Aufs Wesentliche reduziert

Die GdG grenzenlos feiert Weihnachten anders. Unter anderem mit einem großen selbstgebauten Stern

Hundert kleine Sterne bilden den großen Stern. Der soll am Heiligen Abend weithin leuchten. (c) Andrea Thomas
Hundert kleine Sterne bilden den großen Stern. Der soll am Heiligen Abend weithin leuchten.
Datum:
14. Dez. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 50/2022 | Andrea Thomas

Wie feiern wir Weihnachten? Was können wir Menschen und ganz besonders Familien anbieten, damit die Botschaft von Weihnachten für sie lebendig wird? Fragen, die sich auch Kirchengemeinden und Pastoralteams in der Vorbereitung auf das Fest stellen. Eine Antwort könnte sein: ganz ursprünglich, quasi zurück zu den Wurzeln. 

Mit viel Fantasie haben die Kinder im Kreativ-Gottesdienst die Sterne angemalt. (c) Andrea Thomas
Mit viel Fantasie haben die Kinder im Kreativ-Gottesdienst die Sterne angemalt.

In diesem Sinne will die GdG grenzenlos in Aachen-Nordwest in diesem Jahr ihre Familien-Krippenfeier gestalten. Die Idee: ein Stall mitten auf dem Feld und ein heller, leuchtender Stern, der den Menschen den Weg weist, die aus allen Himmelsrichtungen dorthin kommen, um das Wunder der Geburt des Herrn zu bestaunen und gemeinsam zu feiern.

Der Stall gehört Landwirt Volker Gauchel vom Biohof „Gut Paulinenwäldchen“ in der Soers, der auch zum Planungsteam gehört, und liegt auf einem der von ihm bewirtschafteten Felder bei Vetschau. Hierher eingeladen sind am Nachmittag des Heiligen Abends große und kleine Menschen aus den Gemeinden der GdG aus Vaalserquartier, der Hörn, Orsbach, Laurensberg, Horbach und Richterich, die den Weihnachtsgottesdienst einmal anders und ursprünglicher feiern möchten.

Der Stern, der ihnen den Weg weist, ist drei mal drei Meter groß und ein Gemeinschaftswerk von knapp 30 Kindern und ihren Eltern. Die haben sich am zweiten Adventswochenende unter dem Motto „Folge dem Stern“ in der Kirche St. Martinus Richterich zum Kreativgottesdienst getroffen. In dessen Rahmen, eingebettet in weihnachtliche Lieder – begleitet von Kirchenmusiker Angelo Scholly –, eine Geschichte, Gebete und Fürbitten, ist der Stern entstanden. 

Die Familien haben einen Stern aus vielen kleinen Sternen gebastelt

Volker Gauchel schraubt den großen Stern (Maße: drei mal drei Meter) zusammen. (c) Andrea Thomas
Volker Gauchel schraubt den großen Stern (Maße: drei mal drei Meter) zusammen.

Zur Einstimmung erzählte Gemeindereferentin Gerlinde Lohmann von den Sterndeutern, die den Himmel absuchten nach dem prophezeiten Zeichen, dass der Welt ein großer König geboren worden sei. Sie rechneten mit einem prunkvollen Ort und nicht mit einem einfachen Stall. Die Sterne am Himmel, die beobachtet hatten, wie Maria in dem Stall auf dem Feld vor Betlehem ihren kleinen Sohn bekommen hatte, wussten, dass es ein wirklich großes Zeichen braucht, damit die Menschen dieses Kind finden. So entschieden sie, sich zusammenzutun, um einen besonders großen und hellen Stern zu bilden – genau über dem Stall.

Diesem Beispiel folgten die Kinder und bemalten, unterstützt von fleißigen Eltern, 100 kleine Holzsterne in allen Farben, die der Farbkasten so hergibt: unifarben, Regenbogen-Stern, welche mit Punkten oder lachenden Gesichtern. Die werden auf einen großen Stern montiert, den Volker Gauchel geschreinert und vorbereitet hatte. Dazu kommen noch Lichterketten, damit er auch weithin sichtbar leuchtet, und fertig ist der Stern für die Krippenfeier auf dem Feld. Außerdem hatten die Kinder noch Teelichter mit Wachssternen verziert. Sie kamen am Ende des Kreativgottesdienstes zum Einsatz und zeigten, was viele kleine Lichter zusammen bewirken können. In einer Art „stiller Post“ gaben alle Mitwirkenden ihr Licht von einem zum anderen weiter, bis am Ende jeder ein brennendes Teelicht in der Hand hielt. Viele kleine Lichter, die verkünden: Christus ist geboren.

