 14 Euro pro Quadratmeter verlangen. Es wird schwer, so Investoren zu bewegen, erschwinglichen Wohnraum zu schaffen.“