Wie soll man den Kontakt zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen halten? Diese Frage stellen sich die Gemeinden und die Katholische Jugendarbeit im Bistum. Einige GdG haben auf der Suche nach Antworten das Podcast-Format für sich entdeckt. Und stellen fest, dass sie mehr Menschen erreichen als ihre Zielgruppe.
Wer gemeinsam Zeit verbringt, baut eine Bindung auf. Gerade in der Jugendarbeit ist das wichtig. Corona aber hat einige Formate, die sich gezielt an Kinder und Jugendliche richten, unmöglich gemacht. „Für uns stellte sich die Frage, wie wir mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt bleiben“, sagt Maik Vollberg, Jugendbeauftragter der Katholischen Jugendarbeit für die Regionen Mönchengladbach und Heinsberg. Zusammen mit seinem Kollegen Florian Hilgers kam er auf die Idee, einen Podcast aufzusetzen. „Frischer Wind“ haben die beiden ihr Projekt genannt. Der Name passt auf mehreren Ebenen.
„Durch Corona mussten wir ja viele Aktivitäten nach draußen verlegen“, sagt Vollberg. „Wir sind also ständig an der frischen Luft.“ Mit dem Medium Podcast bringt das Duo frischen Wind in die Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen. „Und schließlich geht es darum, nicht alles perfekt machen zu wollen, sondern einfach zu starten und Sachen auszuprobieren“, sagt Vollberg. Die ersten beiden Folgen sind bereits online. Die Zuhörenden werden Zeuge, wie hier zwei Neu-Moderatoren gerade ein Medium entdecken, dass ihnen hörbar viel Spaß macht. In der ersten Folge klingen die beiden noch etwas zurückhaltend und unsicher. In der zweiten merkt man schon, wohin die Reise geht: Das Duo hat einen Gast zum Interview eingeladen, der über sich und seine Arbeit plaudern soll. Alle klingen entspannt, und es wird viel gelacht.
Locker und heiter ernsthafte Inhalte rüberzubringen, haben sich Maik Vollberg und Florian Hilgers vorgenommen. „Auf diese Weise möchten wir Leute vorstellen, die in der Jugendarbeit tätig sind“, sagt Vollberg. Wer über sich und sein Engagement berichten möchte, ist herzlich willkommen. Um sich bekannt zu machen und das Eis zu brechen, setzen Vollberg und Hilgers in den ersten Folgen auf Hauptamtliche und Ehrenamtliche aus dem engeren Umfeld. Ein 19-Jähriger, der sie jahrelang bei der Organisation der Jugendcamps unterstützt hat, zum Beispiel. „Der nimmt auch an den Rad-Aktionen von Erkelenz nach Aachen oder Köln teil“, sagt Vollberg. Was ist er für ein Mensch? Warum engagiert er sich? Was hat er für Ziele? Was war für ihn eine prägende Erfahrung? „Wir wollen unsere Gäste erzählen lassen und so zeigen, wer alles in der Jugendarbeit aktiv ist“, sagt Vollberg. „Wir haben auch dazu aufgerufen, dass sich Leute gerne bei uns melden können.“
Jugendliche und junge Erwachsene sind auch die Zielgruppe des Podcasts von Niclas Delheid. Der 32-Jährige macht gerade die Ausbildung zum Pastoralreferenten in der GdG Willich. Die Ausbildung beinhaltet mit der Gemeinde und mit Schule zwei Bereiche. „Da ich ausgebildeter Lehrer bin, war dieser Bereich frei“, sagt Delheid. Er suchte ein neues Tätigkeitsfeld. Das Bistum Aachen stellte den Kontakt zur Netzwerkkirche der Pfarrei St. Marien Pesch (GdG Korschenbroich) her. „Es gibt viele Menschen, die in der Peripherie zu Kirche leben: Sie lassen ihre Kinder taufen, sie heiraten kirchlich oder kommen zum Weihnachtsgottesdienst“, sagt Delheid. „Aber sie reden nicht über ‚meine‘ Kirche sondern über ‚die‘ Kirche.“ Mit seinem Podcast hofft er, diese Menschen zu erreichen.
Auf dem Youtube-Kanal „Präsent“ der Netzwerkkirche sendet er seit Januar den Podcast aus. Im August begann er mit den Vorbereitungen für den ersten Clip. Sogar ein paar Stunden bei einem Sprachtrainer hat er genommen, um ein paar Tricks zu lernen. „Aber man hört, dass ich Aachener bin“, sagt er. Auch die Videos erfolgreicher Youtuber hat er sich aufmerksam angeschaut, um von den Großen des Fachs zu lernen. „Die guten machen das sehr persönlich“, ist ihm aufgefallen. Also hat er ein bisschen rumprobiert, wie er seine Themen aufbereitet.
Maximal fünf Minuten sind seine Clips lang, in denen er über das Feiern, den Körper, über Wunder, Talente oder Urlaub spricht. Auch hier kann man dabei zusehen, wie Delheid immer lockerer wird, offener redet und in den Videos gezielt Requisiten einsetzt: Mal ist es ein Bild von einer Stadt, mal eine Zeitung oder ein
Zylinder zu Karneval. Weil die Videos nicht zum Selbstzweck produziert werden, macht Delheid zu jedem Thema noch einen Clip mit einer themenbezogenen Aufgabe. Überrascht hat Delheid der Aufwand, der hinter jeder einzelnen Folge steckt. „Ich schreibe, nehme auf, schneide und bearbeite. Das nimmt mindestens zwei Tage pro Folge in Anspruch“, rechnet er zusammen.
Ein Punkt, der auch Kaplan Philipp Schmitz überrascht hat. In der Pfarrei Christkönig Erkelenz setzt er das Format Podcast für die Firmvorbereitung ein. „In jeder Folge stelle ich eine Aufgabe an die Firmlinge“, sagt er. Zum Thema Schöpfung sollen sie zum Beispiel ihre Gedanken dazu in einem Bild ausdrücken und darstellen, was der Mensch daraus gemacht hat. In einem Video-Call wird anschließend über die Ergebnisse, die Überlegungen und Fragen der Jugendlichen zu dem Thema diskutiert.
„Die Jugendlichen haben viele Fragen. Allein daraus habe ich schon eine Folge gemacht, in der sie beantwortet werden“, stellt Schmitz fest. Auch, dass sich sein Publikum mittlerweile nicht mehr nur auf die Firmlinge beschränkt, freut ihn. „Mit dem Format können wir weit mehr Menschen erreichen“, sagt Schmitz. „Es ist eine Chance, nochmal ein anderes Bild von Kirche zu zeigen.“ Und dass sich seine Firmlinge sogar darüber freuen, dass die Firmung nicht einfach verschoben wird, sondern auf diese Weise eine Vorbereitung stattfindet, motiviert ihn gleich für die nächste Folge.