Drei neue, noch junge „Dienstleister Gottes“ hat der Aachener Bischof Helmut Dieser an – oder besser – in die Himmelsleiter ausgesandt. In dieser „Fülle“ ist das schon außergewöhnlich. Es handelt sich um Gemeindereferentin Katharina Rexing (41), Pastoralreferent Simon Hesselmann (28) und Pfarrvikar Michael Marx (37). Sie unterstützen Pfarrer Andreas Möhlig (37), der auch erst im Frühjahr 2021 als GdG-Leiter am südlichen Rand Aachens offiziell eingeführt worden ist.
Katharina Rexing und Simon Hesselmann haben ihre Stellen zum 1. September vergangenen Jahres angetreten, nachdem sie wenige Tage vorher gemeinsam mit fünf weiteren Kolleginnen und Kollegen von Bischof Dieser beauftragt worden waren. Dass gleich zwei Referenten gemeinsam in eine GdG geschickt werden, auch wenn sie flächen- und aufgabenmäßig durchaus anspruchsvoll ist, das sei schon ungewöhnlich, betonten Rexing und ihr Kollege Hesselmann. Womöglich, so ein Gedanke, wolle der Bischof beobachten, „was passiert, wenn mehr jüngere Leute in die Teams geschickt werden“, überlegt die junge Mutter. Da würden sicher „andere Ideen eingebracht von Menschen in einer ähnlichen Lebensphase“. Auf jeden Fall sei sie von einer „guten Kooperation“ überzeugt.
Katharina Rexing bezeichnet sich als „Kind der GdG“. Sie stammt aus Roetgen und lebt in Kornelimünster. Die Gemeindereferentin ist verheiratet und hat eine 14-jährige Tochter und einen achtjährigen Sohn. Sie studierte katholische Religionspädagogik in Paderborn mit Bachelorabschluss. Es folgte zunächst eine Familienzeit, dann ihr Referendariat. Dies führte Katharina Rexing in die GdG Grenzenlos im Nordwesten Aachens mit den Gemeinden Richterich, Horbach und Laurensberg. Ihr Fokus lag dabei auf der Ausbildung und damit ihrer Lehrbefähigung von der Grundschule bis zur zehnten Klasse der Realschule. Ein Gymnasium bleibt ihr mit diesem Studium verschlossen, dies ist Masterabsolventen vorbehalten. „Vermittlung religiöser Werte“ nennt sie als ihren Schwerpunkt in dieser Zeit. Eine weitere Station war die Pfarrei St. Jakob in Aachen. Hier war die Familienpastoral ihre Hauptaufgabe, dazu Themen der Schöpfungsbewahrung und Nachhaltigkeit.
Der GdG Himmelsleiter mit ihren insgesamt neun Pfarreien in 14 Dörfern mit elf Kirchen und der Benediktinerabtei in Kornelimünster steht sie mit 70 Prozent ihrer Arbeitskraft zur Verfügung. Die verbleibenden 30 Prozent steckt Katharina Rexing in ihre Tätigkeit als Referentin für geistliche Begleitung bei der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) des Diözesanverbandes Aachen. Dabei hat sie eine aktive Zeit als Pfadfinderin in ihrer Jugend nicht erleben können. Die Roetgener Gruppe sei zu dieser Zeit „überlaufen“ gewesen. Zumindest an Sommerfreizeiten der PSG konnte sie mitmachen und diese Welt schon näher kennenlernen.
Pastoralreferent Simon Hesselmann ist in Aachen geboren und aufgewachsen. Er wohnt mit seiner Frau und seiner zweijährigen Tochter in Roetgen. Sein theologisches Vollstudium absolvierte er an der Universität Münster und seine Berufseinführung in der GdG Hellenthal/Schleiden. Etwas Spezielles, das so nur diese GdG bieten kann, war die Seelsorge im Nationalpark Eifel – dort, „wo Kirche nicht unbedingt erwartet wird“, wie er sagt. Für Hesselmann „muss sich Kirche an gesellschaftlich relevanten Orten zeigen“. Und dazu zählten eben auch Naturschutzgebiete oder Vogelsang. Er war hier mit eingebunden, wenn Schulklassen oder Gruppen zu Gast waren, für die er religiöse Bildung beisteuerte.
