Religionskurs der Gesamtschule Mechernich beschäftigt sich mit einem ethisch und medizinisch spannenden Thema
Hand aufs Herz: Wann haben Sie sich das letzte Mal mit dem Thema Organspendeausweis und Organspende beschäftigt? Diese ethisch und medizinisch spannende Materie stand im Mittelpunkt des Religionskurses der Einführungsphase in die gymnasiale Oberstufe an der städtischen Gesamtschule Mechernich mit Religionslehrerin Eva Bruns. „Ziel der Veranstaltung war es, das Bewusstsein der Teilnehmer für die Bedeutung der Organspende zu schärfen und über die ethischen Fragestellungen sowie die entscheidenden Prozesse rund um dieses wichtige Thema aufzuklären“, heißt es aus der Schule.
In Deutschland warten derzeit rund 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan, die meisten auf eine Niere, berichteten zwei Schülerinnen zu Beginn der Stunde über die von ihnen gesammelten Fakten. Dem standen lediglich rund 900 Organspender und -spenderinnen gegenüber. Nur 26 Prozent der Bevölkerung haben ihre grundsätzliche Bereitschaft in einem Organspendeausweis dokumentiert. Die Krankenkassen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Mitglieder ab dem 16. Lebensjahr über das Thema aufzuklären. Dennoch sei eine persönliche Auseinandersetzung mit der Frage unerlässlich, betonten die Moderatoren der Veranstaltung: Auch, um im Ernstfall den Angehörigen eine schwere Entscheidung zu ersparen.
Eine Filmdokumentation mit dem Titel „Organ gebraucht. Der tägliche Kampf ums Überleben“ zeigte den Teilnehmern den Ablauf einer Organspende. Dabei wurde ein Fall begleitet, in dem eine Frau mit schweren Hirnschäden ins Krankenhaus eingeliefert wird. Nach der Feststellung des Hirntods wird die Familie über die Möglichkeit einer Organspende informiert. Mit Zustimmung der Angehörigen wird der gesamte Prozess der Organspende koordiniert – von der Identifikation potenzieller Spender bis hin zur Verteilung der Organe. Dieser Ablauf erfordert einen ethischen Umgang und höchste Präzision. Die Organspende stellt immer eine große logistische Herausforderung dar.
Dr. Dirk Schedler, Transplantationsbeauftragter der Uniklinik Köln, stellte sich in einer offenen Fragerunde den wissenschaftlichen und medizinischen Aspekten. Er erklärte, dass Organe nicht automatisch für jeden Empfänger geeignet seien. Faktoren wie Gewebe, Blutgruppe und Antikörper spielten eine entscheidende Rolle. Zudem seien die Dringlichkeit und das Alter der potenziellen Empfänger wichtige Kriterien. Schedler berichtete auch, wie herausfordernd es sei, mit den häufig unter Schock stehenden Angehörigen der Spender zu kommunizieren. Einfühlungsvermögen und klare Kommunikation seien entscheidend.
Ein weiteres Thema der Veranstaltung war die ethische Frage nach einer Widerspruchslösung, die besagt, dass Menschen automatisch als Organspender gelten, es sei denn, sie widersprechen aktiv. Dirk Schedler erklärte, dass eine solche Regelung potenziell zu höheren Spenderzahlen führen könnte, jedoch nicht zwingend. Sie könnte jedoch den Angehörigen in einer emotional sehr belastenden Situation eine wichtige Entscheidung abnehmen.
Zum Abschluss der Veranstaltung erklärte Religionslehrerin Eva Bruns die Bedeutung eines Organspendeausweises. Sie zeigte, wie einfach es ist, eine Entscheidung zu treffen und diese zu dokumentieren. Es sei dabei weniger wichtig, sich für oder gegen eine Organspende zu entscheiden, als vielmehr, eine klare Entscheidung zu treffen, die den Angehörigen im Ernstfall eine schwere Last abnehme. (pp)