Youngcaritas ist die Jugendorganisation der Caritasverbände. Sie versteht sich als Plattform für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich projektbezogen ehrenamtlich engagieren wollen. Im Bistum Aachen gibt es zurzeit vier Standorte. Mönchengladbach hat gerade die Arbeit aufgenommen. Die Koordinierenden berichten.
Zwei Eigenschaften kann man der heutigen Jugendgeneration wirklich nicht absprechen: ihr politisches Bewusstsein und ihr Engagement. Das stellen die 14- bis 25-Jährigen vielfach unter Beweis. Tausende gehen für einen Wandel in der Klimapolitik bei „Fridays for Future“-Demos auf die Straße, sie diskutieren mit Politikern und Wissenschaftlern. Hunderte Mädchen und Jungen packen bei Veranstaltungen wie der 72-Stunden-Aktion der Pfadfinder an. „Jugendliche wollen sich engagieren“, ist die Erfahrung von Noah Zachowski. „Aber sie haben oft nicht so viel Zeit, um regelmäßig was zu machen. Sie engagieren sich lieber projektbezogen.“ Hier setzt youngcaritas an.
„Wir möchten Jugendliche, die sich engagieren wollen, mit Projekten zusammenbringen“, fasst es Annika Bettag in einem Satz zusammen. Seit Juni sind Bettag und Zachowski die Koordinatoren von youngcaritas in Mönchengladbach. Einen ersten Erfolg kann das Duo bereits verbuchen: Mit der Begrünung des Dachs der Caritasverwaltung in der Gladbacher Innenstadt ist das erste Projekt erfolgreich abgeschlossen worden. Derzeit knüpfen die beiden 21-Jährigen Kontakte zu Schulen in Mönchengladbach, um sich dort den Jugendlichen vorzustellen.
Wie die Projekte aussehen, bestimmen die Jugendlichen selbst. Im Alltag geht es nicht immer um die großen Veränderungen. Oft fallen in der direkten Umgebung Dinge auf, die man verbessern könnte. Zum Beispiel, dass man aus dem vernachlässigten Grünstreifen mitten in der Stadt einen öffentlichen Garten machen könnte. Oder dass man einen Spielplatz säubert, einen Treffpunkt renoviert, für alte Menschen die Einkäufe erledigt, für Obdachlose Lebensmittelspenden sammelt oder Flüchtlingskindern Nachhilfe gibt. Allein kann man wenig ausrichten, mit anderen zusammen aber die Welt zumindest ein bisschen verändern: Diese Erkenntnis ist die Grundlage für die Arbeit von youngcaritas.
Deutschlandweit hat die Plattform 70 Standorte, davon sind vier im Bistum Aachen. Wie vielfältig die sozialen Projekte sind, zeigt das Beispiel Krefeld: In einem Upcycling-Projekt wurden gebrauchte Handys gesammelt und aus alter Kleidung Taschen gemacht, mit jugendlichen Flüchtlingen wurde ein Film über deren Leben gedreht – ihre Erzählungen sind mit Bildern aus einem Malkurs, an dem sie teilgenommen haben, unterlegt. Der Film ist im Internet abrufbar.
In Mönchengladbach fängt youngcaritas ganz von vorne an. „Am Anfang mussten wir uns erst mal ein Bild machen, was möglich ist und wo wir hinwollen“, sagt Noah Zachowski. Der Student der Sozialwissenschaften ist sechs Stunden pro Woche für youngcaritas vor Ort aktiv. Annika Bettag absolviert bei der Caritas den Praxisteil ihres dualen Studiums der sozialen Arbeit. Ihr Engagement für youngcaritas ist Teil davon. Die beiden glauben, dass es in Mönchengladbach sehr viel Potenzial gibt. „Viele Jugendliche möchten sich engagieren, wissen aber nicht wie und wo“, sagt Zachowski. Das wollen sie ändern.
So soll es funktionieren: Mädchen und Jungen, die eine Projektidee haben, können sich bei den beiden melden, wenn sie Hilfe bei der Umsetzung brauchen. „Wir schauen dann, ob wir Materialien zur Verfügung stellen können oder Kontakte zu Unterstützern herstellen können“, erklärt Bettag. Wer mitmachen möchte, kann selbst bestimmen, inwieweit man sich einbringen will und wieviel Zeit investiert werden kann. Wichtig: „Wir geben keine Projekte vor, sondern unterstützen nur bei der Umsetzung von Ideen, die an uns herangetragen werden“, betont Bettag.
Dabei müssen Jugendliche gar nicht von selbst auf die Idee kommen, dass sie etwas für die Gesellschaft tun wollen. Auch Lehrer können sie im Rahmen des Unterrichts darauf bringen. Schulprojekte sind für Mädchen und Jungen ein guter Einstieg in ein Ehrenamt. „Wer sich selbst ein Projekt sucht und das mit Freunden macht, hat mehr Spaß daran“, weiß Zachowski aus eigener Erfahrung. „Man muss für eine Sache brennen, dann macht man sie gerne.“
Er selbst lebt das gerade bei seinem Engagement für youngcaritas. Er weiß, wovon er redet. Als 21-Jähriger gehört er selbst zur Zielgruppe: „Wichtig ist, dass die Jugendlichen dahinterstehen und man ihnen nicht sagt, was sie machen sollen.“ Verschiedene Projekte sind eine Möglichkeit herauszufinden, was einem liege. Manche können gut auf Obdachlose zugehen, andere fasziniert Technik, der dritte mag es, sich in einem Garten durch die Erde zu wühlen. Gerade bei den Jüngeren sieht Annika Bettag das Bedürfnis, die Welt mitzugestalten.
„Als ich zur Schule ging, wurde viel über die geschichtlichen Entwicklungen gesprochen“, erinnert sie sich. „Bei meiner 14-jährigen Cousine geht es mehr um die Zukunft. Die haben mehr Diskussionsbedarf als wir.“ Die jungen Erwachsenen beschreiben ihr Lebensgefühl nicht mehr als so unbeschwert wie das ihrer Elterngeneration im selben Alter. Es sei eine Mischung aus Sorge und hoffnungsvoller Zukunftserwartung. „Wir denken, es ist sinnvoll, sich zu engagieren“, sagt Zachowski. Die Diskussionsfreude helfe sehr, sagt Bettag. „Die Erfahrung, dass ihnen zugehört wird, ermutigt Jugendliche, etwas zu verändern.“
Gegründet wurde youngcaritas 2013 als Projekt. Seit 2017 ist die Organisation deutschlandweit an 70 Standorten vertreten.
Bistum Aachen Derzeit gibt es vier Standorte im Bistum Aachen: Krefeld, Eifel, Aachen und Mönchengladbach
Infos zur Geschichte, Projekten und Kontaktdaten sind im Internet unter www.youngcaritas.de abrufbar.
Kontakt zu den örtlichen Koordinatorinnen ist über den jeweiligen Caritasverband möglich.