Anpassungsfähig

1488 klingende Pfeifen werden für den Einsatz in St. Martin einzeln angepasst und sprechend gemacht. Orgelweihe in Schmidtheim.

Friedbert Weimbs und Markus Moutschen bei den letzten Tests. (c) Stephan Johnen
Friedbert Weimbs und Markus Moutschen bei den letzten Tests.
Datum:
24. Sept. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 27/2025 |Stephan Johnen

Plötzlicher Regen nach ungezählten Tagen des Sonnenscheins, die Kirchentüre geht andauernd auf und zu, im Inneren wie im Äußeren der Kirche St. Martin ändern sich die klimatischen Verhältnisse.

 Das lässt auch die Königin der Instrumente nicht kalt, die an diesem Tag im Mittelpunkt des Geschehens steht. Die neue Orgel sieht zwar so aus, als wäre sie exakt für diese Kirche gebaut worden, und passt sich hervorragend in das Gesamtbild ein, doch was Lautstärke und Klangfarbe betrifft, war sie ursprünglich für einen anderen Aufstellungsort konzipiert. Kurz vor der Weihe der Orgel klettert Orgelbaugeselle Markus Moutschen daher unter den wachsamen Augen (und gespitzten Ohren) von Orgelbaumeister und Chefintonateur Friedbert Weimbs lieber noch einmal in die „Eingeweide“ des Instruments und nimmt final feine Abstimmungen am Orgelwerk vor.

Final? „Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder mal hier sein“, kündigt Orgelbaumeister Friedbert Weimbs augenzwinkernd an. „Es dauert ein bis zwei Jahre, ehe sie sich mit dem Raum angefreundet hat“, schätzt er. Jedes Detail, vom Fußboden über die Fenster bis zu den Luftströmen im Innenraum der Kirche, habe einen Einfluss auf die Orgel, deren Materialien schlichtweg arbeiten. Ein völlig normaler Prozess, schließlich ist die „neue“ Orgel von St. Martin in Dahlem-Schmidtheim die „alte“ Orgel der Kirche St. Rochus in Stolberg-Zweifall. Dort stand das Instrument auf einer Empore – und blieb zum Glück, anders als große Teile der Kirche, von der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 verschont.

Die „neue“ Orgel wurde 1981 erstmals in Zweifall gespielt. (c) Stephan Johnen
Die „neue“ Orgel wurde 1981 erstmals in Zweifall gespielt.

1488 klingende Pfeifen mussten einzeln angepasst werden, damit die Klangfarbe zu St. Martin passt. „Am Anfang war der Klang sehr hart – und es flogen uns fast die Ohren weg“, blickt Kantorin Christina Kothen augenzwinkernd auf das erste Testspiel zurück. Osterdienstag wurde mit den Arbeiten begonnen, nun begrüßte Pfarrer Andreas Züll neben der Gemeinde auch Regionalvikar Pater Wieslaw Kaczor SDS, der die Weihe der neuen Orgel übernahm.

Der Kirchenvorstand von Schmidtheim beschäftigte sich bereits seit mehreren Jahren mit dem Austausch der dringend sanierungsbedürftigen Orgel, die als Provisorium 1995 gebraucht angeschafft worden war und wiederum eine seit 1967 eingesetzte elektronische Orgel ersetzte. „Hier musste dringend etwas passieren“, berichtet Pfarrer Andreas Züll, schließlich ist St. Martin seit dem Kirchenumbau Mitte der 1960er-Jahre die größte Kirche im heutigen Pastoralen Raum.

 

Pfarrer Andreas Züll (l.) und Regionalvikar Pater Wieslaw Kaczor. (c) Stephan Johnen
Pfarrer Andreas Züll (l.) und Regionalvikar Pater Wieslaw Kaczor.

Als vom Orgelsachverständigen des Bistums der Hinweis kam, dass die Kirchengemeinde St. Rochus in Zweifall ihre Kirche verkleinern wolle und aus diesem Grund die 1981 von der Firma Stockmann in Werl gebaute Orgel verkaufen möchte, wurden die Schmidtheimer aktiv. Der Kaufvertrag wurde im März abgeschlossen, mit dem Ab- und Aufbau wurde die Weimbs Orgelbau GmbH aus Hellenthal beauftragt, die zugleich eine Modernisierung der Elektronik übernahm.

„Eigentlich wurde die Orgel für Schmidtheim gebaut. Sie ist aus dem gleichen Holz wie unsere Kirchenbänke und passt hervorragend zu den Spitzbögen“, freut sich Andreas Züll, dass mit Ab- und Aufbau alles gut geklappt hat. Ein zusätzlich eingebauter Zimbelstern ist das i-Tüpfelchen, das nicht nur das Instrument, sondern auch die Suche nach einer Orgel krönt. Das neue Instrument soll nicht nur bei Gottesdiensten, sondern auch bei Konzerten und meditativen Anlässen erklingen und den Kirchenraum für Generationen mit wunderbaren Klängen erfüllen.