Greta Thunberg, Merle Tennie, Elias Heckt – es gibt einen Namen, der weltweit für Fridays for Future steht, aber unzählige junge Menschen, die durch ihr Engagement auf dem ganzen Planeten den Klimaschutz vorantragen.
Auch im Bistum Aachen halten Jugendliche Schilder hoch. Sätze wie „Kraftwerke schwefeln, Politiker schwafeln und der Wald stirbt“, „Opa sah noch Bäume“ oder „Ihr seid alt, wir wollen alt werden“ prangen in großen Lettern auf den Pappkartons und zeigen einen beeindruckenden Aktionismus, der die Politik auffordert, wirtschaftliche Belange zurück und wissenschaftliche Erkenntnisse in den Fokus zu stellen. Warum auf eine Zukunft bauen, die aufgrund der Klimakrise bald nicht mehr existiert, fragen die Jugendlichen. Während bei der „Climate Action Summit“ der UN alle wichtigen politischen Funktionäre zusammenkommen, zeigen sich die Stimmen von Fridays for Future in ganzer Kraft: Eine Woche lang demonstrieren junge Menschen unter dem Stichwort „#Week4Climate“ im Bistum und auf der ganzen Welt.
„Es ist zwar ziemlich egoistisch, aber ein 60-Jähriger hat Recht, wenn er sagt, dass es ihm egal sein kann, wie die Welt in 50 Jahren aussieht. Mit 17 Jahren kann ich das nicht sagen: Denn ich werde auf dieser Welt leben, deswegen engagiere ich mich bei Fridays for Future. Damit begonnen habe ich im Januar. Damals gab es hier in Viersen noch keine Ortsgruppe, deswegen habe ich mich in Düsseldorf angeschlossen. Klima- und Umweltschutz waren schon immer Themen für mich, aber in Organisationen wie Greenpeace fand ich nicht den Aktionismus, den ich mir wünschte. Bei Fridays for future ist das anders: Egal, welche Fußballmannschaft wir mögen, welches Hobby wir haben, ob wir uns ähneln oder total unterschiedlich sind, wir stehen für die gleichen Werte auf der Straße. Daraus entwickelt sich eine Dynamik, die ich als Einzelperson unmöglich erreichen kann. Wir gemeinsam befinden uns im Aufbruch.
Wir haben das Gefühl, dass wir die Welt verändern können. Und wir alle möchten die Politik aufrütteln, sich endlich an der Wissenschaft zu orientieren und endlich etwas zu ändern. Außerdem möchten wir den kleinen Mann erreichen, denn was bringt es, wenn sich die Politik ändert, das in der Bevölkerung aber nicht getragen wird? Für mich sind Menschen, die sich nicht bewegen, einfach nur bequem. Der Anfang beginnt doch schon im Kleinen: Es ist nicht schwer, statt des Autos die Bahn oder das Fahrrad zu nehmen. Es ist nicht umständlich, einen Stoffbeutel mit in den Supermarkt zu nehmen und auf die Plastiktüte zu verzichten. Es ist einfach, statt Einwegflaschen zu Glasflaschen zu greifen. Das kann jeder. Und das sollte jeder tun. Ich möchte auch, dass mehr Gruppierungen ihre Stimme erheben. In meiner Gemeinde erlebe ich, dass die Pfarrer sehr offen sind und sich einsetzen, aber auch die Kirche im Gesamten sollte sich doch positionieren: Was kann der Kirche wichtiger sein, als die Schöpfung zu bewahren? Wir leben hier auf unserem Planeten, wir können nirgendwo anders leben, wenn dieser Planet zerstört ist. Geht einfach mal zu einer Demonstration und fangt an, denn: There is no planet B.“
Bischöfliches Albertus-Magnus-Gymnasium in Viersen-Dülken, 17
„Das Haus brennt, aber die Politik diskutiert darüber, dass das Löschwasser zu teuer sei. Das ist die Situation, in der sich die Welt gerade befindet, und deswegen gehe ich im Rahmen von Fridays for Future auf die Straße. Freunde haben mich zu meiner ersten Demonstration in Aachen vor rund vier Monaten mitgenommen, seitdem mobilisiere ich meinen Freundeskreis. Wir nehmen nicht nur an Demonstrationen teil, sondern wir informieren Passanten und organisieren auch andere Aktionen, um auf unsere Themen aufmerksam zu machen. Wir möchten, dass sich die Politik klarmacht, dass es auf die Fakten und nicht auf das Portemonnaie ankommt. Das zeigen die wissenschaftlichen Entwicklungen doch schon seit Langem: Sie beweisen uns, dass wir handeln müssen, und eigentlich sollte das auch die Politik schon begriffen haben, sie reagiert aber nicht. Immer wieder werden wirtschaftliche Gründe vorgeschoben, um sich zurückzulehnen und nicht zu handeln. Immer wieder wird gesagt, dass Deutschland schon etwas tut, aber das ist nicht so.
Schon die einfachsten Möglichkeiten werden in unserem Land ausgelassen, um sich für das Klima zu engagieren. Wir stellen uns da mit Ländern wie den USA in eine Reihe, denn vielleicht investieren wir ins Ausland, vor der eigenen Türe aber kehren wir nicht. Am Ende bleibt Deutschland sitzen, bis es zu spät ist. Ich finde aber, dass jeder die Verpflichtung hat, sich zu engagieren, denn wir alle sind vom Klimawandel betroffen. Jeder, der das nicht tut, wird von reinem Egoismus geleitet. Ich wünsche mir auch, dass Institutionen wie die Kirche reagieren: Es gibt so viele kirchliche Bauten, die in miserablen Zuständen sind. Energie, die hier eingesetzt wird, fließt direkt wieder raus, denn die Gebäude sind schlecht gedämmt und isoliert. Es wäre ein tolles Zeichen, wenn hier Initiative gezeigt wird und Institutionen als Vorreiter Position beziehen. Das ist Aktivismus.“
Christliche Arbeiterjugend Aachen, 16 Jahre