Am Ende da sein

Ilona Schmitz ist Hospizbegleiterin

Hospizbegleiterin_Schmitz1 (c) Stephan Johnen
Hospizbegleiterin_Schmitz1
Datum:
7. Nov. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 45/2023 | Stephan Johnen

Ilona Schmitz weiß, dass mitten in der Nacht das Telefon klingeln kann. Und gestorben wird ganz oft in der Nacht. 

 

Wenn ein solcher Anruf kommt, macht sich Ilona Schmitz auf den Weg. „Die größte Angst der Menschen sind nicht Schmerzen. Sie haben Angst vor dem Alleinsein“, sagt sie. Die Dürenerin ist ehrenamtliche Hospizbegleiterin, sie begleitet Menschen und deren Angehörige auf der letzten Wegstrecke des Lebens, bis zum Tod.

Als sie die 100 Stunden umfassende Schulung bei der Hospizbewegung Düren-Jülich begann, haben manche an der Wahl ihres Ehrenamts gezweifelt. „Du gehst in den Ruhestand und ziehst dir so ein Thema ran?“, wurde sie einmal ungläubig gefragt. Ilona Schmitz antwortete ganz ruhig: „Leben und Sterben gehören zusammen. Das ganze Leben ist ein Kreislauf – und das Ende wird kommen. Wir können alle nicht weglaufen, auch verdrängen hilft nicht.“ Sie habe schon einiges an Krankheit und Sterben im Leben gesehen – und auch erlebt, wie wichtig es ist, dass jemand da ist. Für einen sterbenskranken Menschen ebenso wie für dessen Familie.

Ilona Schmitz hat sich dazu entschlossen, diesen Menschen ein Stück ihrer Zeit zu schenken. „Ich habe ein gutes Leben gehabt und viel geschenkt bekommen. Nun möchte ich etwas ans Leben zurückgeben. Wenn jeder das für den anderen täte, was er selbst gerne hätte, wäre die Welt ein besserer Ort“, ist sie überzeugt. Selbst hat sie keine Furcht vor dem Tod und dem Sterbeprozess. Auch habe sie keine Berührungsängste, in eine Familie zu kommen, zu Menschen, die sie nicht kennt, die aber um Hilfe gebeten haben. „Zur Kontaktaufnahme gehört immer ein Gespräch, denn wir begleiten nicht nur die todkranken Menschen, sondern auch die Angehörigen“, erklärt Ilona Schmitz. Wer selbst einmal einen Sterbenskranken gepflegt habe, wisse, wie anstrengend dieser letzte Weg ist – mental und körperlich. „Ich hoffe, dass noch mehr Menschen die Scheu davor verlieren, sich Hilfe zu holen, wenn sie Hilfe brauchen“, sagt Ilona Schmitz.