Altar für die Maienkönigin

St. Kornelius Rödingen pflegt eine besondere Marientradition jenseits aller modischen Strömungen

Hunderte Blumen schmücken den Marienaltar in Rödingen. (c) Günter Jagodzinska
Hunderte Blumen schmücken den Marienaltar in Rödingen.
Datum:
14. Mai 2019
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 19/2019 | Günter Jagodzinska

Sind Maialtäre heutzutage noch zeitgemäß? Auf diese häufig gestellte Frage haben gläubige Katholiken eine relativ einfache und deshalb umso überzeugendere Antwort: „Die Verehrung der Gottesmutter Maria, ganz besonders im Mai, ist zeitlos und unterliegt keinen modischen Strömungen.“

Aus dieser Überzeugung heraus ist auch in der Rödinger Pfarrkirche St. Kornelius zum 1. Mai ein beeindruckender Maialtar errichtet worden. Verantwortlich für das würdige Arrangement ist seit vielen Jahren Josef Porta mit seinem bewährten Team. Für die diesjährigen Maiandachten hat man hier einen Leitsatz aus der Lauretanischen Litanei entliehen: „Maria – du Königin aller Heiligen, bitte für uns.“ Verschiedene Quellen berichten übereinstimmend, dass diese Art der Marienverehrung erstmals 1784 vom Kamillianer-Orden in der italienischen Stadt Ferrara gefeiert wurde. In Deutschland findet sich der Ursprung 1841 im Kloster St. Gabriel der „Schwestern vom Guten Hirten“ in der Nähe von München.

Bevor nahezu alle deutschen Diözesen bald dem Beispiel der Ordensschwestern folgten, gab es zunächst seitens der Offizialate eine ablehnende Haltung gegenüber dem profanen Treiben der Junggesellen, die sich in Maigesellschaften zusammengeschlossen hatten und Maifeiern mit gläubigem Hintergrund organisierten. Als die Kirchenmänner jedoch feststellten, wie positiv der Brauch von der Bevölkerung aufgenommen wurde, machte man mit der Umwandlung des Begriffs Maifeier in Marienfeier dieser Andachtsform den Weg frei in die Gotteshäuser. Auch in vielen privaten Haushalten fanden liebevoll hergerichtete Maialtäre ihren Platz.

Dass der Mai zum Marienmonat gewählt wurde, wird mit dem Erwachen neuen Lebens im Frühling und der schier unerschöpflichen Blütenpracht, die neues Leben verheißt, in Verbindung gebracht. Für eine feierlich-würdige Atmosphäre der zum Auftakt allen Familien gewidmeten Andacht am Maifeiertag sorgten in St. Kornelius Kirchenchor, Solistin, Organist und Lektoren, die in Lied- und Textform die Gottesmutter „Maria Maienkönigin“ würdigten und um Beistand baten. Lektorin Simone Porta vermittelte ein Marienbild der Gottesmutter als starke Frau, die ihre Berufung vollkommen und bedingungslos angenommen hat. Zwischen den Zeilen konnte der aufmerksame Zuhörer zweifellos einen Appell vernehmen, der Stellung der Frau in der Amtskirche von heute mehr Gewicht zu geben. Stellvertretend für die Aufarbeitung aktueller Themen und Fragen, mit denen sich viele andere katholische Gemeinden mit Maialtären in ihren Andachten befassen, kann die Ansprache des Priesteramtskandidaten Nico Jülich angeführt werden. So kritisierte er am Beispiel von Kakaoplantagen in Ghana und der Elfenbeinküste das Verhalten gieriger Gesellschaften und Unternehmen, die sich mittels Kinderarbeit, Ausbeutung und Erniedrigung bereicherten. Sich für die Opfer krimineller skrupelloser Machenschaften einzusetzen, auch das sei Bestandteil von (Mai-)Andachten. Im Mai ist St. Kornelius täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet, sodass ein stilles Gebet vor dem Maialter und die Verehrung der Gottesmutter unabhängig von Andachtszeiten möglich sind.