An der Himmelsleiter ist er zunächst nur mit einer 50-Prozent-Stelle engagiert. Ein Viertel seiner Arbeitszeit ist Hesselmann in der Hochschulseelsorge beschäftigt. Er betreut auf dem Campus Jülich der Fachhochschule Aachen die Katholische Studentengemeinde. Die verbleibenden 25 Prozent hat er sich aus familiären Gründen freistellen lassen – „ein gutes Arbeitszeitmodell“, wie er findet, mit der Option zum späteren Aufstocken.
Erst seit vergangenem November ist Pfarrvikar Michael Marx, formal der Ranghöchste der Neulinge, in der GdG tätig. Der 37-Jährige ist Stellvertreter von GdG-Leiter Andreas Möhlig und damit zuständig und mitverantwortlich für die sakramentale Katechese, die Vermittlung der christlichen Botschaft, zudem Mitglied des Kirchenvorstands. Damit immer noch nicht genug kirchliche Bürden: Seine Aufgaben als geistlicher Begleiter des „Synodalen Gesprächs- und Veränderungsprozesses ,Heute bei dir‘“ im Bistum Aachen liefen mit einem Stundenkontingent von 20 Prozent weiter, betont der junge Priester.
Geboren und aufgewachsen ist Michael Marx in einer konfessionell „gemischten“ Familie – die Mutter ist evangelisch – in Kreuzau. Im Priesteramt ist er erst nach einem Umweg angekommen. Zunächst studierte er an der RWTH Aachen Geschichte und katholische Religionslehre auf Lehramt. Zur Überraschung auch seiner Familie bewarb er sich dann um ein theologisches Studium in Münster, mit dem Wunsch, als Priesterkandidat aufgenommen zu werden. 2014 wurde Michael Marx von Aachens damaligen Bischof Heinrich Mussinghoff im Aachener Dom zum Priester geweiht.
Ein Berg von Arbeit wartet auf das junge dynamische Team mit Katharina Rexing, Simon Hesselmann und Michael Marx. Trotz der vergleichsweise komfortablen personellen Ausstattung der GdG würden wohl „die Löcher größer“, wenn es um Reminiszenzen an einst gewohnte „Vollversorgungs-Mentalität“ der Gemeinden und ihrer Pfarrangehörigen gehe. Diese Zeiten seien vorbei, heißt es unisono. Nur im Miteinander und insbesondere auch gemeinsam mit dem wertvollen Engagement vieler Ehrenamtlicher könne der Dienst an den Gläubigen gelingen.
„Unser Team spiegelt die Charaktere der Zeit wider. Qualifikationen sind eigentlich egal, ob man Priester, Mann, Frau ist. Wir sind Menschen, die sich um die Seelen anderer sorgen. Wir wollen die Leute vor Ort stark machen. Wir brennen und wollen uns unglaublich gerne mit den Menschen auf den Weg machen“, sagt Katharina Rexing.
Und Michael Marx fügt an: „Wir müssen Antworten geben auf das, was in den Menschen brodelt.“ Dazu gehöre auch, sagt Simon Hesselmann, den „bisherigen Arbeitsmodus zu ändern, um überall als Kirche sichtbar zu werden. Auf Kinderspielplätzen, in Neubaugebieten, aber auch bei den Flutopfern, bei Menschen, die tief in ihrer Seele verletzt sind“. Berührungen im Alltag – all das sei „gelebte Kirche“. Katharina Rexing fasst zusammen: „Wir wollen nicht auf die Uhr schauen, sondern auf die Menschen.“