Auf den Kopf gestellt

Maria 2.0: Mitra-Aktion verleiht Nachdruck

Frauen verschafften sich Gehör für gleiche Würde und Rechte aller. (c) Andrea Thomas
Frauen verschafften sich Gehör für gleiche Würde und Rechte aller.
Datum:
28. Sep. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 39/2021 | Andrea Thomas

Sie wollen die Kirche, ihre Kirche, verändern, damit sie eine Zukunft hat, die Frauen und
Männer der Aktionsgruppe Maria 2.0 Aachen. Sie tun dies immer wieder mit kreativen Aktionen. Zuletzt mit einer überdimensionalen Mitra.

Den Mitra-Inhalt leiteten sie im Anschluss an Bischof Helmut Dieser weiter. Er war zur Aktion verhindert, was die rund 50 Teilnehmenden bedauerten. Gern hätten sie ihm ihre Wünsche und Forderungen persönlich übergeben mit dem Auftrag, sie zur Herbstvollversammlung mit seinen deutschen Bischofskollegen sowie zu den Beratungen zum Synodalen Weg mitzunehmen, dort einzubringen und sich für sie einzusetzen. „Wir leben in der katholischen Kirche in einem Patriarchat, das nur die Bischöfe entmachten und abschaffen können. Deshalb müssen wir uns immer wieder Gehör verschaffen und uns direkt an die Bischofskonferenz wenden“, erklärte Marie-Theres Jung, Vorsitzende der KFD im Bistum Aachen. Maria 2.0 wird hier vom KFD-Diözesanverband und der regionalen
Frauenseelsorge getragen.

Mit der Aktion vor dem Bischofshaus hat Maria 2.0 die Kirche symbolisch auf den Kopf gestellt. Dazu wurde die Mitra als deutliches Zeichen von Hierarchie und Macht umfunktioniert „zu einem Sammelbecken der persönlichen Erfahrungen des Leids mit der katholischen Kirche“. - „Es gibt keine Kirche mehr, in der das alles nicht passiert ist“, macht Annette Jantzen, Frauenseelsorgerin in beiden Aachener Regionen, mit Blick auf den Missbrauch in der Kirche deutlich. Die Solidarität galt so auch allen, die Schlimmes erlebt haben und die entsetzt über die Entscheidung des Vatikans zum Hamburger Bischof Stefan Heße seien.

Die Forderungen sind bekannt: gleiche Würde und Rechte für alle Gläubigen, Zugang zu allen Ämtern, respektvoller Umgang und Transparenz. Eine Kirche, die gerecht, partizipativ, glaubwürdig, bunt, lebensnah, verantwortungsbewusst und relevant ist. Ihre Forderungen und Wünsche lasen die Teilnehmenden laut vor, ehe sie sie in die Mitra warfen. Ein Teilnehmer formulierte frei nach Erich Fried: „Wer will, dass die Kirche bleibt, wie sie ist,
der will nicht, dass sie bleibt.“ Das unterstrichen die Teilnehmer auf laute Weise mit Rasseln, Tröten und zu Trommeln umgewandelten Kochtöpfen wie auch leise im Donnerstagsgebet. Beides habe zusammen eine besondere Kraft, erklärte Annette Jantzen, die zum „Gebet am Donnerstag“ eingeladen hatte. ath