Auf der Suche nach dem Glück

Die Bloggerin und Autorin Susanne Ackstaller wollte wissen, was ein glückliches Leben ausmacht. Für ihr Buch „Auf das Leben!“ hat sie Frauen im Alter ab 50 Jahren interviewt.

(c) Martina Klein
Datum:
14. März 2025
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 11/2025 | Garnet Manecke

Unter dem Namen „Texterella“ bloggt Susanne Ackstaller seit Anfang 2009 über die schönen Seiten des Lebens. Für ihr Buch „Auf das Leben!“ hat die Autorin das Glück gesucht. In 17 Porträts stellt sie Frauen vor, die es gefunden haben. Bei jeder hat es eine andere Gestalt – dabei kam es mitunter aus einer ganz anderen Richtung als erwartet.

Wenn Susanne Ackstaller darüber nachdenkt, was sie bei der Recherche für ihr Buch „Auf das Leben!“ über das Glück gelernt hat, zitiert sie eine der Frauen, die sie porträtiert hat. „Das Allerwichtigste, was mir noch mal bewusst wurde, ist: Glück ist nicht bequem“, sagt Ackstaller. „Den Satz hat Anna von Rüden gesagt und das ist so wahr. Es ist mein liebstes Zitat in dem Buch.“ Wer glücklich werden will, der müsse seine Komfortzone verlassen.

„Man darf nicht auf der Couch sitzen und warten, dass das Glück vorbei kommt“, sagt Ackstaller. „Ein gutes,­­ glückliches Leben ist auch mit Aktivität verbunden.“ Die Frauen in ihrem Buch standen alle eines Tages vor der Frage, wie ihr Leben weitergehen sollte. Manche haben Kinder groß gezogen und suchten eine neue Aufgabe, andere engagieren sich schon seit ihrer Jugend ehrenamtlich, einige mussten mit einer schweren Krankheit umgehen oder standen nach einer Scheidung vor einem Scherbenhaufen.

Wenn man die Porträts liest, dann fällt einem schnell auf, dass keine dieser Frauen sich mit ihrem Schicksal einfach abgefunden oder lange damit gehadert hat. „Mit seinem Schicksal zu hadern, kostet viel zu viel Kraft“, sagt eine Protagonistin, die die Diagnose „Krebs im Endstadium“ bekam. Sie ist nicht die einzige in dem Buch, die sich trotz eines Schicksalsschlags dafür entscheidet, ihr Glück zu finden.

„Ich glaube schon, dass man Optimismus lernen kann“, sagt Ackstaller. Dankbarkeit helfe dabei. Sich hin und wieder mal bewusst zu machen, was man alles habe, und nicht nur darauf zu schauen, was man noch haben könnte. Die Frauen in den Porträts haben sich auf ihrem Weg darauf konzentriert, aus dem, was sie haben, das Beste zu machen.

Optimismus kann einem das Leben erleichtern. Aber auch der größte Optimist geht nicht ganz ohne Blessuren durch sein Leben. Sich dann die Dinge schönzureden hilft aber nicht weiter. Wer auch bei der größten Katastrophe noch versucht, eine positive Seite zu sehen und das Negative wegzulachen, kann damit erst recht seinen Weg ins Unglück bahnen. „Toxic positivity“ wird das Phänomen genannt. Darunter versteht man den Druck, sich unbedingt glücklich fühlen zu müssen. Plattformen wie Instagram, auf denen Menschen vor allem Fotos von erfolgreichen Hochglanz-Leben posten, verstärken diesen Druck oft noch.

„Warum muss es immer Glück sein? Reicht nicht auch Zufriedenheit?“, fragt eine der Protagonistinnen in Ackstallers Buch. Wird das Glück eventuell überschätzt? Ackstaller sieht da Tendenzen. „Ich glaube, dass heute die Ansprüche an das Glücklichsein größer sind als früher“, sagt die Autorin. „Vor 100 Jahren haben sich die Menschen noch nicht so gefragt, ob sie glücklich sind.“

Auch der Einfluss der Internets kann da zu einer Überhöhung des Glücks führen. „Da wird über das normale Leben ja gar nicht gesprochen, sondern gezeigt, dass wir alle von einem Höhepunkt zum nächsten eilen müssen“, beobachtet sie. Dankbarkeit ist für sie ein Faktor auf dem Weg zum Glück. Monate auf einen Termin beim Facharzt warten? Ist nicht toll, aber ist es nicht auch ein Glück, in einem Land mit einem Gesundheitssystem zu leben, das jedem hilft? Nicht mehr drei Urlaube im Jahr, sondern nur noch einen? Klar, ist das Verzicht. Aber ist es nicht auch etwas wert, dass in Deutschland der Wohlstand so hoch ist, dass es ein soziales Netz gibt, das Menschen in Notsituationen auffängt?

