Kann man die Bibel in einer aufs Wesentliche reduzierten Bildsprache erzählen? Die Antwort gibt die Ausstellung „Die Bibel in Formen und Farbe“.
Es gibt zur Bibel viele Illustrationen. Das letzte Abendmahl wurde von großen Künstlern in Szene gesetzt, ebenso der Kreuzweg oder die Wiederauferstehung. Oft ist die Bildsprache üppig, für eigene Vorstellungen von den Szenen bleibt da kaum Spielraum. Aber kann man die Bibel nicht auch in eine auf das Wesentliche reduzierte Form der Bildsprache erzählen?
Diese Frage stellte sich die Grafik-Designerin Cornelia Steinfeld. Mit grafischen Elementen bringt sie 30 Bibelstellen aufs Papier. Die Ergebnisse präsentiert die Frauenseelsorge Mönchengladbach in der Ausstellung „Die Bibel in Formen und Farbe“ in der Citykirche.
Das letzte Abendmahl war das erste Motiv, das sie gestaltet habe, sagt Cornelia Steinfeld in Interviews zu ihrer Ausstellung, die schon in anderen Städten präsentiert wurde: Ein graublauer Balken, umrahmt von 13 Punkten. Ein Punkt in der Mitte ist größer als die anderen und weiß, einer ist am Rand des Balkens angeordnet und schwarz. „Allen, denen ich das gezeigt habe, haben direkt erkannt, was es darstellt“, berichtet Steinfeld.
Manche Motive sind eindeutig: Die drei Kreuze stehen für die Kreuzigung, die Dornenkrone auf rotem Grund für die Qual Jesu, die Reihe weißer, immer transparenter werdender Punkte auf himmelblauem Grund für die Himmelfahrt Christi. Bei anderen muss man etwas nachdenken, bis man drauf kommt. Beim Motiv des Brudermords von Kain an Abel zum Beispiel: zwei Kreise, einer weiß, einer schwarz. Ein rotes Dreieck geht von dem schwarzen Kreis aus und durchbohrt den weißen bis in die Mitte.
Insgesamt 30 Bilder sind zu sehen, die mit dieser reduzierten Formensprache im Kopf des Betrachters Bilder erzeugen. Die Ausstellung ist eingebettet in den Kirchenraum der Citykirche, in dem auch noch Spuren der vorangegangenen Ausstellung „Fernordnung“ von Lucas Sünder zu sehen sind, die während der Fastenzeit lief. Die leuchtend orangen Tücher, die Teile des Raumes verhüllten, liegen nun am Boden, zum Beispiel am Fuße des groben Holzkreuzes im Zentrum des Kirchenraums.
Sieben Farben verwendet Steinfeld in ihren puristischen Bildern, die durch die extreme Reduzierung auf das Wesentliche auch eine gewisse Strenge haben. Rot steht für große Emotionen, Blau weist auf Wasser oder Himmel hin, Gelb zeigt das Licht und die Sterne. Braun, Grün, Schwarz und Weiß sind weitere Farben in den Bildern. Ihre Intensität kann variieren. Personen werden als Kreise dargestellt. Dabei symbolisiert die Farbe Weiß Gott, Jesus und das Gute. Die Farbe Schwarz ist das Gegenstück und zeigt die Mörder, Verräter und Peiniger.
Zu jedem Bild gibt es Texte von Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Bereichen der Kirche. Sie interpretieren die biblischen Texte, auf denen die Bilder basieren. Über einen QR-Code sind die Texte abrufbar. Für jene, die das nicht wollen, liegt aber auch ein Exemplar des Begleitbuchs zur Ansicht aus.
Wenn man die Bilder, die in einer geraden Reihe aufgehangen wurden, zusammen mit den Fenstern der Kirche ansieht, fällt auf, warum die Ausstellung so gut in die Citykirche passt, als wäre sie ein Teil des Gotteshauses. Die Farben, die Steinfeld in ihren Bildern verwendet, finden sich auch in den Glasfenstern der Kirche wieder.
Die Ausstellung „Die Bibel in Formen und Farben“ wird noch bis Dienstag, 10. Juni, in der Citykirche Mönchengladbach, Kirchplatz 14, 41061 Mönchengladbach, präsentiert. Geöffnet ist sie dienstags bis samstags, jeweils von 10 bis 18 Uhr.