Aus Worten werden Bilder

Ausstellung eines Bilderzyklus zu Altern, Abschiednehmen und Sterben im Columbarium St. Donatus

Marliese und Uwe Appold (links) und die Veranstalter der Ausstellung: Pfarrer Hans Russmann, Andreas Wittrahm, Katharina von Gallwitz, Veronika Schönhofer-Nellessen und Claudia Kolletzki. (c) Andrea Thomas
Marliese und Uwe Appold (links) und die Veranstalter der Ausstellung: Pfarrer Hans Russmann, Andreas Wittrahm, Katharina von Gallwitz, Veronika Schönhofer-Nellessen und Claudia Kolletzki.
Datum:
27. Apr. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 17/2023 | Andrea Thomas

Mit 70 Jahren hatte Uwe Appold zum ersten Mal das Gefühl, er sollte sich vielleicht mal näher mit dem Thema „Alter“ beschäftigen. Mit 75 „wurde es langsam ernst“, wie der in Flensburg lebende Künstler mit einem Schmunzeln erklärt. Nun mit 80 sind sie fertig, 20 Bilder, die sich mit dem Älterwerden, der Endlichkeit des Lebens, Abschied und Trauer beschäftigen. Zu sehen in der Ausstellung „…noch bist du da…“.

Das titelgebende Zitat ist von Rose Ausländer, einer Dichterin, deren Werk Uwe Appold sehr schätzt, wie er sagt. Für seine Bilder hat er sich mit ihren Zeilen und denen vieler anderer Dichterinnen und Dichter zum Thema „Alter“ beschäftigt. Die Spanne reicht dabei von Walther von der Vogelweide über Joseph von Eichendorff und Heinrich Heine bis zu Erich Fried und Friederike Mayröcker. „Bei der Beschäftigung damit hat sich die Liebe als ein roter Faden herausgestellt, der sich mit dem Begriff der Zeit durch die meisten Gedichte zieht.“

Zwanzig Gedichte hat er ausgewählt und zu jedem davon ein Bild gemalt. Die seien zunächst „knallbunt“ gewesen. In einem nächsten Schritt hat er seine Bilder mit Schwarz und Sand vom Strand der Ostsee, der ihnen ein besonderes Glitzern verleiht, übermalt, so dass die Farben nur noch zu erahnen sind. Außerdem ist auf jedes Bild der Begriff geschrieben, der zentral ist für das jeweilige Gedicht.

Entstanden ist der Bilderzyklus auch aus der Auseinandersetzung mit der Coronapandemie. Altern habe zu tun mit Abschiednehmen. In der Coronazeit habe es auch mit Entmündigung zu tun gehabt, sagt Uwe Appold mit Blick darauf, wie die Gesellschaft da mit ihren Alten umgegangen sei. Viele Menschen seien allein gestorben, ohne Freunde und Familie, die sie auf diesem letzten Weg begleiten konnten und ohne dass diese von einem geliebten Menschen würdig Abschied nehmen konnten. Etwas, mit dem sich auch der Arbeitskreis Hospiz der Abteilung „Pastoral in Lebensräumen“ im Generalvikariat beschäftigt. „Es bleibt die gesellschaftliche Aufgabe, mit dieser Situation umzugehen, Heilungsprozesse möglich zu machen und Erlebtes aufzuarbeiten, wenn Begegnungen wieder möglich sind“, erklärt Pfarrer Hans Russmann vom Arbeitskreis.

Eine Möglichkeit, über Abschied, Sterben und Trauer ins Gespräch zu kommen, bietet die Ausstellung von Uwe Appold, die auf Einladung des Arbeitskreises Hospiz derzeit im Columbarium St. Donatus in Aachen-Brand zu sehen ist. Den Kontakt hatte Claudia Kolletzki vermittelt, die Uwe Appold und seine Arbeiten über das von ihm gestaltete Hungertuch 2019/20 kennengelernt hatte. Das Interesse des Arbeitskreises war schnell geweckt und mit dem Columbarium ein Ort gefunden.

Gutes Sterben ist ein Menschenrecht

Unter dem Schwarz liegen die Farben und ein Gedicht als Inspiration. (c) Andrea Thomas
Unter dem Schwarz liegen die Farben und ein Gedicht als Inspiration.

Für Katharina von Gallwitz, Geschäftsführerin des Columbariums, passt die Ausstellung gut hierher: „Dieser Ort birgt Trauer und Abschied, doch als christlicher Ort wird er auch ein Ort des Trostes, getragen von Liebe.“ Die ja auch in den Bildern Uwe Appolds eine tragende Rolle spiele. Bei ihnen bleibe niemand allein mit seiner Trauer, sie seien da und hörten zu. „Alltagsseelsorge“ nennt sie das.

Menschen in dieser Lebensphase gut zu begleiten – die, die gehen, und die, die zurückbleiben, ist auch dem Diözesancaritasverband, der Kooperationspartner der Ausstellung ist, ein wichtiges Anliegen. „Als Caritas sind wir einer der größten Akteure in der Begleitung der letzten Lebensphase, sowohl in der Pflege als auch in der Hospizarbeit“, sagt Andreas Wittrahm vom Caritasverband des Bistums. Unter guten Bedingungen sterben zu dürfen, sei ein Menschenrecht. Kein Mensch solle das allein tun müssen, sondern sich begleitet fühlen.

Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehört auch das 116. Aachener Hospizgespräch am 5. und 6. Mai im Zinkhütter Hof in Stolberg. Erstmalig ist hier „Spiritualität und Trauer“ Thema – und die Resonanz sei groß, berichtet Veronika Schönhofer-Nellessen vom Palliativen Netzwerk für die Region Aachen. Es sei wichtig, sich neben Medizin, Pflege und dem psychosozialen Bereich auch dem Thema „Spiritualität“ zu widmen, die ein wichtiges Angebot in der letzten Lebensphase sei. Die Kunst empfinden die Verantwortlichen als eine gute und hilfreiche Brücke, alle diese Themen in einen gesellschaftlichen Dialog einzubringen. Es sind Themen, die jeden einmal betreffen.

Info

Die Ausstellung „…noch bist du da…“ ist bis zum 14. Mai in den Räumen des Columbariums St. Donatus, Richard-Wagner-Straße 1 in Aachen-Brand zu sehen. Dessen Öffnungszeiten sind täglich von 9 bis 18 Uhr. 
Infos: www.columbarium-aachen.de

Im Rahmen der Ausstellung findet am Freitag, 5., und Samstag, 6. Mai, das 116. Aachener Hospizgespräch „…noch bist du da… – über den Wert des Lebens in Krankheit, Sterben, Abschied und Trauer“ statt. Weitere Auskunft: www.servicestellehospizarbeit.de