In diesem Herbst ist es 80 Jahre her, dass mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg mit seinen unzähligen Opfern und Gräueln begann, 75 Jahre, dass er in der Region Aachen mit der Befreiung durch amerikanische Truppen zu Ende ging. „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“, diesem Wunsch der Überlebenden fühlen wir uns auch heute noch verpflichtet. Zumal wenn das Unkraut Antisemitismus, Rassismus und übersteigerter Nationalismus wieder zu wachsen beginnt.
Frieden stiften und erhalten, das ist eine Aufgabe, die nicht nur die große Politik etwas angeht, sondern jeden von uns. Und es ist auch keine Sache allein der Großen, wie die Kinder und Jugendlichen aus der Städteregion Aachen jedes Jahr beim Aachener Friedenslauf auf beeindruckende Weise unterstreichen. „Frieden fängt im Kleinen an“, sagt Kristina Blömer von Pax Christi Aachen, die den Friedenslauf koordiniert, „im Umgang miteinander, in Familie, Schule, Arbeit und Freundeskreis.“ Überall da, wo Menschen jeden Alters einander begegnen und sich entscheiden, dies auf friedliche, tolerante, wertschätzende und offene Weise zu tun, wo sie voneinander lernen, aufeinander zugehen und füreinander einstehen.
Frieden ist nicht selbstverständlich, sondern für ihn sollte sich jeder in seinem Umfeld Tag für Tag stark machen und einsetzen. Dabei gehen die Kinder und Jugendlichen mit gutem Beispiel voran. „Sie sagen immer wieder: Wenn wir laufen, dann zeigen wir den Erwachsenen, wie Frieden geht“, berichtet Kristina Blömer. Das sei toll zu erleben, mit wie viel Ernst und Begeisterung sie dabei seien.
Im vergangenen Jahr haben gut 3600 junge Läuferinnen und Läufer aus 36 Schulen am Aachener Friedenslauf teilgenommen und insgesamt 57500 Euro an Spenden gesammelt. Für den 18. Aachener Friedenslauf, der am 5. Juli ab Elisenbrunnen startet, hatten sich bis Mitte Mai bereits gut über 2000 Schülerinnen und Schüler angemeldet.
Schirmherren sind Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp und Städteregionsrat Tim Grüttemeier. Botschafterin des Friedenslaufs 2019 ist Kirsten Knip, Libera bei den „Ladies in Black“, dem Aachener Bundesliga-Volleyballteam. „Ich unterstütze den Aachener Friedenslauf, weil hier so viele junge Menschen gegen den Krieg eintreten und für mehr Verständnis, Respekt und Liebe unter den Menschen“, begründet sie in ihrem Aufruf im Aktionsheft, warum ihr das ein Anliegen ist. Veranstaltet wird der Lauf auch in diesem Jahr aus einem Zusammenschluss lokaler und überregionaler Organisationen: Pax Christi im Bistum Aachen, Forum Ziviler Friedensdienst, Aachener Friedenspreis, Netzwerk Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassismus, DJK Sportverband, Missio Aachen, Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Aachen, Terre des hommes Aachen sowie dem Jugendkulturcafé Pinu’u des Philipp-Neri-Hauses Aachen.
Der erlaufene Erlös kommt folgenden Projekten zugute: Pax Christi Aachen unterstützt die Friedensarbeit auf dem westlichen Balkan und weitere soziale Projekte wie die Freiwilligen Friedensdienste oder Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit in der Region. Das Forum Ziviler Friedensdienst setzt sich für den Frieden im Nahen Osten, im westlichen Balkan und auf den Philippinen ein. Friedensfachkräfte fördern die gewaltfreie Lösung von Konflikten und die Stärkung der Zivilgesellschaft, unter anderem über multiethnische Begegnungen und die Aufarbeitung der Vergangenheit. Ein weiterer Teil fließt über das Netzwerk „Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassismus“ in Workshops und Trainings zu „Rechtsextremismus“ und „Gewalt“ an den Aachener Schulen sowie in Gewaltprävention und die Förderung interkultureller Projekte.
Kristina Blömer
Sie zeigen den Erwachsenen, wie Frieden geht.
Der Aachener Friedenslauf, das ist aber mehr, als nur ein Zeichen für den Frieden zu setzen und Spenden für Friedensprojekte zu sammeln. Im Begleitprogramm zum Lauf, das für die teilnehmenden Schulen kostenlos ist, haben diese die Möglichkeit, das Thema „Nie wieder Krieg“ thematisch zu vertiefen. Angeboten werden in Kooperation mit Partnern aus der Region Workshops für alle Altersklassen und Schulformen. Aufgegriffen werden Themen wie gewaltfreie Kommunikation, Politik- und Friedensarbeit sowie die Aufarbeitung von Konflikten aus der Vergangenheit. Darunter sind in diesem Jahr unter anderem ein Workshop für die weiterführenden Schulen zur Förderung des Friedens über interreligiösen Dialog gemeinsam mit der Aachener Gruppe von „Religions for Peace“ sowie ein Workshop zur Kraft der Gewaltfreiheit „Gegen Gewalt hilft nur Gewalt! Oder?“ Für die Jüngeren gibt es Angebote zu Themen wie „Mobbing“ oder „Fair geht vor“. Außerdem berichten Zeitzeugen aus ihrem Leben und erzählen von Evakuierung, Krieg und Vertreibung.
Für Klassen, die sich nicht über Worte, sondern über Kreativität und Bewegung mit dem Thema auseinandersetzen wollen, werden unter anderem zwei Workshops des „Tanztheater Mobil“ angeboten. Erstmals beteiligt sich auch die Volkshochschule Aachen am Begleitprogramm. Sie bietet Rundfahrten zu den Spuren der Weltkriege im Dreiländereck sowie zu Spuren des Zweiten Weltkriegs in Aachen an. Da das Angebot so breit gefächert sei, könne jede Schule darin etwas finden, was für sie passt, sagt Kristina Blömer. „Bei den Grundschulen kommt Antiagressionstraining gut an oder Fairplay. Die Älteren ab Klasse 7 tendieren stärker zu thematischen Angeboten. Das wechselt da immer etwas.“ Insgesamt werde das gut angenommen und sei ein wichtiger Baustein im Rahmen des Friedenslaufs.
Informationen rund um den Lauf und das Begleitprogramm gibt es unter: www.run4peace.eu/aachen