Sie steht für Ruhe, für Gespräche und zufällige Begegnungen, sie ist gut gegen Erschöpfung und Einsamkeit. Eine Bank kann zufällig auf dem Weg liegen oder auch ein Stammplatz sein bei der täglichen Spazierrunde. Wenn es eine Kirchenbank ist, kann man auf ihr auch Gott treffen – wenigstens im übertragenen Sinne. Zum Platznehmen sind Gäste auf dem Dürener Weihnachtsmarkt eingeladen.
Eine Kirchenbank auf dem Weihnachtsmarkt? Ver*rückt! Genau das ist das Prinzip, dem sich Engagierte aus dem Regionalen Caritasverband Düren-Jülich, der GdGs St. Franziskus und St. Lukas Düren verschrieben haben: Die „Kirche an die frische Luft“ ist die Devise, und so sind die sieben Frauen und drei Männer stadtweit unterwegs. Die mobile Kirchenbank aus St. Lukas ist ein altes Möbel, ein Geschenk aus der Region Heinsberg, das Platz schaffen soll zwischen den Menschen, Kirche und Glauben in einer Zeit, in der der sonntägliche Gottesdienst bei vielen Menschen an Bedeutung verloren hat. Eine Entwicklung, so die Initiatoren, die schon lange andauere und sich mit Beginn der Corona-Epidemie noch verstärkt habe. Darum bewegt sich in diesen Aktionen die Kirche auf die Menschen zu. Margit Umbach, Caritas-Gemeindesozialarbeiterin sprudelt über, wenn sie von den Begegnungen erzählt, die sie in den vergangenen Wochen erlebt hat: von einem Passanten, der aus zwei Worten mit einem Musiker in kurzer Zeit ein Lied schrieb, oder von der Sterbenskranken, die voller Freude in gebrochenem Deutsch sagte: „Das sein Angebot, das hat die Seele gefüllt.“ Bewegend, berührend, inspirierend kann diese Kirchenbank sein.
„Ich glaube, die Zukunft von Kirche liegt darin, dass es viele kleine Initiativen gibt, die sich miteinander verbünden und zeigen, dass wir in der Mitte der Gesellschaft sind. Wir haben eine Mission, ohne die Menschen zu missionieren. Wir gehen raus und bieten an: Kommt mit allem, was ihr habt, und wir sind da mit dem, was wir bieten können – und wenn es nur ein schöner Moment ist“, sagt Margit Umbach. Und der soll jetzt auch am ersten Dezember-Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt in Düren geboten werden. Zu diesem Anlass bringt das Kirchenbank-Team das Christkind mit, das goldenen Segen für die Menschen spendet. „Etwas kitschig, aber das gehört zu Weihnachten dazu“, meint Umbach. Damit der Segen „von oben“ kommen kann, steigt Artistin und Künstlerin Rachel Ganser auf 2,70 Meter hohe Stelzen. Die Idee dahinter: „Du bekommst den Segen und wirst in gewissem Sinne mit diesem Weihnachtsfest auch noch einmal neu geboren, wie dieses Kind, das in der Krippe ist.“ Als Zugabe gibt es eine kleine Impulskarte für Goldmädchen und -jungen mit einem Bibeltext frei nach Matthäus 2,10-11, der endet: „Sie fühlten sich nach dieser Begegnung reich beschenkt und wie neu geboren.“ Das wünschen sich die Akteure der „ver*rückten Kirchenbank“ und doch noch etwas mehr: „Wir teilen unentwegt in den sozialen Medien Nachrichten – den Segen können wir auch teilen“, fordert Margit Umbach auf. Wer dabei sein möchte, findet sich am Freitag zwischen 17.30 und 19.30 Uhr am Annaplatz ein. Am Samstag, 4. Dezember, werden von 14 bis 16 Uhr Gedichte zum Advent, Glühwein und Gespräche geboten.
Pläne für die Zukunft gibt es ebenfalls. In der Region Düren dürfen Neugierige ab Jahresanfang gespannt sein auf Begegnungen etwa in Niederzier oder im Friedwald von Merode, am Stadtcenter Düren oder auf einem Spielplatz. „Die Kirchenbank ist an unzähligen Settings denkbar“, strahlt Margit Umbach und zählt dann ganz wie in einem Beipackzettel für gute Medizin auf: „Wir sind erwartungsfrei und eine multiple Projektionsfläche für das, was auf uns zukommt – nicht verbunden mit der Erwartung, dass wir die Kirche neu erfinden. Eher auf den alten Spuren der Wanderprediger.“
Aktuelle Termine immerunter www.verrueckt-kirchenbank.de