Gerade in den vergangenen fünf Jahren ist die Unzufriedenheit offenbar gewachsen. In den Kommentaren auf den Social-Media-Plattformen wird gemeckert, in der Politik wird sich zunehmend unsachlich gestritten, der bisherige Konsens über die Werte einer Gesellschaft scheint sich zunehmend aufzulösen. Die Krise hat alle im Griff – „Krisenmodus“ ist 2023 sogar zum Wort des Jahres gewählt worden.

Da überrascht das Ergebnis einer Umfrage des Sinus-Instituts in Kooperation mit dem Unternehmen für Online-Marktforschung, Yougov: 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie „sehr glücklich“ oder „eher glücklich“ sind. Wobei die Krisen offenbar doch Spuren hinterlassen haben. 2019 bezeichneten sich noch 66 Prozent der Befragten so.
Was macht die Menschen glücklich?

Aber was macht die Menschen glücklich? Die ersten drei Plätze der Glücksfaktoren belegen Gesundheit (50 Prozent), eine gute Partnerschaft (30 Prozent) und eine intakte Familie (27 Prozent). Erst an vierter Stelle kommt das Geld (26 Prozent). Deutlich weniger genannt werden „Spaß und Freude am Leben“ (18 Prozent) und „Freunde“ (15 Prozent). Glück ist auch eine Sache des Alters: In der Gruppe der 70- bis 75-Jährigen gaben mit 70 Prozent die meisten an, glücklich zu sein. Mit 56 Prozent war der Anteil der Glücklichen bei den 18- bis 29-Jährigen am niedrigsten.

Bis zum 50. Lebensjahr steigt das Glücksniveau an, dann bekommt es einen Knick bis es ab 70 Jahren wieder ansteigt. Und noch eine Erkenntnis zeigt sich: Bildung ist offenbar ebenfalls ein Glücksfaktor. Während 66 Prozent der Menschen mit höherer Bildung sich als glücklich einstuften, taten es bei denen mit niedriger Bildung nur 53 Prozent.

Die Gesundheit hat zwar Platz eins auf der Glücks-Skala belegt, dennoch ist sie nur einer von vielen Faktoren. Auch wenn sie beeinträchtigt ist, kann der Mensch glücklich werden. Das zeigen gleich mehrere Beispiele in Susanne Ackstallers Buch. Sie ermutigen, nicht aufzugeben, seine Ziele und Träume weiter zu verfolgen. Hilfreich sind dabei stabile Beziehungen in Familie und Freundeskreis. Oder zu Gott – auch dazu erzählt das Buch ein ermutigendes Beispiel.

Sechs Tipps für Mehr glück im Leben

1. „Trau Dich“, sagt Susanne Ackstaller. Wer das Glück sucht, muss sich vor die eigene Haustür wagen und seine Komfortzone verlassen.

2. Das Leben hat so manche Herausforderung parat. Wer darin weniger die Zumutung sieht und hadert, spart die Kraft für neue Wege.

3. Dankbarkeit für das, was man schon hat, ist für die Autorin ein weiterer Glücksfaktor. Wer sich hin und wieder klar macht, was alles gut läuft, motiviert sich selbst und bleibt offen für das Glück.

4. Das Glück möchte auch eingeladen werden. „Seien Sie optimistisch und glauben Sie an das Gute“, rät Ackstaller. Dabei geht es nicht darum, sich naiv alles schönzureden. Vielmehr geht es um eine positive Grundeinstellung dem Leben gegenüber.

5. Wer schöne Momente genießt und das „kleine“ Glück wertschätzt, wird bald feststellen, dass sich Punkt drei und vier sich (fast) von allein ergeben: der morgendliche Sonnenschein, eine Umarmung oder der Keks zum Kaffee schaffen Glücksmomente.

6. „Lächeln tut einem selbst und anderen gut“, sagt Ackstaller. Einfach mal ausprobieren.

Verlosung

(c) Knesebeck Verlag

Das Buch „Auf das Leben!“ (84 Seiten, 28 Euro) ist im Knesebeck-Verlag erschienen.Unter den Leserinnen und Lesern der KirchenZeitung verlosen wir zwei Exemplare. Senden Sie einfach eine E-Mail mit der Angabe Ihres Namens und Ihrer Adresse an kirchenzeitung@einhardverlag.de. Stichwort: "Glück".

Bei mehreren Einsendungen entscheidet das Los. Die Gewinner werden vom Einhard Verlag schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.