Der Kreativ-Familienmesskreis hat immer wieder ungewöhnliche Ideen

Eine weitere Gruppe hat sich zu einem musikalischen Projekt zusammengefunden und trifft sich im Advent drei Mal im Laurentiushaus in Laurensberg, um gemeinsam weihnachtliche Lieder für die Familienkrippenfeier einzuüben und sich auf den Heiligen Abend vorzubereiten. Mitmachen konnten Kinder ab dem zweiten Schuljahr, die Lust hatten, zusammen mit dem Kinderchor Laurensberg unter Leitung von Kantor Gregor Jeub zu singen und am Heiligen Abend quasi den Part der Verkündigungsengel zu übernehmen. Damit die Geburt Jesu für alle, die kommen, auch „lebendig“ wird, wird es außerdem ein Krippenspiel geben, das Kinder ab dem dritten Schuljahr kurz vor Weihnachten gemeinsam vorbereiten.

Alle Elemente zusammen sollen eine ganz besondere Krippenfeier bilden. So wie damals in Betlehem, als Menschen am Himmel einen hellen, großen Stern entdeckten und sich auf den Weg machten, weil sie spürten: Da ist etwas Außergewöhnliches geschehen. Sie fanden das Kind in der Krippe, Gottes Sohn, dessen Geburt sie lobpriesen. Was auch der Gottesdienst am Heiligen Abend tun wird.

Ungewöhnliche Ideen sind dem Kreativ-Familienmesskreis nicht fremd. In den vergangenen Jahren hat die Gruppe aus Ehren- und Hauptamtlichen in der GdG grenzenlos schon so einige davon entwickelt und in die Tat umgesetzt. Im ersten Corona-Advent 2020, als so gut wie gar nichts in Präsenz möglich war, haben sie einen überdimensionalen Adventskranz gebaut. Mit dem sind sie auf einem Anhänger an den Adventssonntagen durch die einzelnen Gemeinden der GdG gefahren, haben Weihnachtslieder gespielt und die Menschen eingeladen, von ihren Balkonen oder vor ihren Haustüren mit Abstand mitzusingen und so doch ein Stück vorweihnachtliche Gemeinschaft mit anderen zu erleben. Es folgte ein erster Gottesdienst mit Kreativwerkstatt zu Ostern, bei dem Kinder und Eltern in St. Martinus gemeinsam ein Kreuz gebaut haben, das im Mittelpunkt der Gottesdienste an Ostern stand.

Zu Erntedank hat der Vorbereitungskreis, der aus etwa zehn Leuten besteht, zwei Jahre hintereinander aufs Feld von Volker Gauchel geladen. Hier wurde zunächst gemeinsam Gemüse geerntet und Winterweizen gesät und im Anschluss mit den eigenen Feldfrüchten der Dankgottesdienst gefeiert. Das sei super angekommen, berichtet eine der Organisatorinnen. Sogar bei strömendem Regen hätten die Familien im Matsch mitgeerntet. Das Feld ist übrigens das, auf dem auch die Familienkrippenfeier stattfinden wird.

Die an diesem Ort zu feiern, hat laut Gerlinde Lohmann zum einen etwas damit zu tun, dass sie gerne Weihnachten auf das herunterbrechen wollten, was es ausmacht. Zum anderen aber auch mit den Erfahrungen der Coronajahre. „Da haben wir alle Weihnachtsgottesdienste draußen gefeiert, und gerade Familien fanden das sehr schön. Die Kinder dürfen sich bewegen und müssen nicht die ganze Zeit still sitzen und auch für die Erwachsenen war das eine andere Art, Gemeinschaft zu erleben.“ Bedenken, es könnte zu kalt werden, entkräftet sie. „In Betlehem war es in der Nacht auch nicht gerade kuschelig. Da muss man sich warm anziehen.“ Außerdem ist ja für Bewegung gesorgt, übers Feld dem Stern folgend, dem Stall entgegen.

Infos: www.gdg-grenzenlos.de