Auf den Geschmack kommen

Zu einer besonderen kulinarischen Bibelaktion luden drei Dürener Gemeinden auf dem Markt ein

Bischof Helmut Dieser nutzte die Aktion „Alte Botschaft – neues Kleid“ nicht nur, um die Mahlzeiten zu verteilen, die nach der  Bibel gekocht wurden, sondern auch, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. (c) Stephan Johnen
Bischof Helmut Dieser nutzte die Aktion „Alte Botschaft – neues Kleid“ nicht nur, um die Mahlzeiten zu verteilen, die nach der Bibel gekocht wurden, sondern auch, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Datum:
4. Apr. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 14/2023 | Stephan Johnen

Unter dem Motto „Alte Botschaft – neues Kleid“ wurde während der Fastenzeit jedes Mal aufs Neue dazu eingeladen, einen Blick auf die Bibel aus anderer Perspektive zu werfen: mal künstlerisch, mal kulinarisch, mal sportlich – und immer sinnstiftend.  Mit himmlisch leckeren Rezepten aus der Bibel präsentierten sich zum Finale die drei Dürener Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) St. Lukas, St. Elisabeth und St. Franziskus auf dem Wochenmarkt. 

Die kulinarische Aktion war Teil der Veranstaltungsreihe „Alte Botschaft – neues Kleid“, die einen neuen Blick auf die Bibel ermöglichen sollte. Unterstützung beim Austeilen der Kostproben gab es auf dem Dürener Marktplatz von Bischof Helmut Dieser und Bürgermeister Frank Peter Ullrich, die auch mit den Besuchern ins Gespräch kamen. „Es sollte eine kleine kuschelige Woche werden“, sagte Gemeindereferentin und Initiatorin Petra Bungarten augenzwinkernd. Doch Pfarrer Hans-Otto von Danwitz (St. Lukas) gab die Anregung, „größer zu denken“: an Erwachsene, an die Kirchenmusik, die anderen GdG (KiZ Nr. 7 vom 19.2.2023).

„Wir wollten möglichst niederschwellige Angebote, die dazu einladen, sich noch einmal mit der Bibel auseinanderzusetzen – oder überhaupt einmal einen Blick hineinzuwerfen“, erklärte Petra Bungarten die breite Palette von Veranstaltungen und Mitmachangeboten. Da Bibel für sie auch immer eine interreligiöse Dimension hat, wurden die Jüdische Gemeinde Aachen und die Fatih-Moschee Düren eingebunden.

Doch wie passen Bibel und Kulinarik zusammen? Es gibt viele Textstellen, an denen sich Hinweise finden, was die Menschen damals gegessen haben. Sei es die verbotene Frucht im Paradies, Jakobs Linsensuppe oder das letzte Abendmahl – die Bibel geht gewissermaßen auch durch den Magen. Wie genau die Gerichte der Heiligen Schrift schmecken, konnten die Marktbesucher bei der Aktion „Kochen mit der Bibel“ ausprobieren. Für das kulinarische Bibel-Erleben hatten die Organisatoren und Helfer in verschiedenen Kochkursen des Katholischen Forums für Erwachsenen- und Familienbildung Düren-Eifel Rezepte aus dem Heiligen Land aus biblischen Zeiten erprobt, gemeinsam gekocht und auch verkostet.

„Das sind Rezepte, die zum Teil heute noch unverändert so in der Region gekocht werden, auf die man zurückgreifen kann“, berichtete Petra Bungarten. Als Wegzehrung für die Passanten wurde auch ein „Bibelkuchen“ mit Trockenfrüchten verteilt, dessen Rezept aus Textstellen der Bibel bestand. Wer den äußerst schmackhaften Kuchen nachbacken möchte, wird die Heilige Schrift konsultieren müssen, um folgende Anweisungen „dekodieren“ zu können: „Die weiche Dtn 32,14a, den Jeremia 17,11 und Richter 14,18a zu einer festschaumigen Creme aufschlagen.“

In die Mitte der Gesellschaft hineingehen

„Wir möchten mit der Aktion zeigen, dass wir da sind, dass wir miteinander ins Gespräch kommen können“, erklärte Ehrenamtlerin Lotte Boddenberg. Ganz bewusst sollte die Fastenzeit anders erlebt werden können, als breites Angebot – auch für den Dialog. „In einer Zeit der Säkularisierung und der Veränderung ist es wichtig, dass wir als Kirche in die Mitte der Gesellschaft hineingehen“, bedankte sich Bischof Helmut Dieser bei allen Beteiligten für die Bereitschaft, viel Kraft und Zeit zu investieren.

Zu lange sei Kirche davon geprägt gewesen, dass es eine „Deckungsgleichheit von Gesellschaft und Mitgliedschaft in einer der beiden Volkskirchen“ gab. Dies sei jedoch nicht mehr selbstverständlich. Bischof Dieser: „Wir müssen neu ansetzen. Bei der Kinder- und Jugendarbeit, in der Sozialarbeit.“

Dass alle Spenden des kulinarischen Bibeltages der Dürener Tafel zugute kommen, sei ein symbolisches Geschenk, das auf einen Grundzug des Glaubens hinweise: „Wo sind eigentlich die Verlierer? Wer steht auf der Schattenseite? Und wer kümmert sich um diese Menschen?“, fragte der Bischof, der die Antwort gleich selbst gab: „Erste Aufgabe aller Christen ist es, Bedürftige zu unterstützen.“

„Ich beteilige mich gerne, um die gute Sache zu unterstützen. Kirche kann sich als Teil der Gesellschaft präsentieren, und wir bieten den Passanten etwas Leckeres an. Das ist eine gute Verbindung“, sagte Dürens Bürgermeister Frank Peter Ullrich, der „Jakobs Linsensuppe“ verteilte, während der Bischof sich mit Bibelkuchen unter die Passanten mischte. Im Anschluss lud Ullrich den Gast ins Rathaus ein, um sich dort in das Goldene Buch der Stadt einzutragen.

Eindrücke von der Kochaktion in der Düerener Innenstadt

4 Bilder